Schammasch
"Jedes Werk war ein Leidensweg"

Interview

EP-Reihe statt Verschaufspause: SCHAMMASCH legen knapp ein Jahr nach dem Mammutwerk „Triangle“ mit der EP „The Maldoror Chants: Hermaphrodite“ nach. Die soll nur der erste Teil eines größeren Konzeptwerks sein. Was genau dahinter steckt und warum ein neues Album erst mal nicht in Frage kommt, erklärt uns Mastermind Chris S.R. im Interview.

Hey Chris, mit „The Maldoror Chants: Hermaphrodite“ gebt ihr den SCHAMMASCH-Fans eine 30-minütige EP anstatt eines neuen vollwertigen Albums. Musstet ihr nach dem langen und komplexem „Triangle“ einfach mal was kleineres machen oder wie kam es dazu?

Chris S.R.: So kann man es vereinfacht sagen, ja. Triangle nimmt noch immer viel Raum in Anspruch, wir haben uns dazu entschieden, erst mal was dezenteres in punkto Länge zu machen, das sich in eine frische Richtung bewegt. Mit dieser Idee entstand das Konzept von „The Maldoror Chants“.

„Hermaphrodite“ ist Teil einer Reihe von EPs, die ihr angekündigt habt. Wie viele davon wird es denn geben und wann können wir mit der nächsten EP rechnen?

Chris S.R.: Das kann ich beides nicht beantworten, da es für beides keine Pläne gibt. Ich möchte die Arbeit an diesem Projekt so ungezwungen, frei und spontan wie möglich halten, alles andere würde dem Grundgedanken widersprechen. Allerdings habe ich bereits einen neuen Abschnitt des Buches im Auge, den ich mir sehr wahrscheinlich für den nächsten Release der Reihe vornehmen werde.

„Les Chants de Maldoror“, geschrieben vom französischen Dichter Lautréamont, sind bereits seit eurem zweiten Album „Contradiction“ eine große lyrische Inspiration für euch. Worum genau geht es in diesem Werk?

Chris S.R.: Es ist eines der literarischen Werke, die den Surrealismus maßgeblich beeinflussten, ein Kosmos der Abstraktion, eine Antithese zur Erlöserthematik der Religionen. Ich möchte nicht direkt auf die Geschichte des Buches bezogen antworten, dafür gibt es genügend Quellen. Stattdessen erkläre ich was mich am Inhalt des Buches so fasziniert; der Schreibstil Lautréamonts ist einzigartig manipulativ, er spielt mit dem Leser, adressiert ihn stellenweise direkt, manchmal auf eine verstörende Weise. Das Buch hat seine eigene Seele und Sprache, die jegliche Normalität verschlingt. Es ist durchtränkt mit Grenzüberschreitungen, das ist es, was es für mich so wertvoll macht.

Und warum ist genau jetzt die Zeit gekommen, dass ihr eine ganze Reihe von Veröffentlichungen ausschließlich diesem Werk widmet?

Chris S.R.: Der Trilogie-Zyklus der Alben hat mit Triangle geendet und Platz für etwas Neues geschaffen. „The Maldoror Chants“ nimmt einen Teil des Platzes ein. Warum jetzt der Zeitpunkt für die Reihe ist, weiß ich nicht, es hat sich richtig angefühlt.

Viele Songs auf „Hermaphrodite“ sind der ambient-mäßig. Werden die anderen in EPs in eine ähnliche musikalische Richtung gehen?

Chris S.R.: Das kann ich jetzt noch nicht sagen, das wird sich zeigen. Jedoch wird kein Teil der Reihe wie ein anderer klingen.

Die Schweiz hat den Ruf, ein Land zu sein, in dem man es als Metalband nicht gerade einfach hat Fuß zu fassen, vor allem auf dem internationalen Markt. Wie nehmt ihr das als Schweizer Band wahr?

Chris S.R.: Hat sich das in den letzten Jahren nicht wieder etwas verändert? Mit BÖLZER, SCHAMMASCH und ZEAL & ARDOR sind momentan, nebst den gängigeren, wieder neue Namen im Schweizer Katalog vertreten, die internationalen Erfolg verzeichnen. Ich denke, schlussendlich spielt die Nationalität, wenn, dann höchstens eine Nebenrolle im Musikmarkt Ich bin davon überzeugt, dass Qualität immer einen Weg findet.

Am Anfang eurer Karriere wahrt ihr auf der Bühne noch in recht gewöhnlicher Kleidung zu sehen. Wann und wieso kam die Idee auf, eure Bühnenoutfits aufwändiger zu gestalten?

Chris S.R.: Das Bühnenbild hat sich mit dem Release von „Contradiction“ stark verändert, da es sich für mich zunehmend unpassend und falsch angefühlt hat, mich oder uns auf der Bühne in alltäglicher Aufmachung zu zeigen. Das widersprach schlicht der Ästhetik der Musik und der Atmosphäre.

SCHAMMASCH haben im Laufe ihrer Karriere eine sehr große musikalische Entwicklung durchgemacht. Gibt es etwas, dass eure Werke trotz aller Veränderung miteinander verbindet?

Chris S.R.: Jedes Werk war ein Leidensweg und schmerzhafter Schaffensprozess.

Es gibt genügend Bands, die gerne auf Nummer sicher gehen und ihren Stil kaum verändern. Warum gilt das nicht für SCHAMMASCH?

Chris S.R.: Weil ich zum Einen keine festen Formeln für mein Songwriting habe – jedes neue Werk ist ein Beginn bei 0, ich muss mich immer wieder erst erneut finden, dass die Dinge in Bewegung geraten. Zum Anderen habe ich gar kein Interesse oder Verlangen danach, Dinge bewusst zu wiederholen. Vergangene Werke sind für mich abgeschlossene Momentaufnahmen, die damals aus den vorherrschenden Gegebenheiten entstanden sind und somit den aktuellen Zustand nicht zwingend beeinflussen. Ich will erschaffen, nicht recyclen. Im Betreten unerforschter Gebiete liegt der größte Reiz.

Galerie mit 24 Bildern: Schammasch - De Mortem Et Diabolum 2022 in Berlin
28.06.2017

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