Therion
"Ich fühle mich, als bräuchte ich eine kreative Pause von THERION."

Interview

THERION haben kürzlich mit einem Wechsel zu Napalm Records ihren „Leviathan“-Trilogiezyklus beendet. „Leviathan III“ ist vergangenen Freitag erschienen und wir haben zusammen mit Mastermind Christofer Johnsson die Trilogie resümiert, ein wenig über die Vergangenheit und auch die Zukunft gesprochen und die Wichtigkeit von physischen Medien festgestellt.

Hi Christofer! „Leviathan III“ ist der letzte Teil der Albumtrilogie. Hast du die Teile alle zusammen oder hintereinander geschrieben?

Sie wurden alle während derselben Session geschrieben. „Ayahuasca“ auf „Leviathan III“ ist der erste Song, den wir geschrieben haben.

„Leviathan III“ soll sich mehr auf die experimentelle Seite THERIONs konzentrieren. Welche eurer Vorgängeralben würdest du als Hauptinspiration für die Scheibe sehen?

Es war kein spezielles Album die Inspiration dafür, aber ich denke, dass „Lemuria“ das alte Album ist, das am ehesten an die große Varianz von verschiedenen Stilen herankommt.

Obwohl es das experimentellere Album ist, gehen die Songs recht einfach ins Ohr. War es das Ziel, den extravaganteren THERION-Stil in Hit-Songs umzuwandeln?

Die Songs sind dafür gedacht, Hit-Songs für die Fans zu sein, welche die experimentellere Seite der Band bevorzugen.

Ich habe damit gerechnet, dass das Coverartwork auf den ersten beiden aufbaut. Warum habt ihr euch für einen anderen Ansatz entschieden und wie passen die drei Artworks zusammen?

Wir wollten eigentlich nur ein „Leviathan“-Album schreiben, aber wegen der großen Inspiration, die wir hatten, schrieben wir genug Material für drei Alben. Wir wollten die Songs dann so aufteilen, dass jedes Album seine eigene Richtung hat anstelle drei Alben zu produzieren, die alle recht ähnlich klingen.

Wir entschieden uns also für ein Hit-Album („Leviathan“) für diejenigen, die unsere populärsten Songs am meisten mögen und für ein experimentelles Album („Leviathan III“), um ein „Leviathan“ denen zu widmen, die diese Seite mehr mögen. Dann haben wir die Songs, die unserer Meinung nach zu keinem der beiden Alben gehören auf „Leviathan II“ gepackt und es stellte sich heraus, dass es zwar immer noch recht hitorientiert war, aber auch dunkler und melancholischer als der erste Teil. Am Ende hatten alle ein eigenes kompositorisches Gefühl, welches wir versucht haben, mit unterschiedlichem Sound im Sinne von Choraufnahmetechniken, Gitarrensounds und dem Mix zu unterstreichen.

Therion Leviathan III Cover

„Ninkigal“ ist einer der härtesten THERION-Songs, die ich seit langem gehört habe. Ist es ein Tribut an die frühe Phase der Band?

Ich würde nicht Tribut sagen, ich dachte nur, dass ein härterer Song gut auf das Album passen würde und ich hatte die Idee, mit einem Sängerensemble von Growlern (Death-Metal-Sänger) zu experimentieren.

Welche Musikstile haben euch am meisten beim Schreiben des Albums beeinflusst?

Während der „Leviathan“-Schreibsession hatten wir viele Einflüsse: 80s-Heavy-Metal, Thrash Metal, Death Metal, Punk und Hardcore, 70s-Hard-Rock, 70s-Symphonic-Rock, Progressive Rock, ABBA, QUEEN, Musik aus dem mittleren Osten, klassische Musik, Opern und vermutlich noch mehr, die ich vergessen habe.

Auf deiner Facebookseite bist du ein großer Unterstützer physischer Formate in der Musik, da bin ich ganz bei dir. Wie suchst du dann digitale Singles im Schreibprozess aus, wenn du sie damit quasi aus dem Albumkontext reißen musst?

Auf die gleiche Art und Weise, wie ich eine physische Single aussuchen würde. Du präsentierst die Songs, von denen du denkst, dass sie das größte Potential haben, dass sich Leute für das Album interessieren könnten.

Nach über 30 Jahren seid ihr von Nuclear Blast zu Napalm Records gewechselt. Wie ist das passiert?

Als wir den Vertrag bei Nuclear Blast vor 16 Jahren oder so verlängert haben, haben wir viele Alben in den Vertrag aufgenommen, sodass es quasi ein lebenslanger Deal war. Dafür haben sie uns einen sehr großzügigen Vorschuss gegeben. Damals waren CDs halt noch ein viel größeres Ding und das Label bekam 90% ihres Geldes in den ersten drei Verkaufsmonaten zurück.

Wenn wir nun nach 2022 vorspulen, dann haben wir die Situation, dass wir hauptsächlich Streamingdienste haben. Da brauchst du halt so ungefähr 20 Jahre auf Spotify, um das selbe Geld zu verdienen wie wenn du eine CD verkauft hättest. Also haben sich Labels in Promotionagenturen verwandelt, die das Geld eher langfristig anlegen.

In dieser neuen Umgebung war unser Vorschuss viel zu hoch, wir waren total überbezahlt. Nuclear Blast entschied sich dafür, die Band fallen zu lassen und hat uns aber auch einen neuen Deal angeboten, der mehr auf der Linie dessen war, was heute angemessen ist. Es war großzügig, aber da sie von Believe aufgekauft wurden (eine digitale Vertriebsfirma), veränderte sich ihr Fokus für meinen Geschmack zu sehr auf Streaming. Vinylpressungen dauerten über 11 Monate.

Als wir aus dem Deal raus waren habe ich mich dafür entschieden, nach Alternativen zu gucken und Napalm war schon lange an der Band interessiert und zudem sind sie gerade dabei ihre eigene Pressungsstätte zu kaufen. Es war also hauptsächlich die Sache mit dem Vinyl, die mich zu dem Wechsel bewogen hat.

Nach „Beloved Antichrist“ und der „Leviathan“-Trilogie ist es für mich unmöglich zu raten, wo die Reise als nächstes für THERION hingeht. Hast du schon etwas im Kopf oder werdet ihr euch erstmal auf Livekonzerte konzentrieren?

Ich habe keine Ahnung, wann das nächste THERION-Album kommen wird oder wie es sich anhört. Aber da wir seit 2019 hart am Schreiben und Aufnehmen der „Leviathan“-Trilogie gearbeitet haben, fühle ich mich so, als bräuchte ich eine kreative Pause von THERION für die nächsten paar Jahre. Stattdessen werde ich die Gelegenheit nutzen, um ein neues Album mit meinem Nebenprojekt LUCIFERIAN LIGHT ORCHESTRA aufzunehmen.

Danke für deine Zeit. „Theli“ war 1996 mit 5 Jahren mein erstes Metalalbum, das ich gefeiert habe, als es im Auto meines Vaters lief. Wenn du noch letzte Worte hast, ist nun die Zeit dafür.

Cool, ich habe auch viel Musik von meinen Eltern in dem Alter aufgeschnappt. Danke fürs Zuhören!

Galerie mit 14 Bildern: Therion - Therion Tour 2016
Quelle: Interview mit Christofer Johnsson
19.12.2023

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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