
Easter Cross
Der Festivalbericht 2025
Konzertbericht
Bei den anstehenden sommerlichen Temperaturen am Wochenende kaum vorstellbar, aber wir schauen zurück zum Frühling und nach Oberndorf! Viele freuen sich nämlich auf die Osterzeit – sei es wegen der Familienfeiern, den ersten Angrill-Temperaturen oder der mancherorts feucht-fröhlichen Eiersuche (oder deren strikte Verweigerung) im Garten der Eltern, der Großeltern oder sonst wo. Im Raum rund um die Südmetropole Stuttgart steht noch ein weiterer frühlingshafter Eintrag im metallischen Kalender: das Easter Cross Festival in Oberndorf am Neckar. Am Osterwochenende wird die kleine Neckarhalle zur Hütte der tausend Dezibel und bedient Metalheads, Hardcore- und Metalcore-Fans gleichermaßen.

Was ist neu, was ist alt, was ist anders?
Der Einlass geht auch dieses Jahr mit kategorisch zugeteilten Bändchen (Eintritt, Alter, Alkoholverkauf) reibungslos und die Stimmung ist von Anfang an spürbar gut – bei Crew, Gästen und Bands.
Mit einem kühlen Getränk in der Hand und einem Lächeln über den stabil gebliebenen Bierpreis freut man sich über den wohl besten Gerstensaft des Schwarzwalds. Ein Blick in die Runde zeigt: Die moderne Licht- und Soundanlage vom letzten Jahr steht wieder bereit und auch die Anti-Rutschmatten sind zurück und bringen ein bisschen Sicherheit ins charmante Turnhallen-Flair. (Grüße gehen an dieser Stelle an die wenigen Verletzten raus, die es trotzdem erwischt hat!)
Vor dem Eingang stehen wie gewohnt drei Foodtrucks. Wieder dabei sind der Schulbus von Graf Food on Wheels und der Stand vom Gasthof Hecht. Es gibt daher Gyros, Currywurst, Schnitzel (sowohl für Omnivoren als auch für Vegetarier), Hot Dogs und verschiedene Variationen rund um Deutschlands liebste frittierte Knolle. Neu dabei ist Christian Teufel mit seinem Holzofen, der neben klassischer Pizza auch eine schwäbische Spezialität namens „Dinnede“, eine Art Flammkuchen mit dickerem Teig und ausgefallenen Belägen, serviert. Wer hier hungrig bleibt, ist selbst schuld. Nur eine Sache gibt es auch auf Nachfrage nicht: die stylische Pizzabäcker-Mütze. Aber man muss sich ja noch etwas fürs nächste Jahr aufsparen.

SHOOTING DAGGERS – wilde Hasen zwischen LGBTQ+, St. Michael und Circle Pit
Die Opener des diesjährigen Easter Cross Festivals heißen SHOOTING DAGGERS – ein nicht-binäres, feministisches Queercore-Trio aus Großbritannien. Für alle, die jetzt nicht googeln wollen: Queercore ist ein Subgenre der Punk- und Hardcore-Szene. Es entstand Mitte der 1980er als Teil der Punk-Subkultur und bringt queere Themen, Identitäten und Kritik an gesellschaftlichen Normen lautstark auf die Bühne. Die Texte sprechen offen über LGBTQ+-Erfahrungen, Herausforderungen und Selbstermächtigung.
“Love & Rage” beschreibt nicht nur das aktuelle Album, sondern auch die Mischung auf der Bühne außerordentlich gut und die Reihen werden schnell voller. Für SHOOTING DAGGERS ist der Auftritt in Oberndorf gleichzeitig das Tourfinale, bevor es mit der „Wake The Dead Anniversary Tour“ von COMEBACK KID zurück in die Heimat geht. Frontperson Sal Pellegrin bringt es auf den Punkt: „Wir sind glücklich aber auch ganz schön erschöpft.“ Wir auch und das schon nach der ersten Band. Keine schlechten Aussichten.
Galerie mit 17 Bildern: Shooting Daggers - Easter Cross 2025

“BACKSTABBED is back, alright!”
Danach geht’s direkt weiter – diesmal nicht weit von Oberndorf entfernt: BACKSTABBED aus Offenburg betreten die Bühne. Schon mit den ersten fünf Zeilen ihres Sets bringen sie die gut gefüllte Halle zum Mitsingen und lösen die ersten Circle Pits aus.
„Everybody, yeah…“ – Moment mal.
„Rock your body, yeah…“ – Das können sie doch nicht ernst meinen.
„Everybody, yeah…“ – Doch, sie tun’s wirklich.
„Rock your body right, BACKSTABBED’s back, alright!“
Spätestens jetzt brennt die Halle. „Germany’s Heaviest Boygroup“ liefert eine kompromisslose Mischung aus Metalcore und Beatdown und macht damit sofort klar: Hier wird nicht lange gefackelt und die ersten Circle Pits drehen ihre Kreise. Hut ab!
Galerie mit 21 Bildern: Backstabbed - Easter Cross 2025

ABBIE FALLS – wenn’s mal wieder härter wird
ABBIE FALLS aus Tschechien sind gefühlt überall unterwegs und werden trotzdem noch immer unterschätzt. Völlig zu Unrecht. Ihr 30-minütiger Abriss gleicht einer Klangwand mit voller Breitseite. Massive Vocals, wahnwitziges Drumming und messerscharfe Gitarrenriffs sorgen für Verrenkungen und bringen alles zum Brodeln – sowohl vor als auch auf der Bühne. Songs wie „Parasite“, „Hell Is Other People“ und „No One’s Above“ krachen so brutal durch die Holztäfelung der Turnhalle, dass man die Breakdowns vermutlich auf der seismologischen Karte Baden-Württembergs nachverfolgen kann. Wer auf Metalcore mit Deathcore-Einschlag samt elektronischen Elementen und fiesen Djent-Breakdowns steht, sollte diese Band dringend auf dem Schirm haben.
Galerie mit 22 Bildern: Abbie Falls - Easter Cross 2025

RISING INSANE – Mitsing-Faktor hoch 10
Mit RISING INSANE kommt wieder melodischere Kost auf den Speiseplan. Der Wandel des niedersächsischen Fünfers in den letzten Jahren ist beeindruckend. Auch wenn sie ihren Post-Hardcore- und Metalcore-Wurzeln treu bleiben, klingt der Sound heute frischer, ausgereifter und emotionaler denn je. Sie spielen mehrheitlich Songs vom 2024er Album „Wildfires”, aber auch Band-Klassiker wie „Chemicals” und „Drag Me Under”. Dabei bleibt die Stimmung bei all den nachdenklichen Themen und Texten durchweg positiv und der Mitsing-Faktor ist hoch, wozu auch Coverversionen von MICHAEL SEMBELLOs „Maniac” und ARCHITECTS’ „Animals” beitragen. Wohin die Reise für RISING INSANE noch geht? Man darf mehr als gespannt sein.
Galerie mit 20 Bildern: Rising Insane - Easter Cross 2025

FROM FALL TO SPRING – zwar nicht beim ESC, aber Oberndorf ist doch auch was
Danach kommen FROM FALL TO SPRING auf die Bühne und man ahnt kaum, wie steinig der Weg der Saarländer bis zu diesem Zeitpunkt gewesen sein muss. Denn vor uns stehen absolute Profis. Die Zwillingsbrüder Philip und Lukas Wilhelm, beide am Mikrofon, führen das Publikum mit sicherer Hand durch eine perfekt inszenierte Show. Licht, Sound und Songauswahl greifen nahtlos ineinander und musikalisch zeigt die Band ihr gesamtes Repertoire. Von melodischem Nu Metal über Metalcore bis hin zu Synth- und Rap-Elementen ist alles dabei. Natürlich fehlen auch die Fan-Favoriten nicht: „Draw The Line“ hatte 2023 bereits an der Qualifikation zum deutschen Vorentscheid für den Eurovision Song Contest in Liverpool teilgenommen. „Take The Pain Away“ wird vom Publikum lautstark mitgegrölt, auch wenn FROM FALL TO SPRING damit bei der Chefsache ESC 2025 nicht im Finale landen konnten. Und auch die Spotify- und TikTok-Lieblinge „Supernova” und „Br4infck” schallen inmitten nicht enden wollender Moshpits durch die Oberndorfer Hallen. Die Energie ist enorm und wir sind uns sicher: Von FROM FALL TO SPRING wird man noch einiges hören.
Galerie mit 26 Bildern: From Fall To Spring - Easter Cross 2025

COMEBACK KID – 20 Jahre “Wake The Dead”
COMEBACK KID durchstreifen gerade mit ihrer „Wake The Dead Anniversary Tour” die Lande, um das gleichnamige Album zum 20-jährigen Jubiläum gebührend zu feiern. Mit auf Tour sind neben SHOOTING DAGGERS auch DEVIL IN ME (Portugal) und NO TURNING BACK (Niederlande), die an diesem Abend jedoch nicht zu sehen/hören sind. COMEBACK KID spielen ihr via Victory Records erschienene Kult-Album in voller Länge, aber der ikonische Titelsong lässt zunächst noch auf sich warten. Zuvor ergänzen die Briten das Set um Fan-Favoriten wie „Heavy Steps“, „All In A Year“ oder „Do Yourself A Favor“. Dabei geben sie sich gewohnt wild und mitreißend auf der Bühne und die anwesenden Kids der Easter Cross-Crew dürfen auch mal über die Bühne flitzen. Dabei muss man doch immer die Augen offen halten, denn Frontmann Andrew Neufeld wirbelt wie ein Sturm durchs Set und ist dabei öfter im Pit als auf der Bühne.
Und dann wäre da noch ein Gerücht: Neufeld soll bereits am Vorabend feiernd mit campenden Easter Cross-Besuchern vor der Halle gesichtet worden sein. Aber ob es wahr ist, werden wir wohl nie erfahren.
Galerie mit 18 Bildern: Comeback Kid - Easter Cross 2025

ANY GIVEN DAY – Metalcore has never been dead, it just went to the gym
Headliner des Abends sind die Gelsenkirchener Metalcore-Schwergewichte ANY GIVEN DAY und die stampfenden Beats von “Get That Done” eröffnen das letzte österliche Nacken-Workout. Wer jetzt noch mit Fronter Dennis Liegestützen machen kann, bevor die nächste Wall of Death den Ischias zermalmt, gehört entweder zur Generation weit unter 40 oder ist in körperlicher Topform. Das Set ist eine kraftvolle Mischung aus alten und neuen Hits: „Limitless“, „Unbreakable“, „H.A.T.E.“, „Never Say Die“ – ein Abriss mit Tempo und Wucht. (Nur „Everlasting“ bleibt an diesem Abend außen vor.) Ein Blick ins schweißnasse Publikum zeigt, dass deutlich mehr Leute geblieben sind als im Vorjahr und sie geben alles.
Zum Schluss bekommt die inzwischen 12 Jahre alte Interpretation von Rhiannas Hitsingle „Diamonds“ noch ihren glänzenden Auftritt und macht klar, warum dieses Cover über 16 Millionen YouTube-Views verzeichnet. Ob mit Ski-Sonnenbrille oder Cowboyhut, es ist ein beeindruckender Auftritt von allen Beteiligten und ein würdiger Abschluss für den Ostersamstag.

Any Given Day – Easter Cross 2025


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Tamara Deibler



















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