Comma - Elusive Dreams

Ich weiß auch nicht recht, wieso mich dieses Debüt der fünf Türken nicht in Begeisterungsstürme ausbrechen lässt. Im Prinzip ist nämlich alles drin und dran: Knackige Riffs nach vorne, ein lebendiges, kreatives Schlagzeug, einen absolut konkurrenzfähigen, klaren, wenn auch gehabten Männer-Alt und zahlreiche Progressiv-Elemente, welche die Songs allerdings in keinster Weise unnötig zerpflücken, sondern ihnen vielmehr eine charakteristische Abwechslung bescheren. Solide und frisch kann vor allem die Arbeit von Drummer Emre beeindrucken, welcher durch ausgefeilte und verspielte Anti-Rhythmen und zäsierende Breaks die wenigen dramaturgischen Hänger anderer Instrumente angenehm zu kaschieren vermag. Assoziationen mit großen Vorbildern wie Dream Theater sind durchaus erlaubt, wobei Comma ihren Akzent allerdings häufiger auf die Einbettung des Keyboards in all seinen klanglichen Facetten zu verlagern verstehen. Die aufwendige Produktion tut ihr Übriges und verflechtet die fünf Zutaten zu einem Gericht, aus welchem man jede Ingredienz gleichwertig herausschmeckt. Und doch, trotz allem: Wahrscheinlich sind es die spröden Gesangsmelodien, welche über weite Strecken wie improvisiert klingen, sich allzusehr an den Schoß der jeweils gerade vorherrschenden Harmonie klammern und sich kaum von dieser lösen mögen. Diese gesangliche Uneigenständigkeit nimmt der Musik leider ein beträchtliches Quantum an angestrebter Progressivität und auch Power. Dennoch hat es den Anschein: Wenn mit dem nächsten Album auch Sänger Ufuk seinen Kollegen auf den Weg der ausgelassenen Experimentierfreude folgt, haben wir hier einen wahrscheinlich international fruchtenden Progressive-Beitrag erster Güte aus einem Land, in welchem Metal wohl noch über Jahre hinaus ob der politisch konservativen Sachlage als zumindest exotisch beäugt werden wird.