cut.rate.box
Tour of the Cities 2001

Konzertbericht

Billing: Assemblage 23, cut.rate.box und Diary of Dreams
Konzert vom 2001-12-11 | K17, Berlin

Zwei Monate lang habe ich mich auf dieses Konzert gefreut und ganz umsonst war die Freude nicht. Da ich recht wenig mit Elektro am Hut habe und eh nur wegen Diary of Dreams zugegen war mag ich vielleicht nicht der richtige für ein Review sein, aber ein kleiner Kommentar sei mir gestattet :). Meine kleine Odyssee im Versuch eine Karte im Vorverkauf zu erstehen habe ich ja bereits im Forum beschrieben. Nachdem ich nun direkt beim trotz korrekter Öffnungszeit geschlossenem Club vorstellig wurde konnte ich immerhin mein Geld in der Kneipe nebenan loswerden. Doch da gab es natürlich auch keine Karten: Was auf der Website vom K17 als „Vorverkauf“ angekündigt wurde entpuppte sich als Reservierung für eine Karte. Für 25 Mark konnte ich mir also eine Karte reservieren lassen, die ich dann bis 20 Minuten vor Beginn der Veranstaltung abholen muss – ansonsten kann die Reservierung verfallen. Irgendwie komme ich mir leicht verarscht vor… Dass ich auch vorhin beim Vorzeigen der Reservierung keine Karte erhalten habe sondern nur durchgewunken wurde ist bei dieser Vorgehensweise wohl selbstverständlich. Soviel also zur Erinnung an der Pinnwand… cut.rate.box traten mit pünktlich 60 Minuten Verspätung auf. Zumindest war laut Reservierung der Beginn um 20:00. Als um kurz vor neun dann der rudimentäre Light-Check bekann dämmerte mir und auch anderen, dass die Leute vom K17 wohl einfach die Zeit falsch auf die Karte geschrieben haben. Wirklich überraschen tut das natürlich bei all den Vorkommnissen im Vorfeld nicht mehr. cut.rate.box waren mir vollkommen unbekannt, so dass ich einige Tage zuvor MP3s von deren Homepage downgeloadet und die Band schnell hassen gelernt habe. Wenn das Elektro ist, dann ist auch Scooter Elektro. Das Gehampel des Sängers, gekleidet in eine Jacke mit leuchtenden ADAC-Sicherheitsstreifen und fluoreszierenden Haarspitzen, war reichlich lächerlich. Das ständige Heben der linken Hand erinnerte zudem an einen Hund, der verzweifelt versucht Männchen zu machen. Bei Ansagen im Stil von „I can’t hear you“ hätte es mich nicht gewundert, wenn nun wirklich Scooter auf die Bühne kommt und ein „I wanna see you sweat“ ins Mikro brüllt. Musikalisch und von den Vocals her hätte es allemal gepasst. Den Kommentaren in meiner Umgebung zu urteilen kam die Band insgesamt überhaupt nicht gut an: „Spastische Bewegung“ und ein ironisches „Also, es könnte schlechter sein“ waren noch die nettesten Bemerkungen. Nach dem letzten Song und insgesamt knapp 45 Minuten ging die Band von der Bühne. Das lange Outro sollte wohl Zugaben-Rufe erzeugen, wurde allerdings vom Publikum vollkommen ignoriert, welches zügig zur Bar und Toilette rannte. Danach folgten nach einer extrem kurzen Umbaupause Assemblage 23. Auch die Band war mir natürlich unbekannt und die gezogenen MP3s konnten mich ähnlich begeistern wie cut.rate.box, wenn sie auch nicht ganz so schlimm waren. Live wirkte die Band zwar immer noch stark fröhlich-technoid, konnte allerdings durch die charismatische und vielseitige Stimme des Sängers und durch das minimale und deshalb umso charmante Stage-Acting der beiden Personen mit Obelix-Statur überzeugen, wenn es auch nicht 100%ig meinen Geschmack traf. Während des Auftritts gab es übrigens des öfteren Probleme mit den Monitor-Boxen, weshalb eine längere Pause eingelegt wurde, kommentiert mit „That’s our Unplugged-Session“… 🙂 Sofern ihr die Chance habt diese Tour zu besuchen solltet ihr auch einen Blick auf den Drummer von Assemblage 23 werfen. Ob gewisse Ähnlichkeiten zum :bounce:-Smiley von unserem Chat reiner Zufall sind oder sich ein geheimnisvoller Zusammenhang dahinter verbirgt…? Nach einer sehr langen Umbaupause, bei der wohl ein Großteil der Zeit für Gefummel an den Monitor-Boxen drauf ging, kamen nun endlich Diary of Dreams auf die Bühne. Zuletzt und damals zum ersten Mal gesehen hatte ich sie auf dem letztjährigen Herbstnächte-Festival und seitdem bin ich der Band mehr oder weniger verfallen. Deren Sänger wäre sicher auch ein Grund schwul zu werden, so wie er damals mit langen wehenden Haaren und schwarzem Mantel auf der Bühne stolzierte :). Etwas gewöhnungsbedürftig ist allerdings das neue Outfit der Band bzw. des Sängers. Auf dem Plakat sieht das ja noch gut aus, aber live wirkt es doch etwas lächerlich: Warpaint ist im Black Metal ja schon amüsant, aber die kriegen die Malerei meist passend hin. Hierbei war das Gesicht allerdings weiß getüncht, die Augen rot angemalt und zwei rote Striche gingen über die Wange nach unten. Da scheint sich wer die falsche Schwarzwälderkirschtorte ausgesucht zu haben, um seinen Kopf einzutauchen. Auch die Weste im Look laminierter Alufolie gekreuzt mit den kleinen Ikea-Plastik-Aufhängeschränkchen mit den 5cm-„Schubladen“ wirkte etwas absurd. Das ganze wurde noch garniert mit Pyramidennietengürteln, die ich nicht einmal anfassen würde, wenn sie das letzte auf der Welt wären, was meine Hose vor der Schwerkraft rettet. Gesponsort wurde das Outfit von Art of Dark – ein Grund dem Shop einmal einen kritischeren Blick zu widmen :). Doch nach einigen Songs konnte die Musik dieses Bild des Schreckens vergessen machen. Die Gänsehaut-Stimme zog einen in seinen Bann und man konnte nur noch nach Vorne starren und die Musik genießen, die druckvoll und glasklar durch das kleine K17 wehte. Zwei Zugaben spielte die Band, wobei sie nicht einmal die Bühne verlassen konnte, weil der „Ausgang“ durch die Leute führte und somit blockiert war. Sie nahmen es gelassen und somit konnte man etwa 70 Minuten atmosphärischen Gothic/Elektro vernehmen. Fazit: Gewünscht hätte ich mir zum einen eine bessere Organisation des Clubs und zum anderen passendere Vorbands. Schon eine atmosphärisch doch recht dunkle Band wie Flesh Field wäre für Diary of Dreams nicht wirklich passend gewesen, aber cut.rate.box war ein extremer Fehlgriff. Dass so manch einer nach stundenlangem Stehen keine Lust mehr hatte und das K17 zu Diary of Dreams schon ein wenig leerer war ist da durchaus verständlich. Und nach 4,5 Stunden rumstehen werde ich meinen krummen Rücken jetzt in das warme Bett legen…

cut.rate.box

12.12.2001

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