Nektar
Interview mit Bassist Peter Pichl

Interview

Peter Pichl, seines Zeichens Bassist bei so namhaften Bands und Musikern wie RUNNING WILD, ULI JON ROTH, HEINZ RUDOLF KUNZE, YARGOS und JUTTA WEINHOLD, um nur einige Namen zu nennen, stieg erst kürzlich auch bei NEKTAR, der 70er-Legende im Psychedelic/Prog Rock und einer seiner musikalischen Einflüsse, mit ein und wird sie bereits auf der aktuellen „Book of Days – European Tour“ begleiten. Anlass genug, um bei Peter zu horchen, wie es dazu kam, in Erinnerungen zu schwelgen und zu sehen, was bei ihm sonst noch musikalisch so ansteht.

Nektar

Hey Peter, erinnerst du dich noch? Als wir vor ein paar Jahren unser erstes gemeinsames Interview bzgl. RUNNING WILD führten, hast du NEKTAR als einen deiner grossen frühen Einflüsse genannt und jetzt gehst du mit der Band sogar auf Tour! Also erzähl mal, was ist das für ein Gefühl und wie kommt das denn?

Hi Jens, na klar erinnere ich mich noch! Nun, was soll ich sagen…das mit NEKTAR ist natürlich superspeziell für mich!!! Ich selbst bin Fan dieser Band seit 1976 und erinnere mich an viele Abende und Situationen, in denen ich mit meinen Kumpels NEKTAR gehört habe und wir darauf abgefahren sind. Und nicht nur früher, sondern auch bis zuletzt lagen meine NEKTAR-Scheiben immer wieder auf meinem Plattenteller. Sie haben für mich persönlich eine ähnliche Bedeutung wie meine PURPLE/SABBATH/ZEPPELIN/etc.-Scheiben. Und nun spiele ich bei NEKTAR…das ist schon sehr, sehr irre!! Wie das kommt? Anfang des Jahres rief mich Klaus Henatsch, einer meiner liebsten musikalischen Partner, an und fragte, ob ich evtl. Interesse hätte, mit NEKTAR auf Tour zu gehen. Ich meinte „Wie… Was… Willst du mich verarschen?“ Und dann hat sich das konkretisiert! :-)))

Sehr geil. Mir sind NEKTAR als die „deutscheste“, „kraut-rockigste“ britische Band der Siebziger bekannt, die sich einen legendären Ruf als Vorreiter des Progressive- oder Art-Rocks erarbeiteten und – zumindest damals – als die sogn. härteren PINK FLOYD beschrieben wurden. Passt die Beschreibung?

Ja, die passt schon in gewisser Weise. Es ist aber noch eine ganze Menge mehr, was man zur Beschreibung des NEKTAR-Stils anführen könnte. Wenn ich zur Beschreibung Bandvergleiche heranziehe, was ja völlig legitim ist, würde ich sagen: Nimm eine gute Portion PINK FLOYD, YES, DEEP PURPLE und JIMI HENDRIX. Und dann stelle dir den authentischen Spirit der frühen 70er Jahre vor. Typische Merkmale der NEKTAR-Musik sind viele verschiedene Parts mit Tempowechseln, harte und atmosphärische Teile einander abwechselnd, mal sehr melodiös, mal dampfend groovend, mal treibend.

Dass NEKTAR gerne mit Kraut Rock in Verbindung gebracht wird liegt daran, dass sie von ’69 an, als sie sich gegründet haben, einige Jahre in Deutschland ansässig waren – zusammen auf einem Bauernhof lebend, wie sich das damals gehört hat 🙂 – und demnach viel mit den deutschen Bands auf Festivals usw. gespielt haben. Mitte der 70er sind sie in die Staaten umgezogen, wo drei ihrer Platten Goldstatus erreichten. Die Zeit in Deutschland wird aber auch klar Einfluss auf NEKTAR genommen haben. Das ist naheliegend.

Gut, dann stell‘ doch NEKTAR nochmal etwas genauer vor, damit sich diejenigen, die NEKTAR bisher noch gar nicht kennen, von der Band auch ein Bild machen können.

Stilistisch habe ich die Band ja vorher schon beschrieben. Was die History anbelangt, bin ich jetzt nicht unbedingt der Chronist. Ich glaube am einfachsten ist es, wenn sich Interessierte mal ein wenig auf der Homepage von NEKTAR informieren: www.nektarsmusic.com

Und wem Namen etwas sagen, unsere aktuelle Besetzung ist: Roye Albrighton (Gitarre, Lead Vocals), Ron Howden (Drums, Vocals), Klaus Henatsch (Keas, Vocals) und Peter Pichl (Bass, Vocals).

Weisst du eigentlich auch, woher der Bandname stammt oder was er bedeuten soll?

Nein, ich denke es ist einfach nur ein Name. 😉 Mit Sicherheit werde ich aber viele nette Anekdoten im Tourbus zu hören bekommen. Vielleicht lüftet sich dann auch das Geheimnis des Namens. Teile ich dir dann mit, He He.

Ich geb’s zu, bis auf ein Live-Album und „A Tab In The Ocean“, auf dem sich auch der Song „King Of Twilight“ befindet, den IRON MAIDEN später coverten, kenne ich kaum Material der Band. Welche Alben möchtest du uns denn besonders ans Herz legen?

Ach? Das mit MAIDEN wusste ich ja noch nicht, He He. Also, die beiden Platten, die mich den grössten Teil meines Lebens begleitet haben, sind „Remember The Future“ und „Sunday Night At The London Roundhouse“. Ein Kumpel von mir hatte „A Tab In The Ocean“, ein anderer „Sounds Like This“. So hat man sich dann immer gegenseitig besucht, jenachdem auf welche Platte man gerade Bock hatte, Ha Ha. Diese Platten liegen mir logischerweise besonders am Herzen. Man kann übrigens auf der gerade entstandenen neuen NEKTAR-Website diese Platten komplett hören. Wenn man den rauheren Livesound hören möchte, empfehle ich „Sunday Night…“, für den Eindruck eines Studio-Konzeptalbums „Remember The Future“. Wenn jemand als „Frischling“ in diese Platten reinhört, muss ihm natürlich klar sein, dass er keinen modernen HiTech-Sound erwarten kann, sondern den Sound der frühen 70er!

Lass uns nochmal kurz auf „King Of Twilight“ zurückkommen. Der Song klingt tatsächlich wie für IRON MAIDEN gemacht. Insgesamt klingt „A Tab In The Ocean“ sehr hard-rock-lastig. Meinst du nicht?

Findest du? Ich würde eher sagen, dass auch hier die typische NEKTAR-Mischung vorhanden ist, wie ich sie schon vorher beschrieben habe. Und mit „Desolation Valley“ ist ein Song dabei, der sogar in jazzige Gefilde vordringt, zumindest atmosphärisch. Dieser Song zählt übrigens zu meinen absoluten Lieblingssongs und ich würde ihn gerne als guten Anspieltipp empfehlen. Aber, klar, „Crying In The Dark“ und „King Of Twilight“ stehen wiederum mehr für den hardrockigen Teil NEKTARs.

NEKTAR gehen ja jetzt bald auf Tour. Wie habt ihr eigentlich dafür geprobt?

Bis jetzt noch gar nicht, He He. Roye lebt mittlerweile in Mittelengland und Ron in New Jersey. Da ist es schlecht, mal eben so zu proben… 😉 Aber wir werden natürlich unmittelbar vor der Tour einige Tage proben. Bis dahin ist meine Hauptarbeit, mir die ganzen Songs draufzuschaffen, was nicht gerade wenig Arbeit ist. Das Programm wird gut 2 1/2 Stunden betragen und das alles auswendig zu lernen, mit all den verschiedenen Parts und Vertracktheiten, ist schon ein Batzen. Ausserdem gibt es immerwieder Stellen, die rein spieltechnisch gar nicht so einfach sind und die ich richtig üben muss, was ich, mit Verlaub gesagt, sonst kaum kenne. NEKTAR zwingt mich also nochmal richtig zum Üben, verdammt… Ok, schaden tut’s natürlich nix, Hö Hö.

Und wann geht’s los?

Die Tour startet am 19ten September und endet am 13ten Oktober. Es sind nur ganz wenige Day-Offs dazwischen. Das wird also auch ein ganz schöner Ritt. Aber ich freue mich riesig darauf. Die Tourdaten kann man am besten unter www.mr-ac-music.de (Tours/Konzerte) einsehen, oder auf der NEKTAR-Site.

Spielt ihr eigentlich auch ausserhalb Deutschlands?

Ja. Die kommende Tour ist zwar hauptsächlich auf Deutschland konzentriert, aber auch mit jeweils einem Konzert in Holland, Belgien und der Schweiz. Aber NEKTAR hat Fans auf der ganzen Welt und so kann es durchaus sein, dass in absehbarer Zeit auch in anderen Erdteilen getourt wird. Vor zwei oder drei Jahren hat NEKTAR in Brasilien einige Shows gespielt und waren selbst völlig erstaunt, wieviele Fans sie dort hatten. Und in den USA sowieso…

Kommen wir jetzt mal zu einer ganz anderen Geschichte. Denn neben RUNNING WILD und nun auch NEKTAR warst bzw. bist du unter anderem auch für YARGOS tätig. Euer Debüt-Album „To Be Or Not To Be“ hat bei uns überdurchschnittlich gut abgeschnitten und Anfang diesen Jahres habe ich dann irgendwo gelesen, dass es da bald auch einen zweiten Longplayer geben wird. Wie steht’s denn damit? Gibt’s schon einen Titel für das Album und wann wird es erscheinen?

Ja, ich bin wieder mit dabei und das Album soll im Spätherbst erscheinen. Den Titel weiss ich noch nicht. Aber das wird mit Sicherheit ein sehr interessantes Album, bin sehr gespannt darauf.

Und wie schaut es bei Rolf und RUNNING WILD aus? Ich weiss zwar, dass er nicht untätig ist, aber Details kennt anscheinend noch niemand so wirklich…

Ja…das weiss ich auch nicht. Es ist ja kein Geheimnis, dass Rolf gerne eher alleine arbeitet und plant. Das muss man so akzeptieren.

Wünschst du dir manchmal etwas mehr in Rolfs Arbeit involviert zu sein?

Selbstverständlich, aber wie gesagt…

Wie würdest du denn Rolf als Person charakterisieren?

Nun, Rolf ist jemand der weiss WAS er will, und dementsprechend auch weiss, was er NICHT will. Ich schätze solche Leute.

Zum letzten RUNNING WILD Album „Rogues En Vogue“ hast du lediglich für ein paar Songs Bass-Spuren beigesteuert, während Rolf zu den verbliebenen Songs den Bass selbst eingespielt hat. Wie kam es denn dazu?

Rolf hat beim Entwickeln der Songs demomässig selbst Bass gespielt und die passten einfach. Es wäre völlig unsinnig gewesen, wenn ich sie nochmal gespielt hätte. Wozu auch?

Obwohl ich selbst nur ganz wenig Gitarre spielen kann habe ich es häufig erlebt, dass, wenn ich auf Stücken von mir irgendwelche Demo-Gitarren gespielt habe, kein anderer Gitarrist das passender hingekriegt hat. Also… 😉

Allerdings, die kleine Spitze kann ich mir nicht verkneifen, hat er meine Bässe auch erheblich leiser gemischt als seine, He He. 😉 Aber das ist nunmal der Stil, wie heute meistens gearbeitet wird, leider. Fast alle wurschteln nur noch für sich alleine hin. Umso geiler, dass ich jetzt mit NEKTAR auf Tour gehe. Roye hat mir erzählt, dass ein Grossteil der NEKTAR-Songs aus Jam-Sessions beim Soundcheck oder bei Proben, die immer aufgenommen wurden, entstanden sind… Good old school. 😉

Abschliessend noch eine Frage: Welches Album hast du dir zuletzt gekauft und was hörst du zur Zeit am liebsten?

Hmmm, verdammt, ich weiss gerade gar nicht, was ich mir zuletzt gekauft habe. Ich weiss nur was meine Frau zuletzt für uns gekauft hat. Und das sind die Zappa-Scheiben „Sheik Yerbouti“, „One Size Fits All“ und „Joe’s Garage“. Die laufen bei uns zur Zeit hoch und runter. 🙂 Ach so, auch eine jüngere Anschaffung und sehr geil: TONY IOMMI und GLENN HUGHES‘ „Fused“.

Peter, viel Erfolg auf Tour mit NEKTAR und besten Dank für das Interview!

Jens, ich danke DIR bestens!

19.08.2007

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