Charon's Call - Eternal Sin

Review

Und schon wieder Nachwuchs aus deutschen Landen. Das Debut der aus dem Süden der Republik kommenden Neulinge von CHARON’S CALL nennt sich „Eternal Sin“. Darauf mischt die Band nach eigenem Bekunden traditionellen Metal mit Klavier- und sphärischen Akustikparts sowie Klar- und Growlvocals. Und Emotion ist ihr Lieblingswort, denn davon soll es reichlich geben; nun, wir werden sehen…

„Falling Down“ beginnt nach Art neuerer IN FLAMES oder SOILWORK mit Gefauche, nach vorn preschenden Gitarren, ganz nett, dann die Klarvocals, meine Güte, merken die Herrschaften denn nicht, dass so etwas niemals geht??? Das ist jetzt die zwölfte Band mit dermassen windschiefem Klargesang in nur vier Wochen. Dabei kann Willem durchaus keifen, das hätte er über den Song beibehalten sollen, der gute Mann. Oder die Cleanvocals von einem anderen einsingen lassen, verdammt! So wird das jetzt noch vierzig Minuten weitergehen, der Gehörnte steh mir bei… Das Break am Ende des Openers übrigens ist geglückt, so müssen die Klampfen kommen, und zwar immer! „Heaven Denies“ beginnt softthrashig, der Einsatz Willems lässt Fragezeichen auf Fragezeichen über dem Haupt des Autors dieser Zeilen entstehen. Instrumental ist das Ganze in Ordnung, etwas drucklos produziert, es felt der Wumms, aber gut, wenn der Gesang nicht wäre, ganz passabel, die Chose. Und fauchen kann er wirklich, das zeigt Kumpel Willem bei der Intonation der Worte „Heaven Denies“, wenn er sie shoutet, was leider nur einmal vorkommt.

„Why“, „What I Would Die For“ und der Titeltrack „Eternal Sin“ führen das konsequent eingeschlagene Midtempo fort, es gibt mal eine Akustikpassage mit nasalem Gesang („What I Would Die For“), den ich ohne Übung atmosphärischer hinkriege, das wage ich mal frech zu behaupten. Gerade aus diesem eigentlich ganz guten Track hätte man was machen können, die Textzeile „And I Swear…“ böte bei besserer Phrasierung eine richtig innovative gute Gesangslinie. Stattdessen quäkt sich Willem durch alle Lieder, im Titelsong bringt er Growls, die akzeptabel sind, eine (die einzige?) Möglichkeit für die Zukunft, der sich die Band keinesfalls verschliessen sollte. Genug gelästert. CHARON’S CALL sind der lebende Beweis dafür, dass ein guter Sänger für eine junge Nachwuchsband unentbehrlich ist; da kann der Rest noch so gut sein. Hier ist er es nicht, übrigens. „Like A Shadow“ bietet wieder akzeptable ruhige Gitarrenlicks, nebenher muss allerdings das Genöle ertragen werden, was die Freude deutlich trübt. Der Beginn von „Angels Of Rage“ ist endlich mal richtig gitarrengeil, bis… richtig geraten. Ausgerechnet hier klingen die Growls nach Rock‘ n‘ Rolfs Vocals in seiner Frühphase. Der Song fällt stark ab, auch durch den ganz schwachen Refrain. Die Pianoballade „Cold Rain“ macht das Album noch runder, als es ohnehin schon ist; auch hier haben wir es mit einigermaßen durchschnittlichen Gitarrenlicks und dem stark im Vordergrund zu hörenden Gesang zu tun.

CHARON’S CALL könnten weit mehr, wenn sie denn über einen adäquaten Sänger verfügen und ein wesentlich besseres Songwriting aufbieten würden. So klingt alles unausgereift und uninspiriert, glatt produziert zwar, aber ohne eigene Linie. Viele Stile bedeuten noch längst nicht den Eintritt in die erste Liga. Auch in die zweite nicht. Aber für solche Bands gibts ja noch den Pokal. Auf jeden Fall sind die obengenannten Emotionen eher selten anzutreffen, zu weichgespült ist das Liedgut. Ach ja, die Österreicher von LORDS OF DECADENCE haben auf ihrem neuen Album, ich darf es vorwegnehmen, einen ähnlichen Stilmix weitaus besser hinbekommen.

04.04.2007

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