A Sickness Unto Death - The Great Escape

Review

Das Tolle am Doom ist, dass er ja fast alles darf: Laut, leise, hart, sanft – wir hören ihn gegrowlt, in klaren Tönen hoch und tief gesungen. Leitbild ist irgendetwas mit Melancholie, Trauer, Verzweiflung, Sehnsucht – Hauptsache, am Ende tun einem die Knochen weh vor lauter Weltschmerz. Keine Sparte des Metal zerrt so an der Seele wie der Doom und so soll es sein.

Das mit dem Weltschmerz beherrschen A SICKNESS UNTO DEATH meisterlich. Auf dem 2013er Debüt “Despair“ wurde der Albumtitel vertont, was neben angenehm gutem Songwriting vor allem dem dynamisch-schleppenden Klargesang von Vokalist Tim Ziegeler geschuldet war. Seitdem ist das Duo von einst zum Quintett angeschwollen und legt mit “The Great Escape“ in deutlich besserer Produktion den zweiten Longplayer vor.

Eröffnet wird das Ganze mit dem Titeltrack, der schon fast undoomig-flott mit seinem Ohrwurmpotenzial kokettiert und dabei den Funken nicht so recht überspringen lässt. Geschmeidiger wird es beim folgenden “Intoxicated“, das sich über mehr als sieben Minuten erstreckt und von Soundscapes, Soli und einer Kostprobe von Ziegelers Growlkompetenzen durchzogen ist. Hierzu sowie zu “The Concrete Lake“ hat die Band Lyric-Videos veröffentlicht und damit definitiv zwei wunderbare Anspieltipps auf “The Great Escape“ ausgewählt.

Das Album punktet mit abwechslungsreichem und stimmigem Songwriting, das gelegentlich an Größen des Genres wie CANDLEMASS (“Purgatory“) erinnert, aber deutlich eigenständig bleibt und dem auf “Despair“ eingeschlagenen Weg souverän folgt. Dazu leisten sich A SICKNESS UNTO DEATH ein ansehnliches Cover-Artwork, das von mitlesenswerten Texte umrahmt wird

Beste Voraussetzungen also, um an einem grauen Herbstnachmittag im allgemeinen Unheil zu versinken – aber irgendwie doch nicht. Denn Doom darf fast Alles – außer steif klingen. Von hinten bis vorne kommt bei mir nicht an, was “Despair“ so wundervoll transportieren konnte – echte Emotion. Ziegelers Gesang klingt getragen – aber nicht im guten, doomigen Sinne, sondern eher so, als würde er beim Singen ein Metronom anstarren, um nicht einzuschlafen. Zwischendurch blitzt durch, was er eigentlich kann – beispielsweise beim finalen Track “Remains Of Misery“, bei dem der Gesang mal halb gesprochen wird, mal die sonst ewig gleich anmutende Tonlage verlässt und im Refrain wirklich mitreißen kann. Unterm Strich krankt das Album in meinen Ohren daran, dass all die Elemente, die hier ein großartiges Doomgebilde hätten schaffen können, einfach nicht zusammen finden und stattdessen uninspiriert nebeneinander her plätschern.

Statt mit Sehnsucht und Melancholie lässt mich “The Great Escape“ am Ende mit einem ganz anderen Gefühl dastehen: Frustration. Dies beruht vor Allem auf dem Eindruck, dass mit ein bisschen Anders so viel Mehr hätte heraus kommen können und tut der Band in Anbetracht des insgesamt großen Potenzials sicher auch Unrecht. Abraten will ich Freunden des Genres keinesfalls und es bleibt die Hoffnung, dass die Truppe um Michael Maas und Tim Ziegeler bis zum nächsten Album etwas besser zueinander gefunden hat – und Hoffnung ist ja fast schon wieder erlaubt im Doom…

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27.10.2015

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