Demonaz - March Of The Norse

Review

 

Viele große Musiker haben sich an eine Solokarriere gewagt in der Hoffnung, sich damit künstlerisch und auch kommerziell von ihrer Hauptband abheben zu können. Viele sind damit erfolgreich gewesen (Ozzy Osbourne oder Mark Knopfler). Viele sind aber auch eher gescheitert und haben sich reumütig auf ihre Brötchengeber besonnen (Bruce Dickinson oder Ringo Starr). Im Black Metal sind Solokarrieren weiterhin… nun… unüblich. Harald Nævdal, von IMMORTAL als Demonaz bekannt, versucht es trotzdem, macht sein Pseudonym zum Projektnamen und „March Of The Norse“ zu seinem ersten Soloalbum.

DEMONAZ ist dabei strategisch günstig angelegt. Es ist stilistisch nicht zu weit von IMMORTAL entfernt – was auch wundern würde, denn Demonaz‘ sehr individueller Kompositionsstil, der auch weiterhin bei IMMORTAL einfließt, sticht auch hier deutlich hervor. Gleichzeitig ist die Platte noch eigen genug, um ihre Berechtigung als Solowerk zurecht zu erhalten. Vor allem aber ist sie etwas, was ihrem Erschaffer hörbar am Herzen liegt und seinem Naturell entspricht: verdammt old-school. Da kommen heroische BATHORY-Tributriffs mit marschierenden MOTÖRHEAD-Beats zusammen und IMMORTAL-Picking trifft auf kitschtriefende Sologitarren und Texte, die jeden Conan-Fan vor Entzücken dümmlich grinsen lassen würden. Man kann das kritisch sehen und behaupten, das sei für einen Mann von 40 Jahren reichlich infantil und ein bisschen barbarisch. Man kann es auch einfach als authentisch und sympathisch hinnehmen und sich darüber freuen, dass es jetzt auch eine anspruchsvollere Variante von MANOWAR mit Black Metal-Einflüssen, gutem Sound und ohne Bankermentalität gibt. DEMONAZ wirkt durchdachter, konstanter und dauerhafter, als es vor viereinhalb Jahren I mit „Between Two Worlds“ (mit dem sie sich wirklich zwischen zwei Welten bewegten) taten.

Aber selbst wenn man sich keine großen Gedanken um die Platte machen möchte, die man hört, kann man einfach sieben Tracks (plus zwei fast 1:1 von BATHORY übernommene Intros) genießen, die sich untereinander zwar stark ähneln, aber dafür so kompakt geschmiedet sind, dass sie ein absolut schlüssiges, atmosphärisch dichtes Album ergeben. Da gibt es wirklich starke Refrains („A Son Of The Sword“), Mitsingchöre zu bestechend schönen Riffs („Where Gods Once Rode“), fast Balladeskes („Over The Mountains“) und vor allem immer wieder zwei Dinge, die an „March Of The Norse“ auffällig sind: richtig, richtig gut geschriebene Songs mit klaren Strukturen und Demonaz‘ unverbildete, sehr charakteristische Stimme, die einfach Spaß macht. Dazu kommt eine tadellose Performance mit Armagedda hinter dem Drumkit und Ice Dale an den Saiteninstrumenten, sowie eine moderne, aber charmante Produktion.

Knallhart objektiv gesehen bietet „March Of The Norse“ wenig Neues, dafür durchaus auffällige Redundanzen, es ist auch nicht das Meisterwerk norwegischen (Black) Metals, aber eine rundum gelungene und sympathisch angestaubte Platte. Vielleicht eine etwas kurze, aber dafür eine, auf der sich kein überflüssiger Schnickschnack und kein Füllwerk befinden und die vor allem mit jedem Hördurchgang wächst. Das ist auch der Grund, wieso ich mich gerne dazu hinreißen lassen, die mehr als soliden 7 Punkte ein wenig aufzurunden, bevor mir Demonaz noch mit Atlantean den Schädel spaltet oder mich in die finstersten Kerker von Hyperborea verbannt. Oder – anders gesagt – wenn der Mann nicht ohnehin schon kein musikalisch aktives IMMORTAL-Mitglied mehr wäre, würde ich sagen: beste Aussichten, dass er nach Beginn dieser Solokarriere seine Brötchen auch alleine verdienen könnte.

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31.03.2011

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