Unexpect
Interview zu "Fables Of The Sleepless Empire"

Interview

Unexpect

UNEXPECT, die Weirdos aus Montréal, haben ihr neues Album „Fables Of The Sleepless Empire“ in Eigenregie veröffentlicht – eine Vorgehensweise, die mitnichten als (negatives) Qualitätsmerkmal gelten darf, wie ich in meinem Review bereits verdeutlicht habe. Auf jeden Fall liefert „Fables Of The Sleepless Empire“ reichlich Gesprächsstoff, wie das Interview mit Gitarrist und Sänger Syriak zeigt…

Hallo aus Deutschland und Gratulationen zu „Fables Of The Sleepless Empire“! Wie ist die Resonanz von Fans und Presse bisher?

Die Resultate bisher sind wirklich beeindruckend, ja. Sowohl die Musikpresse als auch die Fans lieben es und überschütten uns mit Lob, das wir sehr zu schätzen wissen. Es fühlt sich gut an, zu wissen, dass alle Parteien dem Album so enthusiastisch gegenüberstehen. Unsere Fans sind uns durch die Evolution unserer Musik gefolgt und wir sind sehr froh darüber. Unsere harte Arbeit wird gewürdigt – und auch wenn unsere Musik „outside the box“ ist, gibt es mehr und mehr Menschen, die uns ihre Aufmerksamkeit schenken und bereit sind, einzutauchen und auch die Kleinigkeiten zu entdecken, mit denen wir unsere Songs garnieren. Wir bekommen also rundum deutlich mehr Aufmerksamkeit als je zuvor – und zwar im positiven Sinn!

„In A Flesh Aquarium“ ist nun fünf Jahre her. Nicht, dass ich mir vorstellen könnte, wie man ein so komplexes und reichhaltiges Album wie „Fables Of The Sleepless Empire“ in ’nur‘ fünf Jahren schreiben kann – aber warum habt ihr so verhältnismäßig lang gebraucht?

Nun, eigentlich stand das Album musikalisch seit 2009, aber es hat uns viel Zeit gekostet, unseren unabhängigen Status [sprich: ohne Label, mehr dazu im späteren Verlauf… – Anm. d. Verf.] einzurichten und zu festigen. Wir mussten viele Dinge klären, was die internationale Veröffentlichung unseres Albums anging. Sollten wir uns auch beim nächsten Album für diesen Weg entscheiden, wird es deutlich einfacher, weil wir uns jetzt etwas damit auskennen.

Eine weitere Verzögerung kam dadurch zustande, dass Exod uns verlassen hat, was einschneidende Änderungen für unser Live-Setup mit sich brachte. Wir mussten mit ihm an den Live-Sequenzen arbeiten und uns mit In-Ear-Monitoring anfreunden. Das hat ein wenig gedauert, aber mittlerweile lieben wir es. Ach ja, dazu kommt noch, dass wir unsere Aufnahme- und Mix-Zeiten relativ kurzfristig gebucht hatten und uns daher immer zwischen Studio-Termine anderer Projekte quetschen mussten; insgesamt haben sich die Aufnahmen und der Mix also über einen ziemlich langen Zeitraum gezogen.

Du hast es ja gerade schon erwähnt: Exod hat UNEXPECT nach den Aufnahmen verlassen. Kannst du ein bisschen zu den Hintergründen erzählen?

Exod hat uns schon lange vorher darüber informiert, uns zu verlassen. Er hat seinen letzten Auftritt mit uns im November 2009 absolviert, aber wir wussten schon seit Anfang 2008, dass er geht. Ich denke, er hat diese Entscheidung getroffen, als wir ziemlich intensiv durch Nordamerika getourt sind. Monatelang auf Tour zu gehen ist nicht einfach und bei Weitem nicht so zauberhaft wie viele Menschen vermutlich denken. Wie bei allen ehemaligen UNEXPECT-Mitgliedern haben wir uns in Freundschaft getrennt und wir verstehen natürlich, wieso er unseren nomadischen Lebensstil hinter sich lassen wollte. Was aber sicher auch eine wichtige Rolle gespielt hat, ist meiner Meinung nach, dass er mehr Zeit haben wollte, andere Musik zu machen und an seinem Solo-Projekt I FURY zu arbeiten…

…welches ihr im Booklet zu „Fables Of The Sleepless Empire“ ausdrücklich empfehlt. Ich konnte leider keine weiter führenden Informationen zu I FURY finden, kannst du mich und unsere Leser erleuchten?

Ich denke, er arbeitet gerade an einer ersten Veröffentlichung… Ich habe aber wirklich keine Ahnung, wann da etwas geplant ist, tut mir Leid. Was ich dir auf Basis dessen, was ich bisher gehört habe, sagen kann, ist, dass es für unsere Fans ein gefundenes Fressen sein wird, auch wenn es sich musikalisch auf anderem Terrain bewegt als UNEXPECT. Letztendlich war Exod immer ein Teil UNEXPECTs und damit unseres Sounds.

In seinem Projekt beschäftigt er sich hauptsächlich mit elektronischer Musik, es klingt ein bisschen wie Psy-Trance mit dieser schrägen Schlagseite, die man von UNEXPECT kennt. Diejenigen, die elektronische und instrumentale Stücke wie „Silence_011010701“ und „Puppet’s Strange Vision“ mochten, werden schon eine Ahnung haben, in welche Richtung I FURY gehen wird… wenn auch ganz anders und ein wenig Beat-orientierter, haha.

Dann lass uns zu „Fables Of The Sleepless Empire“ zurückkehren. Wo würdest du die hauptsächlichen Unterschiede zwischen dem neuen Album und seinem Vorgänger sehen?

Aus lyrischer Sicht ist der Unterschied nicht so groß, zumindest nicht in der Art, wie ich mich den Themen annähere, oder in der Rolle surrealer Bilder. Der Stil ist also weitgehend gleich, obwohl die Bilder selbst und die Ideen es nicht sind. Ich mag es nicht, mich inhaltlich zu wiederholen.

Wenn ich mir den musikalischen Aspekt anschaue, ist das Resultat meiner Meinung nach deutlich fokussierter als „In A Flesh Aquarium“. Wir haben früher oft Kommentare gehört, wir seien Spezialisten für abgebrochene Orgasmen, haha. Das bezieht sich natürlich auf den Eindruck, dass wir scheinbar in die eine Richtung gingen und plötzlich so viele Ausfallschritte hierhin und dorthin machten, dass es manchen Hörern schwer fiel, tatsächlich etwas von der Musik aufzunehmen. Das war zu der Zeit ganz natürlich für uns und wir legten sehr viel Wert darauf, dieses organisierte Chaos greifbar zu machen.

Dieses Mal hat der Begriff ‚Komplexität‘ für uns eine etwas andere Bedeutung, wir haben mit längeren zusammenhängenden Motiven gearbeitet – jedoch nicht, ohne sie mit einer Vielfalt unterschiedlicher Ideen zu überlagern. „Fables Of The Sleepless Empire“ ist in dieser Hinsicht der logische Schritt für uns. Die verrückte Seite unserer Musik ist nach wie vor da, aber auf subtilere Weise.

Lass mich noch kurz auf die Texte zurückkommen – diese sind nach wie vor sehr kryptisch und surreal. Gibt es dennoch so etwas wie ein übergreifendes Konzept auf „Fables Of The Sleepless Empire“? Wer oder was ist das Imperium und warum ist es schlaflos?

Das schlaflose Imperium kann als Metahper der uns umgebenden Welt gesehen werden. In unserer Version sind die Ideen sehr abstrakt und surreale Eindrücke sind der Kern unserer Geschichten. Es ist eine alternative Sichtweise auf das globale Imperium, in dem wir leben – geführt von Firmen, die Entscheidungen treffen, ihren politischen Lakaien… die Geschäftswelt, die sich weiter und weiter dreht… niemals aufhört… schlaflos und wachsam… Die Idee der Fabeln kam ganz natürlich dazu, um eine Art Gleichgewicht zu garantieren… eine Prise Fantasie in diesem trostlosen Land, das ein schreckliches Bedürfnis nach Toleranz und Klarheit besitzt… Habe ich mich gerade selbst zitiert, haha?

Einige Songtitel lassen vermuten, dass Naturwissenschaft und Ingenieurwesen eine Rolle für den Zugang spielen: „Mechanical Phoenix“, „The Quantum Symphony“ oder „Unfed Pendulum“. Würdest du mir zustimmen?

Ja, definitiv. Ich liebe es, literarische Stile zu vermischen, Wortfelder zu verschmelzen und damit scheinbar gegensätzliche Themen greifbar zu machen. Warum sollten ernsthaftere Begriffe auch nicht zusammen mit fantastischen Wörtern funktionieren? Lass es mich so sagen: Ich mag den Begriff ‚Hybrid‚ sehr, haha.

Nimm beispielsweise „Unfed Pendulum“: Hier geht es um Vorstellungskraft, die einen Verlust an Kreativität erfährt, obwohl es in mechanischen Artefakten und abstrakten Metaphern erzählt wird. Der Refrain spiegelt die Bedeutung des Songs gut wieder:

„Hull is breached | This Inner Sanctum | Is being bleached | The Unfed Pendulum is starved“

Ausgehungert („starved“) wonach? Ideen!

Der Songtitel „The Quantum Symphony“ hat mich an Richard Dawkins‘ „Gotteswahn“ erinnert, wo er schreibt „[w]ie traurig, dass wir niemals Beethovens ‚Mesozoische Sinfonie‘ oder Mozarts Oper ‚Das expandierende Universum‘ hören werden. Und was für eine Schande, dass uns Haydns ‚Evolutions-Oratorium‘ vorenthalten bleibt…“ – ich würde nicht zögern, euren Song als Beispiel für die Idee Dawkins‘ anzuführen. Kennst du das Zitat? Kannst du damit etwas anfangen?

Obwohl ich die meisten Songtexte geschrieben habe, stammt der zu „The Quantum Symphony“ von Chaoth, also kann ich nichts zu seinen absoluten Intentionen sagen. Ich persönlich kannte Richard Dawkins und seine Arbeiten bisher nicht, aber du hast meine Neugier geweckt und nach allem, was ich auf die Schnelle herausfinden konnte, kann ich mich vermutlich mit seinen Ansichten identifizieren, wenn auch vielleicht auf eine etwas andere Weise. Ich würde mich eher als Agnostiker sehen, nicht als Atheist [da wäre ich mal gespannt, was Syriak zu dem sagt, was Dawkins zur „Armut des Agnostizismus“ meint… – Anm. d. Verf.].

In unserer Geschichte haben die intelligentesten Menschen immer versucht, gültige Theorien zu überarbeiten, sie haben ihre Meinungen zu wissenschaftlichen Tatsachen geändert, die lange als die Wahrheit galten. Zeit vergeht, Entdeckungen werden gemacht und verdrängen alte Denkweisen – aber sie sind immer der Resultat ‚einfachen‘ menschlichen Intellekts, der gewisse Grenzen hat. Wie können wir zu Themen wie beispielsweise außerirdischem Leben Sicherheit erlangen? Wir gründen unsere Haltungen immer auf dem, was wir, das menschliche Kollektiv, momentan wissen, auf unseren persönlichen menschlichen Einflüssen… was ja ganz normal ist. Aber es wäre doch überheblich, zu sagen, dass etwas absolut unmöglich ist. Wir müssen begreifen, dass wir Beschränkungen unterliegen und daher keine absoluten Aussagen treffen können. Nimm doch nur die italienischen Physiker, die gerade Partikel entdeckt haben, die schneller als Licht waren… das geht ja komplett gegen Einsteins Theorien… und der war eins der größten Genies der Geschichte! Das ist natürlich völlig in Ordnung, denn so läuft Evolution nunmal, aber es zeigt, dass Menschen aufhören sollten, sich gewisser Dinge so sicher zu sein.

In gewisser Weise muss jemand mit wachsendem Wissen doch begreifen, wie wenig er oder sie eigentlich weiß [wie sokratisch… – Anm. d. Verf.]. Was ich damit sagen will, ist, dass wir immer einen offenen Geist bewahren sollten, denn wir werden niemals sicher sein können. Alles ist möglich. Außer vielleicht, dass UNEXPECT als Support von Britney Spears auf Welt-Tournee gehen. Ich schätze, auch mein Geist hat Grenzen, haha…

Genau wie „Silence_011010701“ auf „In A Flesh Aquarium“ gibt es auch auf „Fables Of The Sleepless Empire“ ein Instrumental, „In The Mind Of The Last Whale“; im Booklet bezeichnet ihr euch selbst als „eco-friendly bunch“. Zugegeben, die Einwohner der nordamerikanischen Kontinents sind nicht gerade berühmt für ihre „Öko-Haltung“, im Gegenteil. Sieht das in Kanada und Québec anders aus oder seid ihr mit eurer Umweltfreundlichkeit eher Außenseiter?

Es ist ja ein offenes Geheimnis, dass sich unsere gegenwärtigen Regierungen einen Dreck um die Umwelt scheren. Das ist während der letzten Jahre sogar eher schlimmer geworden. Der offensichtliche menschliche Hunger nach Ressourcen und dem damit leicht zu erzielenden Gewinn übertreffen den Wunsch, unsere Erde, unsere Luft und alle anderen Bereiche unserer natürlichen Heimat zu schützen. Man muss die Situation globaler sehen… Würdest du deine eigenen vier Wände abbrennen, dein Wohnzimmer verschmutzen oder dein Essen vergiften – nur um Geld zu machen? Ich denke, nicht… aber das ist genau das, was auf der größeren Perspektive passiert.

Ich selbst würde mich nicht als Aktivisten bezeichnen, auch wenn ich mich in meinen Texten auf metaphorischer Ebene häufig darauf beziehe. Ich bin mir der Problematik sehr bewusst und es macht mich traurig zu sehen, dass die Menschheit sich lieber für die Zerstörung entscheidet, statt ihre Kreativität zu nutzen, um ein natürliches Gleichgewicht zwischen ihren Bedürfnissen und der Gesundheit des Planeten zu finden. Wir sind seit der Steinzeit oder der präindustriellen Zeit einen weiten Weg gegangen, aber Menschen müssen sich nicht wie die Parasiten verhalten, die sie zurzeit tatsächlich sind. Es gibt zweifellos Wege, auf diesem Planeten zu leben und dabei eine Balance zu wahren, unsere Ressourcen als Geschenk und nicht als Besitz anzusehen. „Missbrauch“ ist das Stichwort. Wir wären so viel besser dran, wenn weniger Geld in den größeren gesellschaftlichen Strukturen beteiligt wäre.

Der Titel zu „In The Mind Of The Last Whale“ entstand in meinem Kopf, während ich mir das Stück anhörte. Es gab eine latente Melancholie in den Geräuschen, die mich an Wale erinnerten. Ich fand sofort, dass es ein starkes Bild gab, um den Song damit zu assoziieren: Der Soundtrack zu den Gedanken des letzten sterbenden Wals – unglücklich, Not leidend, und doch gleichmütig in seinem letzten Gesang… und am Ende ein Funken Hoffnung. So zynisch wir auch manchmal sind, am Ende gibt es immer einen Funken Hoffnung.

In meiner Rezension habe ich ausdrücklich den kristallklaren und doch metallischen Sound gelobt. Wie habt ihr das hinbekommen?

Geduld, Geduld, Geduld… noch etwas Geduld und Kaffee, haha. Zunächst vielen Dank für das Lob. Wir haben zusammen mit Jef Fortin hart gearbeitet, um dieses Resultat zu erzielen. Wir haben mit ihm nicht nur zusammengearbeitet, weil er ein Freund von uns ist, sondern auch, weil er ein unglaubliches Talent hat. Er hat es geschafft, die metallische Seite herauszustellen, die auf unseren letzten Alben ein wenig gefehlt hat. Der Plan war von Anfang an, die Balance zwischen schwerem Sound und all den subtilen Bestandteilen und Instrumentierungen unserer Musik zu finden. Er hat es geschafft! Er hat das Projekt auf meisterhafte Weise als Toningenieur begleitet, gemischt und gemastert. Leïlindel und ich haben viele Tage zusammen mit ihm am Mix gearbeitet, jedes Instrument und jede Spur genau abgestimmt… Es war echte Sisyphos-Arbeit. Die Chancen stehen gut, dass wir wieder mit ihm arbeiten werden. Ein Name, den es sich zu merken lohnt: Jef Fortin. Ruft ihn an!

Im Booklet findet sich eine lange Liste, in der ihr die Aufnahmen beschreibt – viele Spuren wurden in unterschiedlichsten Homestudios eingespielt. Ich weiß nicht, wie weit verstreut die UNEXPECT-Mitglieder leben – spielt Entfernung eine Rolle oder ist es ganz normal für euch, so zu arbeiten?

Entfernung spielt keine Rolle, da wir alle direkt in Montréal oder in der Nähe leben. Wie schon gesagt hatten wir nicht so viel Studiozeit, weil wir sehr kurzfristig gebucht hatten und Jef zwischendurch mit anderen Projekten beschäftigt war. Also haben Artagoth und ich unsere Gitarren daheim aufgenommen, Borboën hat das Gleiche mit den Streichinstrumenten gemacht. Jef hat die Gitarren im Studio dann noch mal ‚re-amped‘ [das Line-Signal der Gitarren nocheinmal durch verschiedene Verstärker geschickt – Anm. d. Verf.]. „In The Mind Of The Last Whale“ war eine experimentelle und spontane Kreation, für das wir die Bass-/Noise-Spuren im Studio aufgenommen haben, das alte Klavier bei mir und den Rest bei Borboën zu Hause.

Ein weiteres Homestudio, das wir im Booklet erwähnen, ist das eines Freundes, wo wir nur eine Gesangsspur für „Orange Vigilantes“ aufgenommen haben, die uns kurz vor Abschluss der Arbeiten in den Sinn kam. Dieser Freund ist JC Desjardins, der seit einiger Zeit an einem orchestralen Metal-Projekt namens CARAAN arbeitet. Er arbeitet mit so ziemlich allen Metal-Sängern Québecs, und sie alle singen unterschiedliche Rollen. Es wird mehr als 60 Gäste (inklusive aller UNEXPECT-Mitglieder) zu hören geben, Landryx hat sogar das Schlagzeug für CARAAN eingespielt.

Ihr habt „Fables Of The Sleepless Empire“ in Eigenregie veröffentlicht, also ohne die Unterstützung eines Labels. Wie kommt’s? Ist es mittlerweile zu riskant für Plattenfirmen, so unberechenbare (‚UNEXPECTED‘ – der Witz funktioniert im Original besser…) Musik zu veröffentlichen? Oder habt ihr euch bewusst dagegen entschieden, mit einem Label zu kooperieren?

Wir haben uns entschieden, unabhängig zu arbeiten, denn ich meine ernsthaft, dass es jetzt besser denn je möglich ist, als Künstler diesen Weg zu gehen und die Früchte harter Arbeit zu ernten. Es gefällt mir, mehr Kontrolle zu haben und zu wissen, was in unserem Namen veröffentlicht wird. Weniger Zwischenschritte bedeuten auch weniger Verwirrung. Natürlich ist das sehr riskant. Ich denke aber, dass es in den nächsten Jahren mehr und mehr Bands geben wird, die auf diese Weise arbeiten – aber weil sie momentan noch nicht so zahlreich sind, sind manche Händler geradezu heiß darauf, mit unabhängigen Bands zu arbeiten. Ernsthaft: Wenn du erstmal die Tools (und das Internet bietet sie im Überfluss) und Kontakte hast, kann dich nichts davon abhalten, dasselbe zu tun, was ein Label auch täte. Das sage ich übrigens nicht, um Plattenfirmen schlechtzureden oder so… Unabhängigkeit ist nicht für jeden etwas, und sie kostet eine Menge Zeit, die man sonst nutzen würde, um Musik zu machen oder zu schreiben. Aber wenn man wirklich bereit ist, diese Zeit zu opfern, lohnt es sich.

Nichtsdestoweniger könnt ihr auf eine ganze Reihe an Unterstützern bauen: Neben Vic Firth, Sabian und Mapex findet sich in der Liste auch FACTOR, ‚The Foundation Assisting Canadian Talent on Recordings‘. Kannst du ein bisschen was über diese Stiftung erzählen – und darüber, wie sie UNEXPECT unterstützt (hat)?

FACTOR war uns in den letzten Jahren eine große Hilfe. Es handelt sich um eine private, gemeinnützige Organisation, die es sich zum Ziel gemacht hat, das Wachstum und die Entwicklung der kanadischen Independent-Szene zu unterstützen. Sie haben speziell uns mit Zuschüssen und Krediten für eine Tour und für die Aufnahmen des neuen Albums geholfen. Wir sind dafür sehr dankbar – es ist sowieso hart, als Band in Nordamerika zu ‚überleben‘, da tut es gut, hier und da Unterstützung zu bekommen.

Obwohl viele Hörer, die euch nicht kennen, UNEXPECT nicht unbedingt auf der Bühne erwarten würden, spielt ihr sehr viele Konzerte (der Punkt ‚Shows‘ ist ja sogar die Hauptkategorie auf eurer Homepage). Wie schafft ihr es, eure Studio-Ideen auf die Bühne zu bringen?

Wir spielen schon lang Konzerte und touren auch, da ist es für uns mittlerweile selbstverständlich, unsere komplexen Kompositionen live zu spielen. Natürlich gibt es immer Einschränkungen, wenn wir einen Song das erste Mal live spielen und versuchen, uns daran zu gewöhnen. Aber es dauert nicht lange, bis wir hineinwachsen und die Musik natürlich fließt. Die Chemie innerhalb der Band ist mittlerweile so gut, dass wir auf der Bühne einfach explodieren. Alle konzentrieren sich auf das eigene Instrument, schaffen es aber trotzdem, ein Bewusstsein für den Gesamtklang zu haben. Es gibt immer wieder Leute, die unsere Musik nicht ‚verstehen‘ oder abgeneigt sind, sich näher mit uns zu befassen – die ihre Meinung aber komplett ändern, wenn sie uns live sehen. Ich habe nie versucht, das ‚Warum?‘ dahinter zu verstehen, aber es scheint für viele Menschen zu funktionieren, haha…

Na dann sollte unseren Lesern ja das Wasser im Mund zusammenlaufen… Sind denn überhaupt Konzerte in Europa oder sogar Deutschland geplant?

Ja, tatsächlich! Wir kommen im nächsten Juni für das Hellfest 2012 über den Atlantik und schauen uns auch schon nach weiteren Auftrittsmöglichkeiten in dieser Zeit um. Wir werden euch natürlich über die Entwicklungen auf dem Laufenden halten, sobald es Konkreteres gibt. Kommt alle!

Das wäre es dann auch von meiner Seite. Herzlichen Dank für deine Zeit und die ausführlichen Antworten – die letzten Worte gehören dir:

Danke für die Unterstützung und die Aufmerksamkeit, das bedeutet uns sehr viel! Wenn alles glatt geht, sehen wir uns 2012! Cheers!

16.10.2011

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