Alphawhores - You Can Come Out Now

Soundcheck Juni 2025# 12

Doom Metal aus Panama? Das kommt selten genug vor, aber die ALPHAWHORES machen es möglich. Das Duo von ebenda, bestehend aus Massiel Pinzón und Juan Carlos García de Paredes, ist laut Presseinfo offenbar ein seit 20 Jahren eingespieltes Team, weshalb es auch nicht wundert, dass die beiden einen professionellen Sound auf ihrem neuen Album „You Can Come Out Now“ vorweisen können, für den der britische Produzent Adrian Bushby extra über den Teich gereist ist. Die persönliche Beziehung der beiden wird lt. Waschzettel indes als kompliziert angedeutet, wobei gemeinsame Jam-Sessions therapeutische Abhilfe geschafft haben, aus denen dieses Projekt letztlich hervorgegangen sei.

Stoner Doom trifft Alternative Rock – alles made in Panama

Was begegnet der Hörerschaft nun aber letztlich beim Konsum von „You Can Come Out Now“? Es ist wie eingangs erwähnt Doom, genauer Stoner Doom mit Alternative-Elementen, den man vermutlich irgendwo zwischen BESVÄRJELSEN und MARS RED SKY einordnen könnte. Aber im Gegensatz zu beiden genannten Bands setzt das Duo mehr auf einen geradlinigen, irgendwie entfernt nach Neunziger/2000er klingenden Alternative-Ansatz, weniger auf emotionale Durchschlagskraft (BESVÄRJELSEN) oder atmosphärische Lautmalerei (MARS RED SKY). Und das ist auch vollkommen legitim, zumal die beiden Musiker gesanglich über eine recht ordentliche Chemie verfügen.

Gesangliche Chemie ist natürlich nur eine Seite der Medaille, wo aber steht das Projekt in Sachen Songwriting? Wie angedeutet zielen die ALPHAWHORES auf einen stringenten Songwriting-Ansatz ab, im Wesentlichen eben Neunziger/Früh-2000er Alternative Rock im Stoner Doom-Speckmantel. Man findet dank der Zweistimmigkeit hin und wieder sogar Grund, an ALICE IN CHAINS (in ihrer William DuVall-Inkarnation) zu denken wie in „Show Me Your Teeth“, aber eben im Downtempo und mit Stoner-Riffs, die weitestgehend dem Industriestandard entsprechen. Und es sind diese Standard-Riffs, die dem Duo gelegentlich im Wege stehen, um von einer sehr guten zu einer großartigen Leistung aufzusteigen.

Die ALPHAWHORES haben schon viel richtig gemacht – aber noch nicht alles …

Bedauerlicherweise findet sich ein Paradebeispiel für diesen Makel direkt im eröffnenden Sechsminüter „House Of Doom“, dessen eindimensionale, repetitive Riffs vom Reißbrett sehr mühselig anzuhören sind. Im weiteren Verlauf wird das Riffing zwar nur unbedeutend komplexer, aber die Band maskiert dies mit kürzeren Trackspielzeiten, dem Einsatz von Keyboards und eben der Gesangsleistung. Entsprechend sind die Hits von „You Can Come Out Now“ kürzere Cuts, die für Doom-Verhältnisse rasch auf den Punkt kommen und sich ihre Alternative-Natur vollkommen zu eigen machen, wie etwa „Beautiful Music, Awful Person“ mit seinem sensationellen Refrain. Gelegentlich vermittelt das Duo sogar leichte EVANESCENCE-Vibes.

„You Can Come Out Now“ ist demnach einen Hör wert für alle, die sich eine kontemporäre Spielweise des (Stoner) Doom gönnen möchten. Sicher nicht revolutionär, gelingt es den ALPHAWHORES dennoch, ein stimmungsvolles Scheibchen auf die Beine zu stellen, das zwar nicht immer glänzt und gelegentlich der Langatmigkeit anheim fällt, v. a. immer dann wenn der Minutenzähler die 5 überschreitet, aber dafür mit einer Handvoll Hits zu entschädigen weiß. Angesichts der Qualität und Kernkompetenz hinter „You Can Come Out Now“ vergisst man auf Empfängerseite recht schnell den Exotenbonus des Duos aus Panama. Und die warme, wummernde Produktion macht das Endergebnis stets angenehm hörbar. Das Duo hat also viel richtig gemacht …

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