Capra
Brachial wie eh und je

Kaum mehr als 20 Zuschauende haben heute den Weg ins kultige Helvete in Oberhausen angetreten, um Zeugen der ersten Europatour von CAPRA zu werden. An der Qualität des Quartetts in der Schnittmenge zwischen Hardcore und Metal liegt das definitiv nicht. Vielmehr dürfte das ebenfalls heute stattfindende Umsonst-und-draußen-Festival Olgas Rock schlicht eine zu starke Konkurrenz sein.

CAPRA gehen mit Vollgas nach vorne

CAPRA lassen sich davon nicht beeindrucken. Frontfrau Crow Lotus fegt von der ersten Sekunde an wie ein Derwisch von einem Ende der Bühne zum nächsten. „Oberhausen, what the fuck is up?“ schreit sie nach dem ersten Song ins Mikro. Im Gegenzug erntet sie energetische Schreie der Fans.

Lotus ist zweifellos der Dreh- und Angelpunkt der Show. Gitarrist Tyler Harper und Bassist Trevor Alleman halten sich in Sachen Bewegung zurück, um der Sängerin die größtmögliche Bewegungsfreiheit zu lassen. Währenddessen malträtiert Schlagzeuger Jeremy Randazzo mit einer Wucht, die aufhorchen lässt. Sein ebenso kraftvolles wie präzises Spiel hält das manchmal am Chaos vorbeikratzende Songmaterial von CAPRA zusammen.

Eine Zugabe muss sein

Die Setlist besteht heute überwiegend aus den Songs des 2021 erschienenen Debütalbums der Band. Vier Tracks hingegen stammen aus der kommenden Platte „Errors“ – und machen verdammt gespannt darauf. Eines lässt sich jetzt schon sagen: Gemessen an der Livedarbietung sind die neuen Songs keinen Deut weniger brachial als das Material des CAPRA-Erstlings.

Nach schweißtreibenden 40 Minuten will die Band ihre Instrumente für heute zur Seite legen. Doch die Fans lassen das nicht zu. Lauthalse „Zugabe“-Forderungen erschallen. CAPRA Lassen sich nicht lange bitten und setzen mit „Torture Ship“ einen eindrucksvollen Schlusspunkt unter den heutigen Abend.

2B2S legen mit Old School Hardcore vor

Als Support sind heute gleich zwei mehr oder weniger lokale Acts am Start. Den Anfang machen 2B2S aus dem nahegelegenen Mühlheim an der Ruhr. Das MADBALL-Tank-Top des Bassisten verrät, wohin die Reise musikalisch geht: Old School Hardcore der New-Yorker-Schule. Gelegentliche Schlenker in Richtung Skatepunkt inklusive.

Das Auftreten der Band heute ist schüchtern, was sicherlich auch an den anfänglich verhaltenen Reaktionen des spärlich besetzen Publikums liegt. Gegen Ende Sets wärmen die Zuschauenden langsam auf. Auch wenn bei Gig der Band nicht jeder Ton richtig sitzt, machen die knackigen Songs durchaus Spaß.

BEWARE THE KRAKEN fallen aus dem Rahmen

Anschließend entern mit BEWARE THE KRAKEN Oberhausener Lokalmatadore die Bühne. Mit ihrem technischen Death Metal stechen sie musikalisch heute stark heraus. Das ist allerdings kein Problem, haben sie doch ein paar ihrer Fans mobilisiert, die sofort für Stimmung sorgen.

Insbesondere das ultrabrutale Geknüppel von Drummer Marius Birkmeyer beeindruckt über die gesamte Dauer des Gigs. Da kann sich mancher Profischlagzeuger eine Scheibe von abschneiden. Gleiches gilt für die technische Finesse von Gitarrist Uwe Schwarz. Die Songs von BEWARE THE KRAKEN fesseln derweil durch zahlreiche überraschende Breaks.

Alles in allem ist der erste Oberhausen-Abstecher von CAPRA samt Vorprogramm eine bockstarke Veranstaltung. Wenn die US-Amerikaner auf diesem Niveau weitermachen, ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Läden wie das Helvete bei Auftritten der Band aus allen Nähten platzen werden.

Setlist CAPRA:

1. CHSF
2. Tied Up
3. The Locust Preacher
4. Mutt
5. Medusa
6. Red Guillotine
7. Trauma Bond
8. Loser
9. Paper Tongues
10. Torture Ship (Zugabe)