Evanescence
A Live Session From Rock Falcon Studio

Konzertbericht

Billing: Evanescence
Konzert vom 05.12.2020 | Rock Falcon Studio, Nashville

EVANESCENCE hätten eigentlich im Frühling diesen Jahres gemeinsam mit WITHIN TEMPTATION die „Worlds Collide“-Tour angetreten, welche auch einige Stopps in Deutschland eingelegt hätte. Doch es kam, dank dem wohl aktuell meist gehassten Virus der Welt, natürlich anders und die Tour wurde auf den Herbst 2021 verlegt. Vielleicht ist das auch gar nicht so verkehrt, bringen EVANESCENCE doch im März kommenden Jahres ihr neues Studioalbum „The Bitter Truth“ auf den Markt und WITHIN TEMPTATION werkeln auch bereits an neuen Songs.

Da EVANESCENCE aber, wie wohl die meisten Bands derzeit, nicht dauerhaft still sitzen können, luden sie am Samstag, den 5. Dezember zu einer Livesession ein. Dazu fanden sich drei der Bandmitglieder im Rock Falcon Studio in Nashville, dem Wohnort von Sängerin Amy Lee, ein. Die anderen beiden Mitglieder schalteten sich per Video dazu. Eine nicht ganz unbeachtliche Leistung, wenn man bedenkt, dass Gitarristin Jen Majura aus Deutschland herüberfunkte.

Die Pre-Show: ein Q&A mit Amy Lee

Pünktlich auf die Minute ging der Stream um 22 Uhr deutscher Zeit los. Bevor wir jedoch Musik um die Ohren bekamen, nahm sich Amy Lee eine halbe Stunde Zeit, um von Fans eingesandte Fragen zu beantworten. Die Fragen waren alle recht vielseitig, so wurde zum Beispiel nach Neuaufnahmen alter Lieder gefragt. Amy Lee musste dieses, wohl zum Leidwesen des Fragenden und vermutlich noch weiterer Fans, verneinen, teaserte aber an, dass sie sich gerade durch alte Tape-Archive wühlt und der aufmerksame Fan möglicherweise bald unveröffentlichtes Material auf die Ohren bekommt. Sie fügte, mit einem schon fast verlegenen Lachen, noch hinzu, dass sie sich mittlerweile nicht mehr so sehr für ihre Jugendaufnahmen schäme wie früher und sie deswegen nun veröffentlichen könnte.

Weitere Fragen drehten sich natürlich um das kommende Album. So kamen gleich mehrere Fragen zum Aufnahmeprozess und was eine lustige Erinnerung daraus war. Außerdem ging es noch um die Programmierung von Synthesizern bei bestimmten Liedern. Diese „Nerd-Frage“ gefiel Amy sehr, sie holte sogleich den entsprechenden Synthesizer her und stellte ihn für alle sichtbar entsprechend ein.

Insgesamt wirkte die EVANESCENCE-Sängerin sehr locker und fröhlich und hatte sichtlich Lust, die Fragen der Fans zu beantworten. Dieses Q&A war allerdings nicht live aufgenommen, sondern wurde an einem früheren Zeitpunkt getaped und dann ausgestrahlt. Nichtsdestotrotz kam es nicht geskriptet rüber und hatte einen spontanen Charakter.

EVANESCENCE – Die Livesession aus dem Studio

Pünktlich nach einer halben Stunde wechselt der Stream dann von Amy Lees Wohnsitz zu den Rock Falcon Studios. Die auf mehrere Orte aufgeteilte Band legte mit einem neuen Lied los, welches möglicherweise der Titeltrack des neuen Albums sein könnte, da dieser mehrfach besungen wurde. Leider wurden die Titelnamen nicht eingeblendet, weswegen bis dato nur ein Mutmaßen bleibt.

Doch neben der Präsentation neuer Lieder durften natürlich auch Klassiker aus dem Bandrepertoire nicht fehlen. EVANESCENCE spielten ingesamt neun Lieder, eine etwas magere Ausbeute. Aber unter diesen Songs fanden sich das großartige „Sick“, welches – auch laut Lee – in diesen Zeiten nochmal eine ganz andere Bedeutung bekam. Natürlich durften auch die Superhits der Band nicht fehlen und viele Fans der Band im Alter zwischen 25 und 30 dürften bei den Performances von „Going Under“ und – natürlich – „Bring Me To Life“ wieder in ihre Teeniephase zurückgerutscht sein, als „Fallen“ im CD-Player oder Discman rauf und runter lief. Mit „Speak To Me“ gaben EVANESCENCE einen Song zum Besten, den Amy Lee ursprünglich als Sololied veröffentlicht hatte. Das Album „The Open Door“ wurde mit „The Only One“ abgedeckt.

Nach sieben Liedern wechselte die charismatische Frontfrau vom Keyboard ans E-Piano und der Rest der Band durfte schon einmal Feierabend machen. Zum Schluss des Sets gab es noch zwei Lieder auf diese Art und Weise dargeboten, darunter „Lost In Paradise“, ebenfalls vom Selftitled-Album, und das PORTISHEAD-Cover „It’s A Fire“. Nach diesen neun Liedern und gerade einmal vierzig Minuten bedankte sich die Band noch bei ihren Fans und der Stream war zu Ende. Leider brachten alle Zugaberufe vom Sofa daheim aus nichts.

Evanescence Live Session Screenshot

Evanescence – Live Session

Kurze Livesession im Stream statt Livestream?

Mittlerweile hat der geneigte Musikfan ja nun schon ein paar Livekonzerte im Stream hinter sich und kann diese vergleichen. Was bei EVANESCENCE auffällt ist, dass die Video- wie Tonqualität absolut exzellent war. Auch die Qualität des Streams war ruckelfrei und allzeit in HD zu begutachten. Das lief in Skandinavien bei den Performances von DARK TRANQUILLITY und INSOMNIUM beispielsweise noch ganz anders.

Aber, und das ist das große Aber, es war eben eine Livesession und kein Livestream. Klar, dadurch, dass Teaser des Konzertes mit kurzen Ausschnitten der Performance schon Tage vorher von der Band in den Social-Media-Netzwerken geteilt wurden, konnte man sich darauf einstellen. Doch dadurch fühlte sich das Ganze eben auch mehr an, als würde man eine Blu-ray eines Auftrittes einlegen. Die Magie bei diesen Livestreams war bisher immer das wirkliche live Auftreten einer Band, was hier eben nicht gegeben ist. Klar, es wäre vermutlich auch schwierig gewesen, sich als Band aufgeteilt ohne Verzögerung zu koordinieren und viele Fans werdensich , auch wegen des Q&A am Anfang, sehr über dieses Konzert gefreut haben, aber es muss einem halt im Vorfeld klar sein, dass es statt live gestreamt eben live aufgenommen und dann gestreamt ist.

So bleiben letztlich gute 70 Minuten Fanservice seitens EVANESCENCE, welche Hunger auf „The Bitter Truth“ machen. Diese gingen schon fast zu schnell herum, sodass bei einem möglichen nächsten Mal gerne noch ein paar Songs mehr dargeboten werden können. Genug Hochkaräter im Backkatalog hat die Band schließlich dafür.

08.12.2020

Redakteur für alle Genres, außer Grindcore, und zuständig für das Premieren-Ressort.

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