Deathstars
Claws Through Europe Tour 2014 - Köln, Underground

Konzertbericht

Billing: Deathstars
Konzert vom 2014-11-09 | Underground, Köln

Deathstars

Es gehört schon was dazu, an das Kölner Underground an einem Sonntag-Abend das „Sold Out“ Schildchen dranzupappen. Doch genau das haben die schwedischen Goth-Metal-Glamer an diesem Abend geschafft. Ob ihr kürzlich in Flammen aufgegangener Tourbus seinen Teil zur unverhofften Promo beigetragen hat? Man weiß es nicht – geschadet hat die Beinahe-Katastrophe der Band jedenfalls nicht.

 

THE DEAD AND LIVING

Glücklicherweise setzt die Tour auf einen konstanten Support aus der Heimat der Headliner – die Schweden THE DEAD AND LIVING. So zieht sich der Abend nicht unnötig in die Länge und schon zu Beginn der Vorband ist der Laden rappelvoll. Und die macht ihren Job richtig gut! Die „bleiche Gesichter – schwarze Augenränder“-Optik erinnert zwar mal wieder an eine Bande heimatloser Waschbären (auch die Vagabund-Mützen einiger Bandmitglieder tragen dazu bei), ansonsten agiert man aber sehr souverän. THE DEAD AND LIVING setzen auf eine Mischung aus Goth, Rock und Folk. Vor allem Letzteres ist ein Alleinstellungsmerkmal – der straighe Humpa-Beat gepaart mit der gruftigen und kräftigen Stimme von Sänger Coroner macht Spaß, auch wenn sich das Ganze auf dem Papier recht unpassend anhört. Den Jungs merkt man die ausgiebige Tour mit den DEATHSTARS an – die Ansagen sind sehr sicher und auch beim Performen zeigt man sich gut eingespielt. Am Ende gibt es flächendeckenden Applaus – verdient.

 

DEATHSTARS

Nach einer kurzen Umbaupause legen die DEATHSTARS dann auch schon los. Und das direkt bei einem fantastischen Sound. Von der überschwänglichen Freude noch am Leben zu sein merkt man dagegen zunächst einmal nicht viel – der Vierer wirkt nach der ausgiebigen Europatour (heute ist letzter Termin) müde und abgekämpft. Vor allem Whiplasher sieht aus wie eine aufgequollene Version von Satyr. Das wirkt sich jedoch zum Glück nicht auf seine Stimme aus, die in Faktor Tiefe sogar mit dem guten Pete Steele mithalten kann. Nach und nach findet die Band auch die Freude am Spielen wieder, so dass nach zwei bis drei Songs deutlich mehr Bewegung auf der Bühne herrscht. Vor allem der Basser Skinny ist ein großer Animator und ein ziemlicher Hingucker – die Dreads flattern genau so wie die Höschen zahlreicher anwesender Damen. Auch sein krächzend-hoher Backing-Gesang ist eine sehr stimmige Ergänzung zu Whiplashers Tieftöner. Material vom neuen Album „The Perfect Cult“ wie ‚Explode‘ oder ‚All The Devil’s Toys‘ kommen live ähnlich unspektakulär wie auf der schwachen Platte, sind aber eingängig und heben sich nicht negativ vom Rest des Sets ab.

Was positiv auffällt, ist dass die DEATHSTARS auf jede Form von Show-Elementen verzichten und durch pure Energie und Präsenz überzeugen. Weder gibt es aufwendige Kostüme, noch eine großartige Dekoration. Die arrogant-selbstbewussten Ansagen machen auch tierisch viel Spaß. „If you want to belong to the perfect cult, you should only speak, when you are spoken to. I speak whenever I want.“ Entsprechend gut funktioniert auch das „Seid leise – Schreit!“- Spielchen des charismatischen Sängers. Es folgen spannendere Songs wie ‚Tongues‘, ‚Synthetic Generation‘, ‚Death Dies Hard‘ oder ‚Night Electric Night‘. Kurz vor der Zugabe ist das Underground schon mächtig am schwitzen, die Damen schreien zwischen den Songs immer wieder irgendwas Richtung Bühne (Liebeserklärungen, Telefonnummern?). Allgemein funktioniert DEATHSTARs Mischung aus Rammstein, The 69 Eyes, Type-O Negative, Mötley Crüe und Ministry verdammt gut. Die poppigen Songstrukturen schmalzen nicht, sondern werden von feinen Riffs zusammen gehalten. Und so ist dann auch die Zugabe aus den Paradebeispielen dieser Art des Songwrightings in Form von ‚Cyanide‘ und dem anschließenden (hierzulande steht man immer noch drauf) ‚Blitzkrieg‘ ein Volltreffer. Diese Band ist trotz eines schwachen aktuellen Albums eine Macht auf der Bühne. Gute Heimreise, Jungs.

10.11.2014

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