Trivax
"Dasselbe kann auch anderen Menschen passieren, wenn sie nicht für Demokratie und die Freiheit der Worte einstehen."

Interview

Hast du immer noch Kontakt zu den ehemaligen Bandmitgliedern, die seinerzeit in Teheran geblieben sind? Sind die Altmitglieder noch musikalisch aktiv?

Wir stehen nach wie vor in Kontakt. Einer der Jungs hat sich dem Musikbusiness komplett abgewandt und ist nun in der Filmindustrie tätig und ein anderer macht zwar noch Musik, allerdings keinen Metal mehr aus den wohl offensichtlichen Gründen. Aus nachvollziehbaren Positionen halten beide ihre Verbindung zu TRIVAX aus ihrem öffentlichen Leben heraus.

Ich bin sehr froh, dass beide inzwischen ihre künstlerische Bestimmung gefunden haben. Auch wenn es teilweise eine fordernde Zeit mit vielen Differenzen war, so schätze ich doch die lange Zeit, in der wir zusammengearbeitet haben. Die Zeit, als TRIVAX als Band noch im Iran aktiv war hat entscheidend dazu beigetragen, wie ich mich als Person bis zum heutigen Tag entwickelt habe.

Auf „Eloah Burns Out“ ist ein Song in deiner Muttersprache gehalten, dazu nutzt Du subtile mittelöstliche Instrumentaleinflüsse wie Percussions und Saaz. Ist es für dich wichtig, deine Wurzeln auch musikalisch nicht zu vergessen?

Das ist auf jeden Fall sehr wichtig aber auch grundsätzlich eine Sache, die sich recht natürlich und organisch entwickelt. Ich habe nie den Anspruch gehabt, wie eine mittelöstliche Band klingen zu müssen. Auf der anderen Seite sind das aber zusätzliche Werkzeuge, mit denen mir die Möglichkeit gegeben, mich musikalisch eloquenter auszudrücken.

Dazu gibt es noch eine unterschiedliche Verbindung, wenn es darum geht, wie Musik und Lyrics verstanden werden. Dies wird bei der iranischen Hörerschaft in der Gesamtheit anders sein als sagen wir von einer US-Crowd.

Songs wie „Against All Opposition“ machen eure Stimme gegen die repressive Regierung im Iran mehr als deutlich. Siehst du dich gezwungen, auch deine musikalische Stimme für wichtige politische Statements und Aufklärung zu nutzen?

Um ehrlich zu sein denke ich, dass die iranische Underground-Musikszene bis etwa vor einem Jahr, als alles richtig losging, versucht hat, politische Dinge in ihrer Musik zu umschiffen – das kann zwar zeitweise recht enttäuschend sein, ist aber auch irgendwo verständlich. Die Islamische Republik ist berüchtigt dafür, Häuser von Dissidenten zu plündern und Völkermord an all jenen zu begehen, die nicht mit deren Narrativ übereinstimmen. Dieser Abschaum hat das gleiche mit der 16-jährigen Nika Shakarami getan und sie brutal umgebracht.

Für uns und vielleicht auch für andere iranische Künstler im Ausland hat sich das wie eine Pflicht angefühlt, eine Stimme für all jene zu sein, die derzeit dort leiden. Für TRIVAX sind die wesentlichen Themen Tod, Transformation und Befreiung – demnach ist es im Prinzip unvermeidlich für uns, dass wir unsere eigene Sicht auf die Dinge haben und diese eben auch nach außen tragen.

„Zensur ist ein wahres Krebsgeschwür“

Wie wichtig ist es, dass solche Ereignisse in der ganzen Welt publik werden und insbesondere auch in den westlichen Medien eine größere Rolle einnehmen?

Wo soll ich anfangen? Was ich in jedem Fall sagen kann ist, dass es sehr wichtig ist, dass sich die Menschen all diesen Vorgängen bewusst sind. All diese Dinge geschehen schon seit langen Jahren der islamischen Revolution im Jahr 1979. Nun scheint aber die große, weite Welt immer mehr von den Tragödien um den Totalitarismus in meinem Staat Wind zu bekommen.

Es ist nicht nur alleine wichtig, dass die Menschen darüber Bescheid wissen, was genau im Iran passiert, sondern es ist wichtig, die Erkenntnis zu erhalten, was denn wirklicher, kompromissloser Totalitarismus ist. Dasselbe kann auch anderen Menschen passieren, wenn sie nicht für die Demokratie und die Freiheit der Worte einstehen.

Zensur ist ein wahres Krebsgeschwür und kann in der Folge dazu führen, was wir derzeit im Iran zu sehen bekommen. Das willst du nicht.

Um wieder zurück zu „Eloah Burns Out“ zu kommen: Du hast einige Gäste auf dem Album von Bands wie DARVAZA, FUNERAL THRONE oder WINTERFYLLETH. Wie kam der Kontakt zustande?

Das sind alles Freunde von uns, die in irgendeiner Form ihren Beitrag zu diesem Album leisten wollten. Einige Kollaborationen haben sich ganz normal und natürlich entwickelt, wobei jeder einzelne Beitrag seine ganz eigenen Einflüsse zu einem großen Ganzen zusammengebracht hat – insbesondere auf „The Serpent’s Gaze“.

Zum Ende hin kann ich Dir nur noch einmal für dieses großartige zweite Album gratulieren und auf ein paar Live-Auftritte in Deutschland hoffen. Habt ihr diesbezüglich etwas in Planung?

Wir kommen im ersten Halbjahr 2024 zurück nach Deutschland, doch viel mehr kann ich aktuell noch nicht sagen.

Seid versichert, „Eastern Death Magick“ wird kommen!

Galerie mit 21 Bildern: Trivax - Walpurgisnacht 2024 Vol. 3 in Berlin

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Quelle: Trivax
23.09.2023

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