Alchemist - Tripsis

Review

Vier Jahre haben sich die Australier Zeit gelassen, um uns den Nachfolger zu ihrem heiß umjubelten „Austral Alien“ zu präsentieren. „Tripsis“ ist einmal mehr ein stilistischer Sumpf, vereint JETHRO TULLs und THE MARS VOLTAs progressiven Momente, VOIVODs unbekümmerte Gradlinigkeit, schöpft aus extremen Untiefen, ebenso aus denen der Postrock- und Death-Metal-Schiene. Treffsichere Vergleiche heranzuziehen ist schwierig, denn ihr Sound ist doch sehr eigen.

ALCHEMIST synthetisieren die Essenz des Death Metals und Progs auf unverwechselbare Art und Weise, zeigen aber auch auf, vermutlich eher unbeabsichtigt, welche Schwierigkeiten es bereiten kann, ein Ganzes zu erschaffen, das in seiner Gesamtheit ästhetisch und zugleich zusammenhängend ist. „Wrapped In Guilt“ eröffnet mit einem gemächlich groovenden Riffing, ruft beiläufig KILLING JOKE ins Gedächtnis, bevor sich ein atmosphärisches Lead über das musikalische Fundament legt, um mit seiner wiederkehrenden Thematik den Hörer in Hypnose zu versetzen. In jedem der neun Stücke begegnet man solchen harmonischen Leitmotiven, die versuchen sich tief in die Gehörgänge einzubrennen, doch nur wenige kommen einer Einladung gleich, sich den ausgefahrenen Greifarmen zu überlassen und bedächtig vor sich hinzuträumen. Einzelne Songs wie das furiose „Tongues And Knives“, „Nothing In No Time“ oder „Grasp At Air“, welches mit einer gefährlichen Rhythmik imponieren kann, die stark an moderne Industrial-Sounds erinnert, würden zu wahren Hymnen avancieren, könnten sie sich innerhalb eines geschlossenen Kontexts entfalten. Das was die TOOLs oder OPETHs mit ihrer Wagnerschen Größe und Erhabenheit auf jedem ihrer Alben schaffen, oder gleichermaßen Bands wie NEUROSIS oder G.Y.!B.E mit einer unverkrampften Leichtigkeit vollführen, vermag den Kollegen aus Down-Under nicht zu gelingen.

Der kehlige Gesang gaukelt einem vor, den Wahnsinn zu becircen, ist hingegen in seiner Variabilität stark eingeschränkt, daher oftmals eintönig und mit ein Grund, uns nicht mit sphärischen Bildern und breit gefächerten Farbpaletten einzulullen. Keine Frage, sämtliche Songs haben ihre anhaltenden Momente, wobei das bereits genannte „Tongues And Knives“ den Höhe- und „CommunicHate“, trotz viel versprechendem Wortspiel, den Tiefpunkt darstellt. Sie gehen jedoch über die Gesamtdauer hinweg keine einbettende Allianz ein. Man wird ALCHEMIST nicht gerecht, indem man „Tripsis“ als schizophrenen Fehltritt abtut. Es ist aber, unumstößlich, kein progressives Kapitel zum Zurücklehnen und lädt auch nicht dazu ein, seine Konzentration ausschließlich auf die Musik zu richten. Oder mit anderen Worten: „Tripsis“ ist eine psychedelische Vollwaschung, allerdings ohne Schleudergang.

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04.10.2007

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