Carpe Noctem - Schattensaiten

Review

Kann Rock oder gar Metal ohne E-Gitarren funktionieren? Ja, das wissen wir alle spätestens seit APOCALYPTICA und ihrem selbsternannten Cello-Rock. Und wir haben spätestens da gelernt, dass klassische Instrumente härter und brutaler als so manche extrem verzerrte Gitarre klingen können. Und nun kommen also CARPE NOCTEM mit ihrem String-Metal um die Ecke und machen ihre Sache richtig gut. Dabei will „Schattensaiten“ ganz sicher nicht mit Härte oder gar Brutalität überzeugen, es geht den Musikern vielmehr um die richtige Mischung zwischen rockigen und ruhigen Elementen.

Von klassisch dramatisch bis hart rockend

Und die fünf klassisch ausgebildeten Jungs aus Jena beherrschen ihr Handwerk, gar keine Frage. In der Besetzung Violine, zwei Celli, Bass/Bassgitarre und Schlagzeug/Cajón erschafft man ein ziemlich eigenständiges Klangerlebnis. Ob das jetzt schon Metal oder doch eher Rock ist, darüber kann man sicher streiten. Unstrittig hingegen ist, dass die Band in vielen Momenten an die leider viel zu früh dahin geschiedenen (oder doch immer noch pausierenden?) THE INCHTABOKATABLES erinnert, und zwar nicht nur in der Auswahl der Instrumente, sondern vor allem in so einigen Songstrukturen. Davon kann man sich gleich mal beim eröffnenden „Conviction“ oder auch bei „Autumn“ und „Untold Story“ überzeugen. Doch im Gegensatz zu den legendären Berliner Folk-Rockern gehen CARPE NOCTEM dann doch auch öfters mal vermehrt klassisch zu Werke. Diese Elemente kommen vor allem bei Titeln wie „Maskerade“, „Requiem“, „Fate“ und beim Ohrwurm „Blick über die Klippen“ zum Tragen.

Das ist definitiv keine Mucke zur Beschallung nebenbei. Aber wenn man sich bewusst darauf einlässt, dann zündet es prima! Auch „Tavernenspiel“ ist trotz des Titels kein fröhliches Sauflied, sondert lädt eher zum melancholischem Trinken sein. Und auch wenn die Band fast ausschließlich instrumental unterwegs ist, hat man sich bei zwei Titeln dann doch Gastsänger der befreundeten COPPELIUS ins Studio geholt. Der eine davon, Bastille, intoniert das etwas an SUBWAY TO SALLY erinnernde „Das Gift der Spinne“. Und der andere, Graf Lindorf, veredelt das sehr gelungene Cover des SYSTEM OF A DOWN-Hits „Toxicity“. Das sehr erhabene und wehmütige „Penthesilea“ beendet dann schließlich diese Reise in die Welt der traditionellen Saiteninstrumente sehr gekonnt.

Straßenmusiker mit ansteckender Spielfreude

CARPE NOCTEM bekommen die Übergänge vom klassisch Dramatischen zum hart Rockenden immer wieder hervorragend auf die Reihe. Und genau deswegen hat eine Scheibe wie „Schattensaiten“ auch bei uns absolut ihre Daseinsberechtigung.

Natürlich wird längst nicht jeder Metaller etwas mit dieser Art von Musik anfangen können. Aber falls ihr mal die Chance habt, CARPE NOCTEM irgendwo live zu sehen, dann nutzt die Chance. Und da die Jungs auch des öfteren als Straßenmusiker unterwegs sind, könnte das auch durchaus beim samstäglichen Einkaufsbummel passieren. Aber vorsichtig, vor allem die Spielfreude dieser Musikanten könnte ansteckend sein.

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16.11.2016

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