Astra - The Weirding

Review

Die Helden der 60er und 70er Jahre: HENDRIX, PINK FLOYD, DEEP PURPLE, LED ZEPPELIN, BLACK SABBATH. Es wird wahrscheinlich wenige Liebhaber der Rock- und Metalmusik geben, die nicht in irgend einer Art und Weise von diesen Größen, sei es bewusst oder unbewusst, beinflusst worden sind. Aber auch wenn das goldene Geburtszeitalter des Rocks schon einige Jahre in der Vergangenheit liegt, der Rock evolviert ist und sich breit augefächert hat, findet man auch in der heutigen Zeit immer noch lebendige Überbleibsel damaliger Schaffenskunst. ASTRA ist eine dieser authentischen Gruppen, die sich immer noch an ihre Synthie-Geräte und den klassischen, psychadelischen Rock hängen. Ein Schuss, der aber auch nach hinten losgehen kann, denn nicht alles soll man bis weit über das Verfallsdatum auf Gedeih und Verderb konservieren.

Und das trotz meiner etwas idealisierten und verträumten Einleitung bei ASTRA nicht alles Gold ist was glänzt, das zeigt schon das Intro „The Rising Of The Black Sun“ auf. Zwar beginnt man bemüht harmonisch, synthetische Soundfetzen schwirren durcheinander, begleitet von dumpfem Schlagzeuggetrommel. Es klingt, als wolle man den Hörer umgarnen, ihn in eine Traumwelt locken, was bei mir nur bis zum ersten Gitarreneinsatz gelingt. Zwar verliert das musikalische Niveau nicht, wohl aber zeigt sich die volle Linientreue von ASTRA an die Vorbildgeneration. Der Sound könnte original von einer 70er Schallplatte stammen, alles ist irgendwie dumpf und klingt alt und abgehalftert. Was bei einer tatsächlichen Schallplatte nostalgische Gefühle hervorrufen mag, nervt mich bei einer Veröffentlichung im Jahre 2009 ein wenig. Authentizität hin oder her, auch wenn ich mich im Verlauf des Albums an den Sound gewöhnt habe wäre mir selbst eine frischere Gesamtnote lieber gewesen.

Mit diesem Eindruck geht der Langspieler in seinen ersten Marathonsong über, den fünfzehn minütgen Titeltrack „The Weirding“. Das zum Ende des Intros enstandene Tempozwischenhoch verlässt uns wieder, neben Bass und ein paar Becken bekommt der Hörer vorallem eine Flöte zu hören, die leise ihre musikalischen Bahnen zieht. Dazu gesellt sich zum ersten Mal Gesang, der ebenfalls klingt als wäre er mitten aus den Geburtstagen der Rockmusik gerissen. Hier zeigt sich die versöhnliche Seite der Authentizität von „The Weirding“, die Soundkulisse ist malerisch und klassisch, zwangsläufig fühlt man sich an die „guten alten Zeiten“ erinnert und entspannt. Musikalische Qualitäten werden deutlich, der Aufbau des Songs erscheint schlüssig und angenehm, der Refrain gefällt. Erneut zieht das Tempo leicht an, die leise Akustikgitarre im Hintergrund weicht dem Sound einer waschechten E-Gitarre, eine härtere BLACK SABBATH Note klingt durch. Nach diesen ersten fünf Minuten erklimmt der Song seine zweite Etappe und wechselt zu einem weiteren, im Verlauf des Albums unglaublich häufig gebrauchtem, Stilmittel, den Soli. Es mag übertrieben klingen, und abseits des subjektiven Höreindruckes ist es das vielleicht auch, aber letztlich erscheint es, als wären nahezu 75% des Albums rein auf Gitarren- und Keyboardsoli aufgebaut. Nicht, dass diese nicht kreativ wären, im Gegenteil. Sowohl vom musikalischen als auch vom technischen Aspekt darf man die meisten als gelungen bezeichnen, ausgeglichenes aber nicht übertrieben angeberisches Gefrickel, das sich irgendwo in die Traumwelt von ASTRA eingliedert, sich zieht, und zieht und .. eben zieht.

Denn, obgleich das alles für sich genommen sehr schön ist, spätestens bei der Hälfte des Albums hängen mir das ewig langsame Tempo und die ständig ähnlichen Soli gelinde gesagt zum Hals raus. Wo sind die Überraschungsmomente, wo spannende Tempowechsel oder interessante neue Ansätze? Der Titeltrack und das Intro sind dabei sympthomatisch für das gesamte Album. Alles ist irgendwie gut und schön, aber anstatt dass mich die Traumwelt fesselt narkotisiert sie mich, letztlich ist es zu viel Entspannung und zu viel Sonntagsruhe auf einem Fleck.

Gerade Liebhaber der alten Klassiker sollten gerade wegen der Authentizität mal einen Ohr auf ASTRA werfen, vielleicht bleibt mir der Zugang zur wahren Schönheit von „The Weirding“ auch einfach momentan nur verwehrt. So ist es in meinen Augen zwar ein ambitioniertes episches Rock-Werk mit Stärken im klassischen Gewand, dem aber über die komplette Strecke der sowieso schon langen Tracks der richtige Biss fehlt und das einen Spannungsbogen vermissen lässt.

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08.07.2009

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