Chalice - Bare

Review

CHALICE aus Hamburg boten bisher relativ unspektakulären AOR-Rock mit Steckdosenstrom-, na ja, sagen wir mal treffender mit erneuerbaren Energien versorgten Gitarren. Nun hat sich diese Combo entschlossen, ihren Fans ein Schmankerl zu präsentieren, indem sie alte Songs in neuem Gewand, d.h. eher ohne selbiges, sprich akustisch interpretiert darreicht.

Herausgekommen sind nun Stücke mit viel Rock’n’Roll, manchmal fast jazzigen Passagen, sehr amerikanischen Hooklines und beinahe funkigen, sehr melodischen Elementen. Die Gospelanspielungen und die transparenten Instrumentalsequenzen sind nett produziert („Shotgun Alley“); so als handelte es sich um eine halbakustische Boogie-Vorläufer Band von AC/DC oder etwas dieser Art. Viele Stile werden gestreift; allein eine eigene Linie fehlt mir. Der Tastenmann rackert, alles tönt (zu?) sauber und der äußerst eigenwillig weiche wenig druckvolle Gesang versucht das in seinen Möglichkeiten stehende, überzeugt jedoch keineswegs. Und die Gitarren verlassen die gediegene Tanzteeatmosphäre auf dem Rhein-Dampfer auch selten.

„Turn Into“ bekommt ein DUSKO GOYKOVICH oder TILL BRÖNNER-artiges Trompetengrundmotiv mit auf den Weg: das tönt gut, allerdings ohne Gesang wärs viel besser. „Hollywood Daze“ schwächelt mächtig durch schräge Gesangslinien. Da war der druckvolle Opener „Body & Soul“ weit origineller. Der Refrain ist ganz schwach, ausgelutscht. Es ist Musik für ältere, klar; dazu kann man stützbestrumpft mitwippen, ohne allzuviel Bier aus der Tasse zu verschütten oder den Nierenwärmer auf Kniehöhe rutschen zu lassen. Die Musik tut nicht weh, sie ergreift nicht und rüttelt nicht auf. Sie vergeht quasi, ohne dass man davon auch nur das geringste mitbekommt; selbst bei intensivem Zuhören. Die Kunst, Tracks zu komponieren, hier hat sie keine gelehrigen Schüler gefunden.

Was mich auch sehr stört, ist das auf „dicke Hose machen“ der Bandmitglieder im Infoblättchen, hierzu einige Beispiele: sie sprechen von eigenen Songs gern als „Klassikern“, Fans lägen ihnen in den Ohren, endlich ein Akustikalbum bestehend aus den „Klassikern“ zu veröffentlichen, sie machen ein „Unplugged-Album“ zehn Jahre nach dem entsprechenden Boom, weil sie schon immer gegen den Strom schwammen und nun mal Dickschädel sind und so weiter… Und: die Länge des Albums mit nahezu 70 Minuten (es gibt noch acht Bonustracks, d.h. Originalversionen zu den Akustiksongs dazu, warum auch immer) ist einfach viel zu gedehnt für derartig uninspirierte Musik: das hören höchstens die Freunde, Kollegen oder Kinder zwei, dreimal, bis auch sie sich eines besseren besinnen. Kurz: zur Veröffentlichung taugt das kaum. PRIVATE ANGEL-Fans könnten ein Ohr riskieren oder TRIBAL-Anhänger, ansonsten wollen wir gnädig den Mantel des Schweigens über dieses Werk ausbreiten und zwar ab jetzt.

05.08.2007

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