Vanish
Power Metal im Bierkönig?

Interview

Ralf und Bastian von VANISH im Said But True-Kreuzfeuer

Uns ist letztes Jahr leider das neue, wieder hervorragende Album „The Insanity Abstract“ von VANISH ein wenig durch die Lappen gegangen, das wir jedoch dieses Jahr zum Glück nachgeholt haben. Besser spät als nie. Als aktive Live-Band bot sich da natürlich an, die Herren ins klassische Said But True-Kreuzfeuer zu nehmen. Was wir auch mit Ralf Nopper und Bastian Rose getan haben.

Vanish

Von welchem besonderen Live-Erlebnis werdet ihr euren Enkelkindern noch erzählen?

Ralf: Servus, Michael, ich denke, das werden die typischen „früher war alles besser“-Rock’n’Roll-Stories sein. Und natürlich, dass wir mit den ganz großen gerockt haben, wie Michael Schenker, QUEENSRYCHE, KREATOR oder SANCTUARY.
Bastian: Oh ja, gerade von der kurzen Europatour mit Michael Schenker, da gibt es viele tolle Geschichten. Amsterdam, Heineken usw. Wenn tausende Menschen plötzlich auf deiner Seite sind und dich vorher noch gar nicht als Band kannten. Aber am besten sind Gigs, bei denen die Leute die Songs mitgrölen, die wir uns im Proberaum ausgedacht haben. Das ist einfach der Hammer!!
Ralf: Kleine Randbemerkung: Wir mussten Heineken trinken, weil es in Holland leider kein Dinkelacker-Bier gibt. Traurig aber wahr! [„Said but true“ im wahrsten Sinne der Worte, Anm. d. Red.]

Was trinkt ihr auf der Bühne?

Ralf: Am liebsten Dinkelacker-Bier, das ist das beste und leckerste Bier aus unserer Region. Der Andi, unser Bassist, ist ein harter Hund. Der lässt sich manchmal auch ’nen Liter Drachenblut schmecken, damit seine Haare schön glänzen.
Bastian: Ein gutes Bier und ein Wasser ohne Kohlensäure! Ganz traditionell für einen Sänger. Und dann trinkt man bestimmt nochmal ein gutes Glas seines eigenen Schweißes. Metal ist anstrengend.

Was war das letzte, was während einer eurer Shows zu Bruch gegangen ist?

Ralf: Bisher ist mir ab und zu mal eine Trommel oder ein Drumstick zu Bruch gegangen, das ist ja eher unspektakulär. Allerdings vermute ich, dass unser Gitarrist Tommy bald zu Bruch geht, der ist sehr alt.
Bastian: Meistens wirklich immer irgendwas am Drumset bei Ralf, Gott sei Dank hat er von allem mindestens zwei Sachen – außer die Snare vielleicht. Ebenso fällt immer hier und da ein Bier um, meistens bei den Bands vor uns. Ich hoffe, dass meine Hüfte die Gigs überlebt. Wir sind nun nicht so sportlich, außer der alte Tommy.

Wann habt ihr euch auf der Bühne das letzte Mal so richtig geschämt?

Ralf: Ich schäme mich eigentlich für nichts.
Bastian: Wir haben mal den Click, der bei uns in die Ohren geht, ins Publikum geschallt und nicht gecheckt, wieso das überhaupt geht. Letztendlich war es ein Softwarefehler, aber das war eigentlich das einzige Mal, dass es wirklich peinlich war. Sonst geht immer mal was schief, aber wenn juckt’s, Spaß macht’s immer.
Ralf: Oh stimmt, Basti – das hab ich verdrängt mit dem Click. Man muss sich das mal vorstellen, anstatt Keyboards und Samples hört das Publikum nur „ TOCK TOCK TOCK TOCK“. Ich hab damals meinen Sampler verflucht und einen Tag später bei ebay eingestellt!

Welche Show einer anderen Band hat euch zuletzt richtig umgehauen?

Ralf: Bei mir war es letztes Mal EUROPE auf dem Bang Your Head. Die hatten richtig Spaß auf der Bühne, und das hat sich auf das Publikum übertragen. Dass die eine Hammerband sind seit der Reunion, müsste ja jeder wissen. Macht richtig Spaß. Der letzte Moment, als ich all mein Equipment verkaufen und mit dem Trommeln aufhören wollte, war, als ich GOJIRA live gesehen hab. Leck mich am Arsch waren die tight und geil!
Bastian: So richtig mit offenem Mund bin ich glaube ich das letzte Mal bei Wacken 2015 bei dem SAVATAGE-Reunion-Ding dagestanden. Auf zwei Bühnen gleichzeitig mit krasser Show, das war der Hammer. Sonst habe ich einige Tränchen bei KILLING JOKE oder der NEAL MORSE BAND letztes Jahr verdrückt. Musikalische Muskelspiele interessieren mich mittlerweile eher weniger.

Wie sieht die perfekte Backstage aus?

Ralf: Ich denke, es macht Sinn, hier mal die Wahrheit zu sagen: Diese Backstage Traumwelt mit Koks und Nutten existiert nur im 80er Jahre-Film. Im Normalfall ist der Backstage ein kleiner vergammelter alter Raum mit einem Sofa, in dem Läuse und Ratten wohnen. Es stinkt nach Furz und billigem Alkohol. Wenn du Glück hast, wurde das Klo die letzten paar Monate mal geputzt, und es hängt nicht mehr der Gestank von Pseudo-Rockstar-Kacke in der Luft. Das, was meistens klappt, ist ein Kühlschrank voll mit Bier. Das macht uns schon glücklich.
Bastian: Meistens hoffe ich immer, dass Ralf wieder die falsche Tür nimmt und mehr Nutten und Koks für mich übrig sind. Aber im Ernst, mir reicht ein gut gefüllter Kühlschrank und eine schöne Common-Area, damit man sich mit den anderen Bands unterhalten kann. Blöd ist immer, wenn alle in ihrem Miniraum hocken und nur zum Gig rausgehen. Ein schönes Bad wäre auch gut! Aber wir hatten auch schon tolle Backstage-Areas, wo es alles gab, was man will. Beispielsweise eiskalten Kakao.

Welche Rituale pflegt ihr vor der Show?

Ralf: Ich mache immer einen Hopserlauf im Backstage. Die Gitarristen sitzen da und nudeln irgendwas rum und fragen sich, warum wir eigentlich nicht geprobt haben.
Bastian: Ich singe mich immer schön warm mit tollen Übungen, die alle anderen hassen. Sonst ist die Zeit vor dem Gig leider bei uns immer recht hektisch, weil wir keine Roadies haben, die alles kurz checken und schauen, dass alles aufgebaut ist. Wenn dann das Intro läuft, ist die meiste Arbeit geschafft!

Wann und wo habt ihr zuletzt eine rauschende Backstage-Party gefeiert?

Ralf: Michael, wer will denn in so einem Raum eine Party feiern?
Bastian: Mit den Jungs von ROSS THE BOSS haben wir eine geile Party in Aalen gefeiert. Das kommt aber oft auch zu kurz, falls man erst spät fertig ist mit Spielen und Abbauen.

Welche Show habt ihr am weitesten entfernt von eurer Heimat gespielt?

Ralf: Das müsste in Zoetermeer als Support von Michael Schenker gewesen sein.

Musstest ihr jemals aus gesundheitlichen Gründen eine Show absagen?

Ralf: Ja, einmal. Wenn der Sänger krank ist und kein Ton mehr aus dem Goldkehlchen kommt, hast du keine Chance. Sonst versuchen wir auch im halbtoten Zustand alles durchzuziehen.
Bastian: Ja, das liegt leider im Metalbereich meistens am Sänger. Aber ist uns in den letzten fünf Jahren Gott sei Dank nicht passiert. Letztes Jahr wäre es fast passiert, aber mit Ingwer, Tee und Inhalieren haben wir es hinbekommen. Wir sollten vielleicht wie Tony Marschall auf Vollplayback umsteigen.
Ralf: Ja, gute Idee und wir hängen Basti an einem Trapez auf und lassen ihn dann übers Publikum schweben, das wäre fett!

Wie viele Stunden Schlaf bekommt ihr im Durchschnitt auf Tour?

Ralf: Kommt drauf an, normalerweise hat man eh den ganzen Tag lang Pause, bis man auf die Bühne darf. Also eigentlich geht schlafen schon. Der Rhythmus verschiebt sich ein wenig nach hinten.

Auf welche landestypischen Dinge freut ihr euch im Vorfeld einer Tour?

Ralf: Bier, Essen und die Leute kennenzulernen.
Bastian: Ich freue mich immer drauf, wie Ralf versucht, die heimischen Dialekte oder Sprachen nachzumachen. Ist meistens immer sehr politisch unkorrekt.
Ralf: Absolut, ich bin mittlerweile ganz gut im Schwyzerdütsch und kann mich mit unseren Nachbarn in den Clubs z.B. am Düggelichasta unterhalten. Ich wette, keine Sau versteht das. (lacht)

Wurdet ihr schon einmal verwechselt?

Ralf: Nicht so BLUES BROTHERS-mäßig mit den Good Old Boys, aber vor ein paar Jahren ist eine amerikanische Post-Core Band mit dem Namen VANISH aufgetaucht. Die veröffentlichen ab und zu mal Gigs und Facebook-Posts die dann auf unserer Seite auftauchen. Das macht uns aber nichts aus, uns gibt’s seit 18 Jahren, wir überleben auch diese Band. (lacht)
Bastian: Auch gibt es eine Brauerei namens VANISH im Osten der USA. Oft checken Leute dort ein und verlinken uns aber. Wir machen wohl einfach tolle Spareribs und sehr gutes Pale Ale. (lacht)

Wurdet ihr schon einmal richtig verarscht?

Ralf: Ja, wir hatten ganz am Anfang mal einen Manager, der uns einen Support-Gig vor PRIMAL FEAR und RAGE besorgen wollte. Er hatte uns den dann auch bestätigt und hatte auch Geld von uns bekommen für Investition in die Band. Ein paar Wochen vor dem Gig ist er dann spurlos verschwunden. Seit damals kümmern wir uns eigentlich um alles selbst in der Band.
Wir haben immer noch nicht mit PRIMAL FEAR und RAGE gespielt, das werden wir unbedingt noch nachholen.
Bastian: Dafür sind wir nun bei Luckybob Music Management & Booking beim Drummer von RAGE unter Vertrag, und Ralf Scheepers von PRIMAL FEAR hat uns einen Freundschaftsdienst erwiesen und auf „Come to Wither“ gesungen. Karma is a bitch!

Hattet ihr schon einmal Probleme mit dem Gesetz?

Ralf: Nur mit dem Gesetz der Schwerkraft.
Bastian: Und dem Gesetz der Serie.

Wann wart ihr zuletzt richtig wütend auf jemanden?

Ralf: Wenn man so lange in dem Business unterwegs ist, entwickelt man eine gewisse Gelassenheit.
Ich lasse mich nicht so leicht wütend machen.
Bastian: Oft ist es ja so, dass man als Band gewisse Dinge anstrebt, und manchmal ist man sehr nah dran, für einen Gig oder ein Magazin gebucht zu werden. Es ist dann eher Enttäuschung als Wut. Wut kommt dann ins Spiel, wenn untalentierte, schlechte und arrogante Bands weiterkommen als man selbst. Wir wollen die einzige untalentierte, schlechte und arrogante Band sein, die es so weit bringt.

Was war das Inspirierendste jenseits von Musik, das ihr zuletzt gesehen habt?

Ralf: Ein irischer Künstler hat sich von unserer Musik inspirieren lassen und ein paar Bilder zu unseren Songs gemacht, das fand ich sehr cool. Das hat uns wiederum inspiriert, wieder mehr Energie ins Songwriting zu stecken.
Bastian: Ja, das war richtig toll. Ein Außentext, der im Moment meine Lyrics beeinflusst, ist die Serie “Black Mirror“. Nichts in der Kunst sagt uns derzeit so klar, wo wir gerade versagen. Und man bekommt noch eine Gratislektion darüber, wie man Geschichten schreibt und aufbaut.

Was würde man am wenigsten von euch erwarten?

Ralf: Vermutlich Schlager. Wir sind große Fans von Ikke Hüftgold und natürlich Mickie Krause (also ein Teil von uns). Vielleicht toben wir uns auch in dem Bereich mal aus, spielen einen Sommer lang auf Mallorca und kassieren fette Kohle. (lacht)
Bastian: VANISH im Bierkönig, da würde ich nicht nein sagen.
Ralf: Oh ja, das wäre fett. Dann müssten wir vermutlich die Setliste ein wenig anpassen. „Schatzi schenk mir ein Foto…“

17.08.2018

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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