Xysma
Geradeaus, keine Gimmicks

Interview

Die finnische Stoner/Garagerock-Band XYSMA hat mit „No Place Like Alone“ nach sportlichen 25 Jahren Pause ein erstaunlich frisches Comeback hingelegt. Da wollten wir natürlich mehr über die Hintergründe erfahren. Drummer Teppo Pulli erklärt uns im Interview, warum er die Achtziger erst sehr spät für sich entdeckt hat, warum er die Texte immer besonders würzt und warum der Albumtitel „No Place Like Alone“ nur sehr wenig vom Stereotyp des wortkargen und einsamen Finnen zu tun hat.

Ein Wort vorab: Die Fragen hatten wir als Mailerinterview nach Turku übermittelt, aber Teppo hat uns die Fragen mündlich beantwortet und als Tonspur zurückgeschickt. Wortkarg? Nicht doch: It worked out very well.

Well-seasoned: Xysma (Photo by Arto Arvilahti)

Hallo Teppo, wie ist die Lage, was macht ihr, wo das Album „No Place Like Alone“ kurz vor der Veröffentlichung steht?

Das Album ist draußen, und natürlich sind wir sehr zufrieden damit. Im Sommer und im Herbst werden wir ein paar Gigs spielen, und dann werden wir sehen, was danach passiert.

Ihr habt eine längere Pause gemacht oder eine On/Off-Beziehung geführt. Was hat euch damals dazu bewogen, die Pause einzulegen, und was ist heute anders? Und was habt ihr in der Zwischenzeit gemacht?

(Seufzt) Wir hatten eine wirklich lange Pause, 25 Jahre. Wir sind zurück im Geschäft, hoffentlich für immer. Was unsere Musik angeht, ist sie nicht besonders anders als in den Neunzigern, da gibt es keinen großen Unterschied. In der Zwischenzeit war ich in anderen Bands. Jeder hat das eine oder andere gemacht. Ich beispielsweise habe in verschiedenen Restaurants als Küchenchef gearbeitet. So viel dazu (räuspert sich).

Nach dem viel zu frühen Tod von Thee Stranius (Gitarre, starb 2006 an einem Herzinfarkt) seid ihr in unterschiedlichen Konstellationen unterwegs – live mit einem zusätzlichen Gitarristen, während ihr Janne Lastumäki als Keyboarder fest in die Band aufgenommen habt. Wie ist das passiert?

Ja, Janne ist der einzige Neue im Line-Up, er hatte vor zehn, fünfzehn Jahren schon in derselben Band gespielt. Als wir die neuen XYSMA-Songs geschrieben haben, haben wir entschieden, ihn als Keyboardspieler dazu zu holen und keinen Gitarristen. Das war der hauptsächliche Plan, wir haben in ausprobiert und er hat sehr gut funktioniert.

Wie ist die neue Platte entstanden? Was war zuerst da: Ideen für neue Songs oder die Aussage, dass man eine neue Platte machen sollte?

Wir hatten ein paar Songideen, die noch aus den frühen 2000ern stammten, wir hatten sie aber nie finalisiert. Wir haben also beschlossen, diese Songfragmente fertigzustellen, und dann fühlten sie sich einfach wie XYSMA-Songs an. Also gab es zuerst die Songs (lacht).

Ich finde „No Place Like Alone“ wirklich gut komponiert. Wie lange habt ihr daran gearbeitet und wie habt ihr die Songs zusammengestellt?

Wir haben 2019 damit angefangen und wir haben die vor ungefähr einem Jahr fertiggestellt. Es hat also insgesamt ungefähr vier Jahre gedauert. Wir haben also sehr langsam gearbeitet. Es war ein langer Prozess, aber letztlich sind wir sehr zufrieden damit.

„No Place Like Alone“ könnte die Klischees darstellen, die den Finnen gemeinhin zugeschrieben werden: wenig Kontakt haben, nicht viel reden. Hat der Titel für euch eine Bedeutung jenseits des Wortspiels?

Joaa… “No Place Like Alone” ist eine Zeile aus dem Text zu „Model 670“. Das ist ein Lied über einen Stuhl. Es geht darum, dass, wenn du in diesem Stuhl sitzt, du niemand um dich herum brauchst. Daraus entstand die Idee zum Albumtitel. Es gibt keine tiefere Bedeutung.

Schreibt über Stühle, muss aber stehen: XYSMA-Drummer Teppo Pulli (rechts). Photo by Arto Arvilahti.

 

Ich habe in einer Promo-Mail von Svart Records gelesen, dass die Single „Well Seasoning“ eine „zweieinhalbminütige Metal-Ode an die Freuden des Kochens“ ist … na gut, das klingt interessant … du kümmerst dich ja um das Schreiben der Texte: worüber schreibst du bei den anderen Songs?

Bei “Well Seasoning” gab es zuerst den Text, und das war eine Art Ausgangspunkt für alle Texte, die ich noch schreiben sollte. Es war wirklich einfach, über etwas zu schreiben, was ich gerne und jeden Tag mache … und das ist das Kochen. Ich schreibe über ganz alltägliche Sachen und Geschichten, die mir oder Freunden widerfahren oder die wir hören. Es ist wirklich sehr normaler Kram, es geht nicht um Drachen oder so etwas.

„No Place Like Alone“ knüpft an die letzten Platten an, die vor 25 bis 30 Jahren veröffentlicht wurden. Ich habe mal das Internet durchforstet und bin mehr als einmal darauf gestoßen, dass die Leute es XYSMA immer noch übelnehmen, weil ihr keinen Grindcore mehr spielt. Eigentlich lustig, oder?

Ja, es gibt immer noch Leute, die fragen, warum wir keinen Grindcore mehr spielen. Das ist wirklich witzig. Schon verständlich, aber wir haben Grindcore schon seit 1990 nicht mehr gespielt, also … (lacht)

Auf der anderen Seite knüpft ihr an die glorreichen 80er an, nur eben anders: Manche Songs haben diese wunderbaren 80er-Synthesizer. Wie seid ihr rein musikalisch mit den 80ern verbunden?

Natürlich sind wir mit den Achtzigern verbunden, das ist die Zeit, in der wir aufgewachsen sind. Das war die Zeit, in der wir Teenager waren. Damals habe ich den Achtziger-Sound und die Musik überhaupt nicht gemocht. Aber seit ungefähr zehn Jahren habe ich den Sound wirklich liebgewonnen. Ich bin der Meinung, dass es richtig schöne Sachen gibt. Es ist trotzdem wahrscheinlich das schlechteste Jahrzehnt, ausgenommen natürlich die 2020er-Jahre (lacht). Wir werden mit dem Sound aber weitermachen.

Benutzt Janne Lastumäki eigentlich Original-Equipment?

Ja, er benutzt Originalinstrumente. Er hat ein Clavinet, außerdem eine Moog Grandmother und ein elektrisches Klavier.

Ich denke, dass die Stimme von Janitor sehr gut gereift ist. Was tut er, um sie in so gutem Zustand zu halten?

Um ehrlich zu sein: Ich habe keine Ahnung! (lacht) Vielleicht hat er einen gesunden Lebenswandel.

Grindcore war einmal, Rock ist angesagt: Wie würdest du dein Selbstverständnis und deinen Stil als Schlagzeuger beschreiben?

Nun, ich bin ein Selfmademan. Ich habe nie Stunden genommen oder Schlagzeugunterricht gehabt. Ich bin technisch nicht besonders bewandert, sondern spiele viel nach Gefühl. Geradeaus, keine Gimmicks – ich denke, das ist mein Stil.

Ihr seid diesen Juni für das Rockfest in Hyvinkää bestätigt … was sind eure weiteren Pläne mit der Band bezüglich live zu spielen und Sachen zu machen?

Ja, die Zukunftspläne sind so, dass wir vier größere Festivals spielen und im Herbst ein paar Clubgigs. Und dann werden wir mit neuer Musik anfangen, und die haben wir hoffentlich vor dem nächsten Jahr fertig. Das ist unser Plan. Wir sind wirklich glücklich mit dem Album, und wir werden damit weiter machen auf … (lacht) auf immer und ewig.

Das ist doch ein schönes Schlusswort. Danke für das Interview!

Danke auch!

08.05.2023

- Dreaming in Red -

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