Acrosome - Dementia Praecox

Review

Ich hatte einen ganz spontanen Anflug von Sympathie, als ich mir ACROSOME das erste Mal angehört habe. Türkischer Depressive Black Metal – das hat doch was Exotisches. Andererseits… auch wenn das Wetter besser ist, warum solls den Jungs in der Türkei nicht auch mal scheiße gehen, nicht wahr. Einen besonderen Bonus hat das Duo übrigens schon, weil sie netterweise darauf verzichtet haben, ihre Kohle Niklas Kvarforth in den Allerwertesten zu stecken, damit er ihre Platte einsingt – das hätten ACROSOME auch nicht nötig.

Auf den zweiten Blick ist „Dementia Praecox“ zwar immer noch eine sympathische Mini-CD, aber keine qualitativ herausragende. Außer einem wunderschönen Logo hat die Band auf ihrer ersten Veröffentlichung acht überwiegend sehr kurze Tracks zu bieten, die deshalb eher den Charakter von Skizzen als von fertigen Stücken haben, obwohl sie es trotzdem sind – auch wenn die Hälfte als Intros dienen. Der Einsatz von verzerrten Sprachsamples, hintergründigem Schreien, im Panorama wanderndem Lachen, verhalltem Piano und dergleichen mehr effektvoller Details sorgt zusammen mit dem schleppenden, disharmonischen Black Metal und den türkischen Texten (!) für eine wirklich obskure, außerweltliche Atmosphäre. Die trifft man so nicht alle Tage an, auch nicht bei den düstersten Vertretern dieses Subgenres. Am vergleichbarsten in der zerstückelten, krankhaften Anlage ihrer Musik erscheinen mir noch THE AXIS OF PERDITION, auch wenn ACROSOME auf die Dronen und die Elektronik weitestgehend verzichten. Auch das australische Projekt MOON, das mich vor einigen Wochen sehr positiv überrascht hat, teilt sich mit den Türken einige Einflüsse genauso wie die Vorliebe für spukige Synthesizer-Einsätze und bedrohlich-düstere Atmosphäre.

Im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz und in Anbetracht der Tatsache, dass ACROSOME erst seit 2009 existieren und hier ihre ersten Werke in die weite Welt entlassen, ist „Dementia Praecox“ eine in allen Punkten erfreulich geschmackssichere EP geworden. Wenn die beiden Musiker noch etwas mehr Mut aufbringen und ein Stück von den Genreklischees abrücken, könnte das dann vielleicht bald folgende Album eine echte Überraschung werden.

02.07.2011

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