Fast zehn Jahre haben DRAGONHAMMER für die Veröffentlichung ihres dritten vollwertigen Albums gebraucht – genügend Zeit also, um befürchten zu müssen, bei der Metal-Gemeinde längst völlig in Vergessenheit geraten zu sein. Doch möglicherweise können die Italiener gerade aufgrund der langen Wartezeit mit „The X Experiment“ ein erfreulich ausgereiftes Werk vorlegen, dass sie in der internationalen Power-Metal-Szene umso nachdrücklicher ins Gespräch bringen könnte.
Vermutlich wird es aber wohl nichts mit dem großen Durchbruch für die Band. Denn auf den ersten Blick erweist sich „The X Experiment“ als eher spröde und vollkommen unspektakulär. Dies liegt zu einem nicht unwesentlichen Teil am flachen und arg komprimiert wirkenden Klangbild und der wenig mitreißenden Präsentation der Songs. Auf den ersten Blick handelt es sich eben doch nur um gewohnte Power-Metal-Standards, die DRAGONHAMMER hier abliefern und in neun gleichermaßen gefällige wie vorhersehbare Stücke gegossen haben.
Um die wahren Qualitäten dieser Scheibe zu erkennen, muss man hingegen etwas mehr Zeit und Aufmerksamkeit investieren. Dann erkennt man wunderbar-virtuose Prog-Einsprengsel, fantastische Melodien und ein wunderbar schlüssiges Songwriting. Schade nur, dass DRAGONHAMMER es nicht geschafft haben, ihre Stärken deutlicher nach außen zu kehren und die wahrhaft epischen Momente in ihrer Musik mit passenden Arrangements zu unterstreichen. Hätten die Italiener ein paar mehr Ecken und Kanten stehenlassen, wäre „The X Experiment“ möglicherweise ein echtes Hit-Album geworden.
Immer wieder fühlt man sich an die Dänen MANTICORA erinnert, die einen ähnlichen musikalischen Ansatz pflegen, es dabei aber auch am letzten Quäntchen präsentatorischer Genialität vermissen lassen, um auf ganzer Linie zu überzeugen. So bleibt es wohl das Schicksal von Ohrwurm-Songs wie dem nach einem kurzen Intro mit Schmackes voranstürmenden Opener „The End Of The World“ oder dem als Ruhepol in der Mitte des Albums dienenden Midtempo-Stück „Escape“, dass sie zwar vielen Genre-Fans lange im Ohr bleiben könnten, wenn diese sich nur nicht allzu schnell von DRAGONHAMMERS offenkundigen präsentatorischen Schwächen abschrecken ließen.
Da nützt es auch wenig, dass man gleich eine ganze Reihe an (hierzulande wohl eher unbekannten) Gästen aus der heimischen Szene als Unterstützung gewinnen konnte. Vielleicht ist es gerade das Problem von DRAGONHAMMER, dass sie eine knappe Dekade lang an den Songs gefeilt und dabei die ein oder andere Kante zuviel wegpoliert haben. Ein gutes Album ist „The X Experiment“ damit natürlich immernoch, aber leider eben auch nicht mehr.
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