The Deformity
Interview mit Mastermind Maik zu "Erwachen"

Interview

Mit gut einem Viertel der Stimmen hat die metal.de-Leserschaft THE DEFORMITYs „Erwachen“ zur schlechtesten Scheibe in 11 Jahren metal.de gekürt. Bei einer so denkwürdigen Auszeichnung wollten wir natürlich wissen: wer steckt überhaupt hinter THE DEFORMITY und was veranlasst ihn, so grausame „Musik“ zu veröffentlichen? Deshalb baten wir Mastermind Maik zum Interview. So unausgereift seine Musik auch ist – sowohl bei THE DEFORMITY, als auch bei seiner anderen Band ROTTING FLESH – hält ihn dieser Umstand doch nicht davon ab, sich lautstark und mannigfaltig mit diversen Projekten Gehör zu verschaffen… und damit symptomatisch für ein Wirtschaften im Metal zu sein, das mittlerweile gang und gäbe ist: THE DEFORMITY ist ein Abbild einer Szene, in der Namen, Images und Bezeichnungen wichtiger geworden sind als die Musik an sich.

Zwar ist Maik mit THE DEFORMITY unsagbar weit davon entfernt, auch nur eine CD zu verkaufen. Die Mechanismen, Floskeln und Stanzen des Marktes, wie sie ihm vorgelebt werden, hat er aber schon so verinnerlicht, als blickte er auf eine jahrelange Karriere zurück. Wenn THE DEFORMITY auch musikalisch nichts beizutragen hat, so kann dieses Projekt vielleicht zumindest als Parabel gelten. Als Parabel über die ganz normalen Methoden der Musikindustrie. Diese Musiksozialisation, wie sie heute wohl völlig alltäglich ist, ist vom Popstars-Phänomen des Mainstream weit weniger entfernt, als man sich das selber vielleicht glauben machen will. Maik adaptiert die große Seifenoper auf der Laienschauspielbühne und hält dem ganzen Zirkus – mit Sicherheit ungewollt – den Spiegel vor.

The Deformity

Bitte stell uns THE DEFORMITY doch einmal vor.

Gerne. THE DEFORMITY ist ein Mitte 2006 gegründetes und scharf kritisiertes Projekt, welches nur ein Mitglied hat: Maik. Auf einen bestimmten Musikstil lege ich mich eigentlich nicht fest, man muss die Musik hören und dann kann sich jeder seinen eigenen Stil denken.

Welche Instrumente spielst du und seit wann? Bist du Autodidakt?

Eigentlich spiele ich nur Schlagzeug, und das schon seit frühem Kindesalter, da mein Vater Schlagzeuger in einer Band war. Dieses stand immer im Keller und ich habe sehr oft blind daran gespielt. Später hat mein Vater mir etwas beigebracht. Auch bei den ganzen Bands, bei denen ich gespielt habe, habe ich sehr viel Erfahrung gesammelt. Vielleicht liegt mir das Schlagzeugspielen irgendwie im Blut. Die anderen Instrumente spiele ich eigentlich gar nicht regelmäßig und will sie auch gar nicht lernen. Gitarre habe ich mir ein bisschen selbst beigebracht, ein Keyboard habe ich auch im Hause stehen. Da hat mir mein Vater auch das ein oder andere gezeigt.

Was hat dich bewogen, eine Band zu gründen?

Die Freude an der Musik und am Schreiben der Lyrics hat mich dazu bewogen, eine Band bzw. das Soloprojekt zu gründen, weil ich irgendetwas Kleines oder Großes damit erreichen wollte.

Suchst du weitere Mitglieder, oder soll THE DEFORMITY ein Soloprojekt bleiben?

THE DEFORMITY soll auf jeden Fall ein Soloprojekt bleiben. Ich möchte über meine Musik alleine entscheiden, alleine Melodien schreiben, alleine alles aufnehmen usw., da es nicht mein Hauptprojekt ist. THE DEFORMITY ist als Band unpassend. Das könnte ich mir nicht vorstellen. Als Soloprojekt habe ich mehr Freiheit und das gefällt mir. Ich spiele gerne in Bands. Es ist nicht so, dass ich persönlichen und sozialen Kontakten gegenüber abweisend bin! Nein, denn THE DEFORMITY wurde als Nebenprojekt meiner damaligen Band ROTTING FLESH gegründet.

Du beschreibst deine Musik als Doom Death Metal. Wie kommt es dazu? Sehr typisch ist die Musik für diesen Stil nicht gerade…

Die CD „Erwachen“ würde ich nicht als Doom Death Metal bezeichnen. Generell bezeichne ich meinen Stil nicht mehr als Doom Death Metal. So habe ich nur die zweite Scheibe „When“ bezeichnet. Von diesem Stil habe ich mich aber entfernt. Momentan kann ich nicht genau sagen, in welchem Stil ich musiziere. Ich lege mich eigentlich nicht sonderlich fest. Manchmal ist es mehr Gothic, manchmal Progressive, manchmal auch etwas härter, was dann in den Death-Bereich geht. Bei den ganz neuen Songs, wie „Forever“, kann ich auch nicht viel zum Stil sagen. Hört Euch den Song einfach selber auf meiner Homepage an und bildet euch dann eine Meinung. Um nochmal zu „Erwachen“ zurückzukommen: Ich würde den Stil auch eher als Noise oder Grind bezeichnen, wie in deinem Review. [nun ja, „Lärm“ kam meinem Höreindruck noch am nächsten… – Anm. d. Red.]

Was sind deine Lieblingsstile?

Mein absoluter Lieblingsstil ist Gothic Metal, und dann noch so etwas Ähnliches wie Dark Metal zum Beispiel. Aber ich höre auch sehr gerne Black Metal und ab und an auch mal Hard Rock in der Richtung von ROSE TATTOO oder LORDI.

Wie möchtest du „Erwachen“ verstanden wissen? Was ist der Hintergrund der Platte? Gibt es Texte dazu? Worum geht es?

Viel kann ich zu „Erwachen“ nicht sagen. Es gab noch nicht solche Konzepttexte wie bei den anderen Platten. Es geht dort mehr in den Todesbereich, „im Tod erwachen“. Was mit Songtiteln wie „Feel“, also „fühle den Tod“, untermalt wird. Nach „Erwachen“ ging es dann mehr in den gothischen und persönlicheren Textbereich, der aber auch noch in gewisser Weise mit dem Themen Tod, Hass und Verzweiflung zusammenhängt. Wenn Ihr jetzt meine Texte lesen würdet, dann würdet ihr sie nicht verstehen. Sie würden viele Fragen offen lassen.

Du scheinst einen ziemlichen Output zu haben, planst Platten lange im Voraus. Handelt es sich um Konzeptalben?

Eigentlich plane ich sie nicht lange im Voraus. Nimm zum Beispiel „Waiting For A Sign“ – da habe ich viele Songs einfach spontan aufgenommen, bis ich gutes Material für einen Release beisammen hatte, ganz ohne darüber nachzudenken, dass ich bald fertig sein muss. Direkt Konzeptalben sind es nicht, es geht um spontane Themen, was mir gerade so in den Gedanken schwirrt. Ich lege mich nicht auf ein bestimmtes Thema fest.

Wie schreibst du deine Musik? Wie nimmst du sie auf?

Öfters spontan, ich gehe nicht immer an die Gitarre oder an das Schlagzeug und sage mir: „So, jetzt schreibe ich einen neuen Song“. Manchmal nehme ich die Gitarre in die Hand, spiele ein bisschen und schon habe ich eine neue Melodie und Akkorde entdeckt, die mir gefallen, und versuche einen Song darauf aufzubauen! Manchmal klaue ich aber auch die Rhythmen oder ähnliche Melodien von anderen Bands! 😉 Ich versuche immer an bestimmte Bands ranzukommen, und ähnlich wie diese zu klingen. Meistens gelingt mir das aber nicht so wie ich es mir vorstelle. Meistens kommt die Inspiration zu neuen Songs aus meinem eigenen Leben. Was soll ich genau unter „Wie nimmst du deine Songs auf?“ verstehen? Die Songs nehme ich jetzt über den Computer mit einem Mikrofon auf, das reicht völlig aus. Ich bin jetzt nicht auf Studioqualität angewiesen. Erst nehme ich Schlagzeug auf, dann Gitarre, dann Keyboard und zum Schluss den Gesang, weil der am längsten dauert. Also alles nacheinander, wie denn auch anders? 😉

Welche Qualitätskriterien legst du bei deinen Songs an? Wann ist ein Song für dich gut genug und wert, veröffentlicht zu werden?

Ein Song ist gut genug um zu veröffentlicht werden, wenn er mir persönlich gefällt, wenn ich mit allen Details soweit zufrieden bin. Ich habe viele Songs auf meinem Computer, die ich nicht veröffentlicht habe, da sie mir nicht hundertprozentig gefallen. Ich hatte immer etwas auszusetzen. Mal klang zum Beispiel das Schlagzeug scheiße, oder ich hatte einfach im Nachhinein gemerkt, dass mir der komplette Song nicht gefällt. Dann lasse ich ihn einfach liegen und wende mich neuen Songs zu. So ist das ja bei vielen Bands. Meistens stelle ich die Songs in Foren, lasse mir Tipps geben, verbessere und verändere sie noch. Erst dann werden sie veröffentlicht.

Welche Bands oder Musiker würdest du als deine Einflüsse nennen?

Ohne viel nachzudenken kann ich sagen, dass mich die Gothic Metal-Band CREMATORY sehr beeinflusst hat. Aber auch Bands wie PAGAN LORN, ROTTING CHRIST und andere, was man aber nicht unbedingt an meiner Musik erkennen kann.

Du wirst von vielen Seiten her teils sehr scharf kritisiert. Wie gehst du mit der ganzen Kritik um, der du dich stellen musst? Nagt das nicht am Ego? Oder machst du das sowieso alles nur aus Spaß und willst die Leute mit THE DEFORMITY verarschen? Denn machen wir uns nichts vor… die Mucke ist echt grausam.

Also ich sehe die ganzen scharfen Kritiken nicht sooo schlimm. Ich sehe sie immer als Ansporn und meistens gehen auch Verbesserungen und Weiterentwicklungen aus der ganzen Sache hervor. Gegen sinnvolle und objektive Kritik habe ich nichts. Mich stören nur Leute, die sich die Musik anhören, scheiße finden, und mir dann erzählen, wie ich mich umbringen soll oder wie sie mich umbringen wollen. Ich nehme den ganzen Scheiß auch gar nicht so ernst, obwohl mir da öfters der Hut hochgeht… Ja, die Musik mache ich aus Spaß, aber nicht um Euch Leute zu verarschen.

Was hat sich für THE DEFORMITY und für dich im Speziellen verändert, seit du Musikmagazine wie unseres mit deinen Platten bemustert hast?

Seitdem ich Platten an Mags schicke, hat sich auf jeden Fall die Musik verändert. Hör dir mal „Erwachen“ an und dann die neuen Sachen – das ist ein Mega-Unterschied. Wäre ich mit der Musik nicht an die Öffentlichkeit gegangen, dann wäre meine Musik heute noch genauso wie auf „Erwachen“. Dadurch habe ich mich weiterentwickelt und habe viele Verbesserungsvorschläge bekommen. Ich betrachte das auf keinen Fall negativ, denn die Reviews haben sich bisher alle positiv auf mein weiteres Schaffen ausgewirkt.

Was hast du von den Reviews erwartet? Wie waren die Reaktionen?

Soviel habe ich nicht von den Reviews erwartet, nur Kritik. Ich wusste, dass die Musik nicht so gut ist, wollte aber trotzdem Reviews bekommen. Meistens waren alle Reviews sehr, sehr negativ geschrieben, um es mal milde auszudrücken. Aber in einem Fall – das konnte ich selber nicht verstehen – da war das Review sogar ganz gut. Die Rede ist vom Review der „When“-Platte vom Fatal Underground Magazin. Meine CD wurde als „nicht schlecht“ bezeichnet, und mir wurde geraten, dass ich weiter an der Umsetzung arbeiten soll. Da war ich schon sehr überrascht, aber natürlich zufrieden. Das war auch das einzig ganz gute Review bisher.

Was ist dein Ziel mit dem Projekt?

Mein Ziel ist es, dass irgendwann wenigstens ein paar Leuten meine Musik gefällt. Ein weiteres Ziel / ein weiterer Wunsch war, irgendwann mal ein Interview zu geben. Aber den habe ich mir ja jetzt erfüllt.

Wie sieht’s mit deinen Projekten SKADAL und ROTTING FLESH aus? Welchen Stellenwert nehmen die ein? Hast du so viel Kreativität in dir, dass du sie parallel gleich in drei Projekten ausleben musst?

Um das mal klarzustellen: SKADAL und ROTTING FLESH sind sozusagen ein und dieselbe Band. Ende 2006 wollten wir uns nur von ROTTNIG FLESH in SKADAL umbenennen, da der Name nicht zum Black Metal passte. Ja, die Band hat schon einen hohen Stellenwert eingenommen. Als ich mich immer mehr mit SKADAL beschäftigte, hatte ich immer weniger Zeit für THE DEFORMITY. Aber ich fand das nicht schlimm, denn mit SKADAL war ich schon sehr zufrieden. Ab und an habe ich mich dann schon wieder mit THE DEFORMITY beschäftigt. Die Kreativität bei SKADAL ging mehr von Gitarrist Nils aus. In Nils fand ich einen sehr guten und kreativen Mitstreiter, wodurch wir auch positive Resonanzen bekamen. Wir waren um Längen besser als THE DEFORMITY.

Warum hast du SKADAL aufgelöst?

Jetzt kommt der Knall: Wir haben uns nicht aufgelöst, wie behauptet, wir haben uns nur umbenannt. Wir haben uns einen Namen gegeben, den ich nicht verraten werde. Mich hat es schon immer gestört, dass wir von den Leuten wegen unserer Musik angeschissen wurden, weil sie uns persönlich nicht mögen. Sie gingen nie nach der Musik. Und das ist einfach nur dumm. Jetzt haben wir uns umbenannt und jetzt kennt uns niemand mehr. Das ist ein tolles Gefühl! Irgendwann werden wir ein Album veröffentlichen und niemand wird wissen, dass die Typen von SKADAL dahinter stecken. Das ist viel besser, ein guter Neuanfang!

Hattest du schon Live-Auftritte? Wenn du Veranstalter ansprechen möchtest, kannst du das hier gerne tun!

Ich hatte einen Live-Auftritt – wenn man das so nennen kann – mit einer ganz anderen Band. Wir haben dort vor 50 Zuschauern zwei Songs gespielt. Mehr hatte ich nicht. Übrigens war ich dort der Schlagzeuger. Veranstalter ansprechen möchte ich noch nicht, dafür bin ich wohl noch nicht weit genug. Das wäre jetzt auch Quatsch! Erstmal einigermaßen gute Songs auf die Beine stellen und dann irgendwann vielleicht kleine Auftritte in unserer Region bekommen.

31.07.2007

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