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"Die Menschen müssen offensichtlich spinnen"

Interview

Woher kam bei Dir die Inspiration, ein Album inhaltlich fast schon cineastisch auszulegen und nicht typische Songs zu schreiben, wie es im Power-/Speed Metal üblich war und ist?

Eben weil es so viele machen. Einfach mal etwas Anderes machen. Das ist wie mit den Covers, wo man sich sagt, wir nehmen halt mal einen anderen Grafiker, als jenen, den schon alle Fans direkt erkennen. Es ist dann zwar durchaus schwerer, die Menschen zu erreichen und man muss sie ein bisschen auf das Ergebnis stoßen, doch ich wollte einfach nicht diese Klischees bedienen. Im Moment gibt es ja wieder deutlich mehr Artworks, die etwas nach Sci-Fi ausschauen, doch wir haben das eigentlich immer schon so gemacht. Wir hängen uns da an nichts ran, aufgrund eines Trends oder so.

Ich hatte darüber nachgedacht, ob Du womöglich auch eine Affinität zu Sci-Fi-Filmen oder -Literatur hast.

Doch zu Science-Fiction fühle ich mich sowohl literarisch als auch im Bezug auf Filme hingezogen. Dazu war ich schon als Kind der Astronomie verbunden und habe das auch irgendwann angefangen zu studieren. Zwar habe ich es nicht zu Ende gebracht, doch eine Affinität war schon immer da und das hat sich bis Heute gehalten.

Im Opener „The Earth Song“ ist eine kurze Passage mit „Sprechgesang“ enthalten, indem sich die Erde über ihre menschlichen Bewohner auskotzt. Diese ist, im Gegensatz zum Rest des Albums, auf Deutsch gehalten. Warum habt ihr euch dazu entschieden?

Kurzum, ich finde es geil! Ich habe hier gesessen und mich gefragt, was man noch dazu packen könnte und dann dachte ich mir, dass die Deutschen diese Anklage der Erde an die Menschheit ja auch mal kapieren müssen. Ich habe das dann erstmal in Deutsch abgefasst und in Phrasenform gepackt, was mir bis dahin ziemlich gut gefallen hat. Falls unser Sänger Efthi das Ganze nicht gemocht hätte, hatte ich noch eine englische Version parat, die mir auch gefallen hat.

Ich war mir beim Anhören auch nicht ganz sicher, ob diese Passage tatsächlich von Efthi kommt.

Ich habe diesen Teil geguided und er hat seine Stimme darübergelegt. Das ist also im Prinzip eine Zusammenführung zweier Stimmen, dadurch bekommt es nochmal einen etwas anderen Charakter.

Kürzlich habt ihr mit Dominik Rothe (Gitarre) und Sascha Kurpanek (Drums) noch zwei neue, dauerhafte Mitglieder aufgenommen. Dabei dürfte auch der Wunsch nach Kontinuität eine Rolle spielen, oder?

Ja, Kontinuität ist immer so eine Sache und Bands wie SCORPIONS, IRON MAIDEN oder KISS nicht zu schlagen. Leute waren teilweise sieben oder acht Jahre bei uns und dann wird immer vom „Besetzungskarussell“ gesprochen, auch wenn da fast ein ganzes Leben dazwischen liegt. Da passieren halt Dinge, wie Heirat oder Änderungen in der Familie, weshalb du dann wieder eine Fluktuation hast. Das Ziel war schon immer, Kontinuität reinzubringen, denn niemand würde das machen, wenn wir mit dem Anspruch an die Sache gehen, Bandmitglieder bei der kleinsten Sache wieder herauszuwerfen.

Eigentlich hatten wir Stefan Weber am Start, doch dieser war zur Phase, als wir das Album schreiben wollten, deutlich stärker bei RAGE eingebunden und hatte keine Zeit. Wir haben dann gedacht, bevor wir wieder nur einen Lückenfüller für Live-Shows suchen, wäre es doch schöner, wieder ständige Leute dabei zu haben. Wir hatten dann Dominik gefragt und dieser hat uns zugesagt. Als Boris dann Ende des Jahres 2023 ausgestiegen ist, hatten wir unheimlich Glück, dass Dominik noch Kontakt zu seinem alten Drummer hatte und wir diesen dann antesten konnten. In sechs Wochen hat sich Sascha jetzt achtzehn Songs raufgepackt und du kannst dir vorstellen, was der im Moment für einen Schädel hat. Wir hatten uns das von der zeitlichen Abfolge auch anders vorgestellt, aber so ist das eben manchmal und jetzt schauen wir nach vorne.

Unter dem Aspekt drängt sich die Frage schon auf, ob ich der morgige Albumrelease oder die dazugehörige Live-Show derzeit am Ehesten um den Schlaf bringt?

Da wir uns im Moment zwangsläufig sehr intensiv damit befassen, ist das sicherlich die Show. Dass alles glatt geht, ist dem Sascha genauso zu wünschen wie der gesamten Band, denn er hat wirklich alles möglich gemacht. Er ist ja auch kein bezahlter Profidrummer, der die Sachen mal eben schnell einspielt, sondern da steckt auch viel Herzblut drin. So ist es derzeit schwer, sich in letzter Konsequenz auf den Albumrelease zu freuen. Dazu macht man auf entsprechenden Shows eigentlich immer besondere Sachen, was in dieser speziellen Situation natürlich auch nicht möglich war.

Das wäre derzeit vielleicht auch etwas über das Ziel hinausgeschossen.

Ja, richtig, man muss eben Prioritäten setzen.

Stehen für dieses Jahr schon mehrere Live-Shows auf der Agenda, von den beiden Release-Auftritten abgesehen?

Ja, schon. Da ist aber noch nichts fest gebucht. Das sind Sachen für den Zeitraum Ende Mai und Anfang Juni. Da haben wir zusammen mit einer griechischen Band schon ein paar Auftritte festgezurrt, allerdings brauchen wir noch ein paar Shows dazwischen, um das Ganze rund zu machen. Selbiges werden wir danach auf deren Territorium in Griechenland ebenso machen.

Ist kompositorisch zukünftig damit zu rechnen, dass nicht mehr nur Du für Musik und Lyrics verantwortlich zeichnest, sondern auch andere Bandmitglieder ihren Teil beitragen?

Ja, das war vorher auch schon so. Wenn wir als Band zusammenarbeiten ist es nicht mein großes Ziel, alles alleine zu machen. Ich fühle mich da auch mehr inspiriert, wenn die Anderen etwas beitragen, denn die eigenen Ideen kennt man ja schon. Das wünsche ich mir eigentlich mehr, als wenn ich alleine losziehe. Dazu mache ich das natürlich nicht diktatorisch, denn wenn die Mitmusiker einen Part, den ich anschleppe, scheiße finden, dann habe ich da auch kein Bock mehr drauf. Wenn jemand etwas ablehnt und soll dann trotzdem mitarbeiten, dann wird das Ergebnis auch nicht gut. Das ist nur einmal bei der zweiten Scheibe so gelaufen, doch das war eine andere Zeit und ein Großteil der Band war unglücklich. Keine gute Zeit für uns.

Zur zweiten Scheibe „Terminal Earth“ ist mir vor Weihnachten aufgefallen, dass diese die einzige „alte“ Platte ist, die derzeit auf LP keine Neuauflage erhalten hat. Kommt da noch etwas?

Das ist vom Label einfach so entschieden worden. Zunächst sollte ein Dreierpack wieder veröffentlicht werden und in einem weiteren Schritt dann die „Terminal Earth“. Ich kann das leider nicht beeinflussen, denn ich hätte auch nicht unbedingt diese drei Alben auf einmal gebracht. Gerade da wir relativ lange für ein neues Album brauchen, hätte man diese Zeit etwas gestreckter für die Wiederveröffentlichungen nutzen können, aber das ist eben Labelpolitik.

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Quelle: Zoom-Interview mit Axel Julius
20.01.2024

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