Bathsheba
Kein typisches Okkult-Album

Interview

I. BATHSHEBA – das Debütalbum „Servus“

Grüß dich Michelle [Sängerin von BATHSHEBA]! Danke für die Zusage zum Interview. Wie geht es dir?

Hallo Stefan. Danke, mir geht es gut und dir?

Zunächst einmal herzlichen Glückwunsch zum neuen Album. Meiner Meinung nach wird die Platte schon bald als Insidertipp gehandelt werden. Was denkst du über „Servus“ und wie zufrieden bist du mit der Aufnahme und dem ersten BATHSHEBA-Album?

Besten Dank für das Lob und deinen Support. Für mich persönlich ist es das erste Mal, dass ich mir eine eigene Aufnahme anhören kann und meine Stimme mag. Ich bin definitiv zufrieden. Klar, es gibt immer Verbesserungs- und Wachtstumschancen. Aber insgesamt sind wir mit dem Ergebnis mehr als glücklich.

Jéremie Bézier vom Blackout Studio hat uns wirklich gepusht unser Bestes zu geben. Dabei hat er uns einen extrem guten Sound verliehen. Olivier Lomer hat das Artwork erstellt. Er ist ein großartiger Künstler und hat eine sehr eigene Note. Wir hatten Glück, dass wir für „Servus“ mit den richtigen Leuten zusammenarbeiten konnten, welche uns wirklich verstanden haben.

Am Ende ist es natürlich spannend zu sehen, wie die Hörer auf das Album reagieren. Bisher waren die Reaktionen wirklich großartig.

Bathsheba - Servus (Cover)

Ein mehr als gelungenes Debüt: BATHSHEBA – „Servus“ (2017)

Du benutzt deine Stimme auf „Servus“ anders als andere bzw. die üblichen weiblichen Stimmen im Genre. Wie hast du deinen eigenen Stil gefunden?

Ich glaube, dass es ein Fluch und ein Segen ist, dass ich technisch gesehen nie als Sängerin ausgebildet wurde. Ich muss mich daher auf mein Gefühl verlassen, um die Botschaft zu transportieren. In meinem Innern geht eine Menge vor sich und ich werde besser darin dies über meine Stimme auszudrücken. Ehrlicherweise höre ich wenig anderen Doom mit Sängerinnen, daher habe ich diesbezüglich wenig Vergleichsmöglichkeiten und gehe unbefangen an das Thema heran. Ich mag keine ordinären Dinge und bin sehr bedingungslos, wenn es um Musik oder das Leben im Allgemeinen geht. Ich halte mich nicht gern an Regeln.

Eure Platte scheint durch sehr viele verschiedene Metal-Genres beeinflusst zu sein. Kannst du etwas über eure Inspiration und alte bzw. aktuelle Bands die ihr mögt erzählen?

Ja, wir kommen defintiv alle aus sehr unterschiedlichen Richtungen, haben allerdings in Punkto Musikgeschmack viele Überschneidungen. Dies macht unsere Musik schwieriger in der Eingrenzung, wenn du in den direkten Vergleich mit traditionellen Doom Bands gehst. Unser Drummer Jelle [Stevens] mag Bands wie WOUNDED KINGS, aber auch ganz anderes Zeug wie SULJAN STEVENS. Unser Gitarrist Dwight [Goossens] ist der Mann für PALLBEARER und PRIMITIVE MAN, während Raf [Meukens] am Bass aus der Death bzw. Black Metal Ecke kommt. Er steht auf Bands wie ENTOMBED oder NATTEFROST.

Ich selbst bin total verrückt auf abgefahrende Bands wie MESHUGGAH, VED BUENS ENDE, DAUGHTERS, MERZBOW, RAKETKANON, SWANS, EMPTINESS, KONGH, APHEX TWIN… Außerdem liebe ich Bands wie WOVEN HAND, HAVE A NICE LIFE, DEPECHE MODE, GREAT LAKE SWIMMERS, OLAFUR ARNALDS… Oh Mann, ich könnte jetzt stundenlang aufzählen. Gerne natürlich auch Sachen aus den Neunzigern wie NIRVANA, BECK, THE SMASHING PUMPKINS, RAGE AGAINST THE MACHINE, THE RED HOT CHILI PEPPERS… Aber diese Zeiten sind vorbei. Auf der anderen Seite gibt es Bands aus dieser Zeit, welche sich beständig neu erfinden, ich denke dabei an RADIOHEAD, BJÖRK… Ich mag außerdem PJ HARVEY, LANA DEL REY, TOM WAITS…

Als Jugendliche stand ich total auf METALLICA, PANTERA, BLACK SABBATH, CLAWFINGER, SEPULTURA, HELMET, DANZIG, THE MISFITS… Mit der Zeit ist mein Geschmack in der Tiefe und in der Höhe gewachsen. Für neuere Bands muss ich erstmal nachdenken. DARIO MARS AND THE GUILLOTINES? Ich glaube, die haben sich im Jahr 2013 gegründet [SvW: Jap, korrekt]. Ich verfolge das alles nicht so aktiv, von daher entdecke ich neue Sachen eher durch Zufall oder auf einem Gig.

Was bedeutet eigentlich der Albumtitel „Servus“. In Bayern heißt es in etwa „Guten Tag“…

Haha, es handelt sich definitiv nicht um einen guten Tag. Es bedeutet vielmehr „Sklave“ in Latein und soll die Versklavung an das Leben und die dazugehörigen Pflichten zeigen. Es ist am Ende die Zusammenfassung des lyrischen Konzepts. Dieses befasst sich mit der Trostlosigkeit des Lebens und wie du unter dieser Last zusammenbrichst, dich wiederfindest und verändert wirst. Es geht darum mit dem Leid zu leben, davon abhängig zu werden und in gewisser Art und Weise ein Sklave zu sein.

Bathsheba - Bandfoto

BATHSHEBA – Stranger in the dark…

II. „Servus“ & der Okkultismus

Was genau hat es in diesem Zusammenhang mit euren okkulten Einflüssen auf sich. Gibt es hier eine Verbindung zu deinem regulären Alltag?

Um uns herum ist definitiv mehr als wir sehen können. Dahinter liegt ein tieferes Verständnis, welches durch profundes Wissen erlangt werden kann, über das im Grunde aber niemand wirklich verfügt. Ich bin Kräuterkundlerin und Amateur-Mythologin, ich studiere Pflanzen und Tiere wissenschaftlich und spirituell. Ich will gesamtheitlich betrachten. Es gibt soviel um uns herum, aber wir sind nunmal nur Menschen auf der Erde. Dort gelten Naturgesetze, Biologie und Chemie. Dies definiert wiederum wie die Welt aufgebaut ist, ganz egal was du oder ich denken. Ich mag Verschwörungstheorien (außer vielleicht den totalen Schwachsinn) und das Okkulte nimmt hierbei einen wichtigen Platz ein. Faktisch gesehen ist der Okkultismus ein elementarer Baustein der Vergangenheit und Gegenwart.

Zudem fasziniert mich Geschichte sehr stark. Carl Jung spricht von Archetypen, Einstein von Energie. Es gibt eine gewaltige Welt der Astrologie und Astrophysik. Diese einzelnen Punkte kann man miteinander verbinden. Ich denke, dass man sich glücklich schätzen kann, wenn man auch nur einen Schimmer des Okkulten versteht. Ich sehe diese Grundlage allerdings nicht bei den meisten Bands, die dieses Image verkaufen. Das ist schade, denn es zeigt ein bisschen das mangelnde Verständnis dieser Themen und mangelnden Respekt vor diesen Urkräften. Aber jeder wie er mag…

Ich glaube, dass „Servus“ okkult ist, weil es einfach ein so großes Stück von mir ist. Natürlich im Verhältnis zu dem geringen Wissen, welches mir zueigen ist…Trotzdem ist es kein typisches Okkult-Album, dass hoffe ich zumindest, weil, ich dieses Image nie verkaufen oder der Öffentlichkeit preisgeben wollte. Okkultismus ist keine bescheuerte Spielerei, obwohl es oft so wirkt, als wäre das heutzutage der Fall.

Danke für diesen tiefgehenden Einblick in die Welt von BATHSHEBA! Wie es geht nun mit „Servus“ weiter?

Wir werden demnächst ein paar coole Gigs spielen. Die Releaseparty wird am 30. März 2017 gemeinsam mit EMPTINESS (und BONEPIPE) im Club Botanique in Brüssel stattfinden. Wir spielen auf dem Roadburn Festival in Holland, Rodeofest in Antwerpen, Dragonfest in England, Into The Void Festival in Holland…vielleicht folgt später noch eine kleine Tour, wer weiss.

Das ist ja schon eine ganze Menge. Bisher wart ihr mit Gigs ja eher sparsam, insbesondere was deutsche Bühnen angeht, oder?

Genau, wir haben uns sehr stark auf die Platte fokussiert. Wir sind auch nicht sehr schnell darin Songs fertigzustellen. Jetzt proben wir gerade die Setlist für die kommenden Gigs. Bisher ist für Deutschland nichts geplant, wir würden uns aber über Angebote freuen!

Alles klar, was kann man denn von BATHSHEBA in Zukunft sonst noch erwarten?

Wie gesagt, wir werden einige großartige Gigs spielen und in der Zwischenzeit an neuen Songs arbeiten. Wir wollen den aktuellen Schwung für das kommende Album nutzen. Außerdem erscheint demnächst ein limitiertes Tape.

III. LEVIATHAN SPEAKS – Michelle solo

Leviathan Speaks - Bandfoto

LEVIATHAN SPEAKS – Irgendwo zwischen Ambient Black Metal, Trip Hop und Noise

Kannst du uns zum Schluss noch etwas über dein Projekt LEVIATHAN SPEAKS erzählen?

Sehr gerne! Es handelt sich um mein Soloprojekt. Ursprünglich bin ich als Ambient Black Metal Projekt mit Vocals gestartet. Heute tendiere ich mehr zu Ambient Trip Hop mit Noise-Elementen. Die Musik soll dabei mit möglichst wenigen Eingrenzungen belegt sein. Ich fühle mich an keine Genrebeschränkungen gebunden. Außerdem kann ich mich selbst sehr gut im Projekt erforschen, was großartig ist. Eigentlich wollte ich mit LEVIATHAN SPEAKS nicht live auftreten, allerdings habe ich ein Angebot erhalten, welches ich nicht ablehnen könnte. Von daher freue ich mich, dass ankündigen zu dürfen! Es wird komplett anders sein, als das was ich bisher gemacht habe. Das Konzept ist sehr persönlich, es geht überwiegend um die Seite deiner Selbst, welche du normalerweise zu verstecken versuchst. Aber okay, es ist einfach da, also lasse ich das Ungeheuer an die Oberfläche kommen.

Bildquellen:
Burning Moon (Bandfoto)
Frederic Cardinaels/ Olivier Lomer (Leviathan Speaks )

Quelle: Interview mit Michelle
12.04.2017

Stellv. Chefredakteur

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