Upon Stone
Zeitreise in die Neunziger

Interview

Es soll ja diverse Metalfans geben, die Zeiten Anfang der Neunziger hinterhertrauern, als Bands wie IN FLAMES, DARK TRANQUILLITY oder DESULTORY die Welt noch mit Melodic Death Metal verzückten, der auch tatsächlich etwas mit Death Metal zu tun hatte und nicht wie heutzutage vielfach ein aufgeweichtes Supplement für Modern Metal mit Metalcore-Anleihen ist. Alle paar Jahre kommt mal eine unbeirrbar rückwärtsgewandte Kapelle wie die jungen Amis UPON STONE um die Ecke, die einen sofort um dreißig Jahre in der Zeit zurück – und außerdem sofort nach Schweden – reisen lassen. Obwohl Entstehungszeit der Einflüsse und Entstehungszeit der Bandmitglieder sich in diesem Fall ungefähr zeitgleich abgespielt haben dürften, hat das Quartett mit “Dead Mother Moon” ein vielversprechendes Album im Gepäck, dessen ungeschliffene Rohheit man sich manchmal auch von alteingesessenen Bands wünschen würde. Grund genug, die hungrige Band selbst zu Wort kommen zu lassen. Wir befragten Sänger und Gitarrist Xavier Wahlberg, übrigens Sohn von Schauspieler Donnie Wahlberg und Neffe von Mark Wahlberg.

Liebe Leute von UPON STONE, Willkommen auf metal.de und Gratulation zu einem super Debüt-Album, das mich völlig überraschend aus dem Nichts begeisterte. Wie ist das Feedback bisher?

Das Feedback ist für uns ein bisschen unwahr und geht weit über unsere Erwartungen hinaus. Wir sind für alles positive Feedback, das uns erreicht hat, sehr dankbar!

Mein erster Eindruck von “Dead Mother Moon” war: Was für eine geile Zeitreise! Es klingt, als wären die meisten eurer Einflüsse aus den frühen Neunzigern. Wie seid ihr mit Einflüssen, die etwa so alt sind wie ihr selbst (und meine Wenigkeit nebenbei bemerkt auch), in Berührung gekommen?

Richtig, der Großteil unserer Einflüsse ist aus den Neunzigern. Wir sind große Fans von melodischem Death Metal aus den Neunzigern seit der Middle School. Es ist seit langem unser liebstes Subgenre im Metal, also ist es für uns natürlich, diese Einflüsse zu kanalisieren.

Da ihr eine junge Band mit ihrem ersten Album seid, stelle UPON STONE und seine Geschichte doch bitte ein wenig unseren Leser:innen vor!

Die Idee für UPON STONE hatten wir seit den frühen Nuller-Jahren. Nachdem wir über die Jahre alle in unterschiedlichen Bands gespielt haben, kam die Idee, Melodic Death Metal zu spielen während der Pandemie wieder auf. Wir haben drei Songs als Demo aufgenommen, 2021 folgte dann eine EP namens “Where Wild Sorrows Grow”. Im Januar 2022 haben wir unsere erste Show gespielt und der Rest ist Geschichte.

Der Gitarrensound ist wunderbar räudig. Habt ihr den heiligen Gral, ein Boss HM-2 dafür benutzt?

Es ist witzig, viele Leute bemerken den “HM-2-Sound” auf der Platte, obwohl wir das Pedal auf dem ganzen Album gar nicht benutzt haben. Taylor Young in den “The-Pit-Studios” hat uns geholfen, einen rauen, crunchigen Sound mit Hilfe von ein paar seiner eigenen Pedale und Verstärker zu erschaffen.

Da wir gerade von Rohheit sprechen: Wie ist eure Meinung zu Clean Vocals im Melodic Death Metal?

Ich persönlich würde sie nicht einsetzen, habe aber auch kein Problem damit, wenn es andere tun, sofern es richtig gemacht wird.

Das erste Album direkt bei Century Media zu veröffentlichen, ist natürlich ein guter Start für eine Band. Wie seid ihr mit den Leuten vom Label in Kontakt gekommen?

Ich habe Mike Gitter bei ein paar Shows hier in L.A. und im Umland getroffen. Er hat bereits unsere erste Show gesehen und war sehr angetan von UPON STONE. Sehr bald wollte er auch “Dead Mother Moon” hören, als es fertig aufgenommen war. Er mochte es sehr und wir sprachen ein wenig darüber, zusammenzuarbeiten. Nach einer Weile sagten wir auch zu.

Ihr seid ja auf einem Label mit AT THE GATES und DARK TRANQUILLITY – eine gemeinsame Tour wäre da sicher eine große Sache für euch, oder?

Das wäre natürlich ein wahr gewordener Traum für uns. Wir würden außerdem auch gern mit AMON AMARTH, IN FLAMES, INSOMNIUM oder UNANIMATED touren.

Das Andreas-Marschall-Artwork, den man ja vor allem von europäischem Power Metal aus den Neunzigern kennt, ist großartig! Wie ist der HAMMERFALL-Ritter eigentlich in die OBITUARY-Landschaft gekommen? Und hat er den BLIND-GUARDIAN-Drachen schon besiegt, oder sucht er ihn noch?

Es fühlt sich immer noch surreal an, das Artwork von Andreas Marschall zu sehen. Wir sind ungefähr seitdem wir uns mit Metal befassen Fans seiner Kunst und der Alben, die sie schmückt. Das Artwork ist ein perfekter Mix aus Death Metal und Power Metal, den wir ebenfalls sehr mögen. HAMMERFALL und OBITUARY kamen uns auch sofort in den Sinn. Der Ritter ist definitiv noch auf der Suche nach dem BLIND-GUARDIAN-Drachen, übrigens eine Band, mit der wir ebenfalls gern touren würden.

Upon Stone - Dead Mother Moon (Cover)

Lasst mich euch mal ein paar Alben um die Ohren werfen, von denen ich denke, sie hatten Einfluss auf euch. Wir beginnen mit “The Jester Race” von IN FLAMES.

Zu hundert Prozent ein massiver Einfluss auf uns. Wir haben auf dem Album im Vergleich zur EP wesentlich mehr von diesen Einflüssen verarbeitet.

“The Mind’s I” von DARK TRANQUILLITY.

Mein persönliches Lieblingsalbum von ihnen. Während des Songwritings für “Dead Mother Moon” haben wir das Album definitiv sehr oft gehört.

“Bitterness” von DESULTORY.

Was für ein tolles Album! Wir waren auf unserer ersten EP tatsächlich mehr von DESULTORY und “Bitterness” im Speziellen beeinflusst.

“Clandestine” von ENTOMBED.

Ein Klassiker, der einfach nie alt wird. Auch wenn er auf diesem Album gar nicht gesungen hat, ist L.-G. Petrov ein Einfluss auf mich als Sänger und einer der besten seines Fachs. R. I. P.!

“Slaughter Of The Soul” von AT THE GATES.

Die Riff-Bibel! Das Album war eine Pforte für uns in Bezug auf nahezu alles, worauf wir jetzt stehen. Ohne AT THE GATES gäbe es die Band gar nicht.

Und schließlich noch “Like An Everflowing Stream” von DISMEMBER.

Noch ein Klassiker mit einem der besten Death-Metal-Artworks überhaupt. DISMEMBERs “Death Metal”-Album haben wir beim Schreiben unserer allerersten Stücke in Dauerschleife gehört.

Was ist in eurem Mikrokosmos noch wichtig?

GATES OF ISHTAR – “The Dawn Of Flames”, INTESTINE BAALISM – “An Anatomy Of The Beast”, UNANIMATED – “Ancient God Of Evil”, AMON AMARTH – “Versus The World”, MANOWAR – “Kings Of Metal” und “Vittra” von NAGLFAR.

Was sind eure nächsten Pläne? Werden wir euch bald in Europa bewundern können?

Wir haben von jetzt bis zum Herbst einige Touren geplant, die bald angekündigt werden. Nach Europa wollen wir natürlich so bald wie möglich kommen.

Danke für das Interview. Die letzten Worte gehören dir.

Danke ebenfalls. Hail and kill!

Quelle: Xavier Wahlberg
17.02.2024

Redakteur | Koordination Themenplanung & Interviews

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