Juggernaut - TRAMA!

Review

 

Oh, wie lange ist mir das schon nicht mehr passiert? Wenn man die CD einer völlig unbekannten Band einlegt und nach einem Song setzt man sich in den Sessel und steht erst auf, wenn das komplette Album durchgelaufen ist. Nur um nochmals auf Play zu drücken. Kaum jemand wird die vier Italiener mit Hauptsitz in Rom auf dem Schirm haben. Dies sollte sich mit „Trama!“ ganz schnell ändern, denn hier ist still und heimlich eine der interessantesten Veröffentlichungen des ganzen Jahres entstanden.

 

JUGGERNAUT (hoffentlich gibt das keinen Namensstreit – es gibt etliche Bands, die unter dieser Flagge segeln) sind bereits seit 2006 aktiv – jedoch hat sich ihr Stil zusammen mit der wechselnden Besetzung ganz schön gewandelt. Wo sie mittlerweile angekommen sind, lässt sich aufgrund der unglaublichen Kreativität und Vielschichtigkeit des Albums mit genreüblichen Schubladen nicht genau beschreiben. Als „Cinematic Sludge, Instrumental Post Hardcore“ hat man sich selbst kategorisiert – dies stimmt zwar auf seine Weise, sagt aber auch herzlich wenig aus. Außer das mit dem instrumental – denn in der Tat gibt es bei dem Vierer niemanden am Mikrofon. Und selten stand dies einer Band so gut wie JUGGERNAUT.

 

Wie beschreibt man diese akustische Reise? „Trama!“ sperrt sich konsequent eine bestimmte Schiene zu verfolgen. Die sechs langen Kompositionen strotzen vor Atmosphäre, Gefühlsausbrüchen und zahlreichen Überraschungen. Man kommt wirklich rum. Von Staccato-Riffwänden wird man in atmosphärisch-sludgige Gefilde geführt, bei denen man schon man ins Träumen kommt. Und plötzlich öffnet sich die nächste Tür und man findet sich auf einem bizarren Tanzparkett wieder, auf dem ein makaberer Tango gespielt wird. Die Grundinstrumentalisierung ist klassisch – zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug. Dazu setzt man jedoch eine Menge für den Metal eher untypischer Instrumente wie Agogo, Senasel, einen Holzgüiro oder gar eine Sambapfeife ein. Und auch hierbei geht der Vierer fast schon schlafwandlerisch geschmackssicher vor – nichts wirkt überladen, alles ist genau dort wo es hingehört. Dazu kommt noch das handwerkliche Geschick der Musiker. Matteo D’Amicis bearbeitet seine Drums wie ein wahrer Jazzer – sein Spiel ist voller ungewohnter Rhytmiken und Spielweisen – mal straight, mal unglaublich verspielt und leichtfüßig. Auch die Gitarristen beherrschen das Spiel mit der Dynamik – cleane Passagen fließen in wirklich drückende Momente, die einen unter sich begraben, nur um plötzlich eine unerwartete Wendung zu nehmen. Und auch der Bass ist hier (immer wieder eine Freude) ein vollwertiges Instrument, welches auch mal die Fahrtrichtung des Songs vorgibt, statt nur für Tiefe zu sorgen.


Frank Zappa soll mal gesagt haben: „Über Musik zu schreiben, ist wie zu einem Gemälde zu tanzen.“ Selten war dies der Wahrheit so nah wie bei dem Versuch JUGGERNAUT zu vertextlichen. Am besten hört man das Album am Stück durch, denn jeder der sechs Songs ist sehr eigenständig, nichts wird unnötig wiederholt oder in die Länge gezogen. „Trama!“ ist die Essenz der heutigen Möglichkeiten, bei denen eine Band ohne große Labels und Studios ein Album schreiben und aufnehmen kann, welches 90% der Jahresveröffentlichungen locker in den Schatten stellt. Hier hat man sich über jeden Ton, über jeden Aspekt des Sounds (der großartig klar und ausgewogen daher kommt) bis hin zu dem schönen Collagecover eine Menge Gedanken gemacht. Die Höchstwertung gibt es nur deshalb nicht, da man der Band einfach nochmal eine Steigerung zutraut. Wer seinen Horizont mal kräftig durch rütteln lassen möchte, kauft diese Platte.

 

 

 

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21.12.2014

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