Agenda - Maverick (EP)

Review

Obwohl erst 2014 gegründet, blicken die Wuppertaler von AGENDA bereits auf eine recht wechselvolle Geschichte zurück. Zwar hat man schon eine EP und ein erstes Album – jeweils in Eigenregie veröffentlicht – auf der Habenseite, die Line-up Wechsel an den Drums und vor allem am Mikrofon warfen die Band aber zunächst zurück. Mit Neuzugang Dennis „Arndi“ Arndt an den Fellen und Sänger Özgün „Özzy“ Yalcin soll nun wieder angegriffen werden. Ein erster Achtungserfolg ist hier sicher der Deal mit Boersma Records. Die erste Zusammenarbeit mit dem Label ist eine EP, die auf den Namen „Maverick“ hört, auf der laut eigener Aussage u.a. Einflüsse von ACCEPT, MEGADETH, JUDAS PRIEST und AC/DC verwurstet werden.

AGENDA – Zunächst langweilig, dann ärgerlich

Die Nennung von MEGADETH überrascht dann doch genau so, wie der Titel der ersten EP „Thrash You All“. Denn Thrash-Anleihen finden sich im titelgebenden Song „Maverick“ nun wirklich gar keine. Stattdessen ist der Vergleich mit AC/DC noch am treffendsten, wenngleich es sich hier auch nicht gerade um stärkeres Material der Australier handeln würde. Trotz allem ist „Maverick“ immerhin ein solider, wenn auch ziemlich langweiliger Rocker, in dem Sänger Özzy mit seinem rauen Organ auch noch weitgehend überzeugen kann.

Leider zeigt die Qualitätskurve im weiteren Verlauf der EP vor allem in eine Richtung: Nach unten. Besonders Özzy wirkt zunehmend überfordert. Während er sich im Opener noch auf das beschränkt, was er wirklich ordentlich beherrscht, versucht er sich bereits in „Crucified And Gone“ an hohen Screams, die wirklich furchtbar klingen. Immerhin stimmt hier noch die Gitarrenarbeit, vor allem die Soli gehen absolut in Ordnung.

Wirklich schlimm wird es dann aber in der Ballade „It’s All ‚Bout Love“. Die anfänglich noch wackelnde Stimme lässt schon übles erahnen, ist aber noch erträglich. Das bald folgende Gebrüll, das wohl leidenschaftlich rüber kommen soll, lässt einen sämtliche Liebe umgehend vergessen. Selbst am Lagerfeuer könnte diese Akustiknummer niemanden beeindrucken. Von den einfältigen Texten aus dem Baukasten für tolle AoR-Texte zum zu Hause selber klöppeln soll hier gar nicht erst die Rede sein.

Naja ok, vielleicht doch. In der nun wirklich stark an AC/DC angelehnten Nummer „Whiskey On Ice“ werden natürlich noch schnell alle Klischees rund ums Rauchen und Saufen abgefrühstückt, wie man das halt als echter Rocker so macht. Selbst die Gang-Shouts klingen schwachbrüstig und einfach nicht gut. Auch der Rausschmeißer „Suffering Of War“ bietet am Ende keinen Lichtblick mehr, ganz im Gegenteil. Die Gitarrenarbeit, vor allem in der zweiten Songhälfte, zeigt deutliche handwerkliche Schwächen, aber immerhin wird über längere Strecken auf Gesang verzichtet.

Kann wenigstens die Produktion noch etwas retten? Nicht wirklich! Zwar verfügt der Sound über einen einigermaßen ordentlichen Punch, dafür klingt das meiste furztrocken und wenig begeisternd. Gerade im Bereich Drum-Sound hat man sich nicht mit Ruhm bekleckert, Snares und Becken klingen stellenweise ziemlich übel. Außerdem ist „Suffering Of War“ plötzlich viel lauter abgemischt als die restlichen Songs, an diversen Stellen kommt es sogar zum Übersteuern.

Kann zu keinem Zeitpunkt überzeugen – „Maverick“

Ein grauenhaftes Cover-Artwork, ein über weite Strecken mindestens unglücklich agierender Sänger, Songs die im besten Fall einfach nur langweilig sind, eine für heutige Verhältnisse alles andere als überzeugende Produktion und besonders gen Ende sogar ziemlich schaurige Gitarrenarbeit – und die Liste könnte noch weiter geführt werden. Trotz Label-Deal schaffen es AGENDA auf der „Maverick“-EP zu keinem Zeitpunkt zu überzeugen. Ja, selbst die knappe Laufzeit von 25 Minuten kommt einem noch unglaublich lang vor.

Natürlich gibt es schlimmeres als AGENDA. Aber um ehrlich zu sein, kommt derzeit gerade im Bereich des klassischen Heavy Metal so viel qualitativ hochwertiges heraus, dass man einfach sofort merkt, um wie viele Klassen schlechter das soeben gehörte ist. Selbst die schablonenartigen Hard-Rock-Projekte aus dem Hause Frontiers, die stilistisch zum Teil vergleichbar sind, klingen zwar oft gleich und sind meist nur was für hartgesottene Genrefans. Aber selbst diese Platten haben immer einen guten Sound und bieten wenigstens ein Mindestmaß an fesselndem Songmaterial. AGENDA fehlt das leider alles, vor allem aber Charme und die Fähigkeit zu Begeistern, weshalb es einfach keinen vernünftigen Grund gibt, zum Kauf dieser EP zu raten.

31.01.2020

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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