Merrimack
Quintessenz des Black Metal

Interview

Interview mit Perversifier von MERRIMACK

MERRIMACK haben jüngst ihr neustes Album „Omegaphilia“ unter die Meute gebracht und damit mehr als nur einen Achtungserfolg erzielt. Wir haben mit Gitarrist und Gründungsmitglied Perversifier ausgiebig über Black Metal, moderne Produktionsmittel und Satanismus philosophiert.

I. Das neue Album – „Omegaphilia“

Grüß dich! Zunächst einmal Glückwunsch zum neuen Album „Omegaphilia“. Das Album hat mir echt gefallen! Irgendwie klingt die Platte „back to the roots“ und ist dennoch eine hervorragende Interpretation wie moderner Black Metal heute klingen kann, ohne sich irgendwelchen Trends (post, orthodox, retro…) anzubiedern. Der Fokus liegt auf starken Riffs und gutem Songwriting. Wie siehst du das und was war eure Intention, als ihr das Album aufgenommen habt?

Vielen Dank! Wir wollten mit „Omegaphilia“ zum Ursprung des Genres zurück, um dem Black Metal der zweiten Hälfte der Neunziger Jahre zu huldigen. An ausgefallenen Experimenten und avantgardistischen Vermischungen haben wir kein Interesse. Wir spielen den Black Metal, den wir mögen und welcher eng an die Traditionen angelehnt ist. Es ist heute verdammt schwer ein traditionelles Black Metal Album aufzunehmen und den Hörer mitzunehmen. Wir glauben, dass dies auf dem neuen Album funktioniert hat.

Bild Merrimack Omegaphilia Album 2017 Cover Artwork

Das Cover-Artwork von „Omegaphilia“, dem 2017er-Album von MERRIMACK

Frater Stephane (NKRT) hat das Intro zum Track „Cauterizing Cosmos“ beigesteuert. Wie seid ihr in Kontakt mit ihm getreten?

A.K. kennt seine bisherige Arbeit und hatte die Idee ihn zu fragen. Es gab eine Debatte in der Band, ob wir wirklich ein Intro benötigen. Manche Mitglieder wollten unbedingt ein Intro, während andere, mir eingeschlossen, diese langweilig und sinnlos finden. Ich überspringe sie immer! Also kamen wir zur Idee ein kurzes Intro als Bestandteil des ersten Songs zu nutzen. Wir haben eine frühe Version des Albums an Frater Stephane geschickt und ihm alle Freiheiten bei der Ausgestaltung gelassen. Er hat die Atmosphäre des Stücks perfekt eingefangen und ein Ritual erschaffen, welches sich perfekt mit unserer Kunst vereint.

Ist „Omegaphilia“ weiterhin dem Satanismus gewidmet? Was bedeutet Satanismus für die Band MERRIMACK und die einzelnen Mitglieder?

Satanismus ist nicht das Hauptthema auf „Omegaphilia“. Grundsätzlich gibt es überhaupt kein Hauptthema auf diesem Album, jeder Song beschäftigt sich mit einer anderen Thematik. Satanismus ist immer im Hintergrund, allerdings spüren wir kein Verlangen mehr danach, diesen zu predigen. Man kann nicht zehn Stücke schreiben, in denen es darum geht Satan zu huldigen, das wäre redundant.

Satanismus bedeutet für jeden Satanisten etwas anderes. Wir, als Band, haben ein gemeinsames Verständnis, allerdings mit Abweichungen. Es gibt keine Wahrheit, wenn wir über Religion sprechen, sondern nur Glauben. Jedem seinen Glauben – so lange die Leute glauben.

Ebenso wie „The Acausal Mass“ wurde „Omegaphilia“ im Necromorbus Studio aufgenommen. Das Album klingt sehr kompakt und kraftvoll. Bist du mit dem Sound zufrieden und wie lief die Aufnahme?

Entgegen der Annahme in vielen Magazinen und Webzines wurde „Omegaphilia“ nicht im Necromorbus Studio aufgenommen. Wir wollten unseren Sound mit dem neuen Album explizit ändern. Wir glauben, dass wir den gewünschten Sound perfekt gefunden haben – dynamischer, sehr hasserfüllt und voller Atmosphäre. Andrew Guillotin vom Hybreed Studio hat eine frische Brise in unseren Sound gebracht und wir sind sehr glücklich darüber. Die Platte ist weniger kalt und klingt nicht nach einer Orthodox-Black-Metal-Band und ist mehr im Sinne der Alben aus den Neunzigern, die wir sehr mögen. Trotzdem passt die Platte in das Jahr 2017.

Zudem haben wir etwas Neues mit „Omegaphilia“ probiert und alle Gitarrenspuren per Homerecording aufgenommen und im Studio dazugespielt. Hierdurch mussten wir mit dem Tontechniker nur noch den Sound schärfen, anstatt stundenlang unsere Instrumente zu spielen. Es hat perfekt funktioniert und wir werden dies sicherlich für das nächste Album erneut nutzen.

Wo wir gerade davon sprechen. Wie sinnvoll sind deiner Meinung nach moderne Aufnahmetechniken für den Black Metal?

Das hängt von der Technik ab. Dank der Computertechnik ist es einfach geworden, ein Album per Homerecording aufzunehmen. Allerdings nimmt diese Art der digitalen Aufnahme etwas von der Atmosphäre der Musik, wenn du dies mit analogen Tapes vergleichst.

Für diese Platte wollten wir soviel wie möglich direkt aufnehmen, wie vor 20 Jahren. Wir haben keine Drum-Anpassungen in Form von Samples vorgenommen, diese klingen falsch und unnatürlich. Alle Drumspuren des Albums sind direkt Aufnahmen. Wir haben zudem keine Gitarren-Simulation genutzt, sondern echte Effektpedale und so weiter. Deshalb klingt das Album so verdammt „lebendig“ und nicht syntetisch. Aber natürlich wurde es mit modernen Mitteln aufgenommen, sprich mit einem Computer.

Merrimack - Bandfoto - 2017

Stehen auf Old-School-Zeug – MERRIMACK

MERRIMACK hat einen sehr eigenen Sound. Was glaubst du, sind die Merkmale dieses Sounds?

Ich bin nicht sicher, was du mit « Sound » meinst. Wenn du damit den Sound des Albums meinst, dann glaube ich nicht, dass wir hier ein Trademark haben, denn dieser unterscheidet sich sehr stark zwischen den Alben. Wenn du damit die Musik selbst meinst, bin ich sehr froh darüber, dass du eine persönliche Handschrift erkennst. Die besonderen Merkmale sind die volle Nutzung beider Gitarren für viele Arrangements. Es ist selten, dass beide Gitarristen dasselbe spielen. Zudem haben wir sehr viele Tempowechsel in einem Song, was ungewöhnlich für die Rock und Metal Musik ist. Wir nutzen nicht die typische Struktur – „verse, chorus, verse, chorus“. Die Songs sind oftmals sehr komplex, selbst wenn diese auf dem neuen Album etwas einfacher als bisher gestaltet wurden.

MERRIMACK sind eine Band, die es versteht schnelle aggressive Riffs mit langsamen und melodischen Parts zu kombinieren. Nichts ist linear und langweilig, sondern mit vielen Bergen und Tälern versehen.

Mit dem neuen Album seit ihr zum alten MERRIMACK Logo zurückgekehrt. War dies beabsichtigt und was war der Grund (z.B. ein idelogischer Wechsel) dahinter?

Sehr gut aufgepasst. Es war in der Tat eine bewusste Entscheidung das traditionelle Logo wieder zu nutzen. Wir wollten zu den Wurzeln zurück und dachten, dass das alte Logo dies besser ausdrückt als das eher modern Sigel der vergangenen Veröffentlichungen.

Es gab allerdings keine ideologische Veränderung in der Band. Aber wenn wir über die Musik sprechen, ja, diesbezüglich wollten wir zurück zu Eindringlichkeit und Authentizität. Zurück zudem, was uns in der guten alten Zeit erschauern ließ. Ich vermisse es Gänsehaut zu bekommen, wenn ich Black Metal höre. Wir haben es versucht und ich hoffe, dass es erfolgreich war. Das Album wurde mit aller Hingabe und Leidenschaft zu einem Genre erschaffen, welches zu stark verändert wurde.

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Quelle: Interview mit Perversifier, Juli 2017
07.08.2017

Stellv. Chefredakteur

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