Kamelot
Pandemonium Over Europe 2011

Konzertbericht

Billing: Amaranthe, Evergrey, Kamelot und Sons Of Seasons
Konzert vom 2011-05-08 | LKA Longhorn, Stuttgart

Kamelot

Nun gehört der Abend endlich KAMELOT. Und die Truppe macht sofort klar, warum sie vollkommen zurecht als eine der besten Melodic-Metal-Truppen der Welt gilt. Die Band spielt extrem tight auf höchstem technischen Niveau zusammen und steigt mit „Rule The World“ in ihren Set ein. Dabei geben sich die Musiker bewegungsfreudig und gemeinsam mit den auf Podesten im Hintergrund agierenden Gästen entspinnt sich eine im besten Sinne theatralische Bühnenshow, die bis zuletzt spannend bleibt. Lichtanlage und Nebelmaschinen hüllen das Treiben in ein kontrastreiches Zwielicht, dass hervorragend zu den düsteren Stücken passt, die die letzten Alben dominierten.

Doch die eigentliche Frage bleibt: Werden die Ersatz-Frontmänner Fabio Lione und Tommy Karevik es schaffen, den großartigen Roy Khan würdig zu vertreten? Sie werden – und insbesondere die großen Gesten Liones unterstützen die Songs aufs Trefflichste. Bei allem theatralischem Eye-Candy ist es aber in erster Linie die technische Brillianz und das harmonische Zusammenspiel aller beteiligter Musiker, die diesen Auftritt dominiert. Hier stimmt musikalisch einfach alles, vom Fehlen des langjährigen Vorturners ist so gut wie nichts zu spüren.

KamelotWährend Gitarrist Thomas Youngblood am rechten Bühnenrand meist auf sein Instrument fokusiert bleibt, hat es sich Bassist Sean Tibbets zur Aufgabe gemacht, mit ganz großen Posen die Aufmerksamkeit des Publikums gelegentlich gezielt von den theatralischen Hand- und Mikro-Bewegungen Fabio Liones wegzulenken. Und auch Keyboarder Oliver Palotai will offenbar gesehen und abgefeiert werden, ist dabei außerhalb seiner Solo-Einlage aber aufgrund seines immobilen Instrumentes in einer denkbar ungüngstigen Ausgangssituation.

Im Allgemeinen bin ich ja kein großer Freund von ausgiebigen Solo-Einlagen einzelner Instrumente. Üblicherweise halte ich es für eine bessere Entscheidung, ein bis zwei Songs mehr in die Setlist zu packen, als den jeweiligen Instrumentalisten die Möglichkeit zu geben, der ganzen Welt zu zeigen, wieviel sie technisch auf dem Kasten haben. Heute bekommt tatsächlich jeder der Musiker einmal die Gelegenheit, alleine im Spotlight zu stehen, ich persönlich nutze die frickeligen Fingerübungen eher zum ruhigen Durchatmen und schon meine Stimme für das weitere Mitsingen bei den zahlreich vertretenen Überhits.

Vom aktuellen Album macht „The Great Pandemonium“ erwartungsgemäß die beste Figur, während „Necropolis“ den Fans offenbar noch zu unbekannt ist, als dass hier die Reaktionen das Niveau von Band-Klassikern wie „Nights Of Arabia“ oder „When The Lights Are Down“ erreichen könnte. Überraschenderweise war es das auch schon an neuen Stücken, weder „The Zodiac“ noch „Hunter’s Season“ oder „If Tomorrow Came“ kommen zum Einsatz. Das bedeutet allerdings im Umkehrschluss, dass umso mehr Klassiker gespielt werden, was mich persönlich sehr freut.

KamelotBei „A Sailorman’s Hymn“ tritt AMARANTHE-Frontlady Elize Ryd, die ansonsten heute für die weiblichen Backing-Vocals verantwortlich zeichnet, im weißen, pelzgesäumten Mantel an den vorderen Bühnenrand und liefert ein ergreifendes Duett mit Fabio Lione. Da mögen die schmachtenden Gesten in die Richtung des jeweils anderen ein wenig zu dick aufgetragen sein, gesanglich ist die ruhige Ballade ein absolutes Highlight des Sets. Doch der zweite weibliche Gast kann noch einen draufsetzen: Bei „The Haunting (Somewhere In Time)“ übernimmt EPICA-Frontfrau Simone Simons das zweite Mikro und schüttelt heftig ihre beeindruckend lange und rote Mähne. Dass sie eine der besten Sängerinnen der Female-Fronted-Bewegung ist, muss man vermutlich längst nicht mehr erwähnen. In jedem Fall zahlen sich wieder einmal die guten Beziehungen KAMELOTs zu der Holländerin aus, die derzeit mit Keyboarder Oliver Palotai liiert ist.

Wie gewohnt bildet „Forever“ den Höhepunkt und Abschluss des (regulären) Sets. Dieser All-Time-Fave vieler Fans ist ein Stück Metal für die Ewigkeit, dessen Lorbeeren jedoch nicht die Band selbst in Anspruch nehmen kann, basiert er doch auf „Solvejgs Lied“ aus der „Peer-Gynt-Suite“ des 1907 verstorbenen norwegischen Komponisten Edvard Grieg. Richtige Eigenkompositionen sind dafür die beiden Zugaben „Karma“ und „March Of Mephisto“, die dem Klassik-Cover in nichts nachstehen und die Fans noch einmal zu Höchstleistungen antreiben. Alles in allem also ein starker Auftritt einer Band, die auch ohne ihren langjährigen Ausnahme-Sänger an der Spitze der internationalen Melodic-Metal-Szene steht.

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22.05.2011

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