Evil - Book Of Evil

Review

EVIL zählten mit ihrer Debüt-EP „Evil’s Message“ 1984 sicherlich zu den Pionieren der jungen dänischen Heavy-Metal-Szene. Während Bands wie ARTILLERY und MERCYFUL FATE jedoch internationale Erfolge feiern konnten und heute Legendenstatus haben, wurde es um EVIL schnell wieder ruhig und 1985 war der Ofen erstmal aus. Abseits kleinerer Lebenszeichen in Form einer Split mit den Franzosen SORTILÈGE und einem Demo tauchten die Dänen erst 2015 mit ihrem ersten Album „Shoot The Messenger“ wieder aus der Versenkung auf. Da die Karriere aber auch diesmal nicht so richtig Fahrt aufnehmen wollte, sollten bis zum Zweitling „Book Of Evil“ weitere sieben Jahre ins Land ziehen.

EVIL haben sich ganz schön Zeit gelassen

Daher dürften EVIL ob der langen Auszeiten und der doch recht übersichtlichen Diskographie heute wohl nur absoluten Szene-Trüffelschweinen wirklich ein Begriff sein. Dass über die Jahrzehnte mehr als nur eine Band unter dem EVIL-Banner unterwegs war, Metal Archives listet hier gleich 11 Namensvettern, hat sicherlich auch nicht unbedingt dazu beigetragen, die Erinnerung an die Truppe ins kollektive Gedächtnis der Metal-Welt einzubrennen.

Namedropping funktioniert in diesem Fall also nur bedingt, was aber auch gar nicht so schlimm ist, da die aktuelle Inkarnation von EVIL mit der von 1984 weder personell noch musikalisch besonders viel zu tun hat. Schon beim Vorgänger war vom Original-Lineup nur noch Freddie Wolf übrig, der im Laufe der Zeit von den Drums an die Gitarre gewechselt ist und für „Book Of Evil“ erneut die ganze Mannschaft ausgetauscht hat.

Auch der zwischen NWoBHM und rohem Speed Metal rangierende Sound der EP schimmert heute nur noch ansatzweise durch; zwar befindet man sich immer noch auf dem Parkett des traditionellen Heavy Metal, jedoch in einer im Vergleich zu 1984 deutlich modernisierten Interpretation. So steigt etwa „Divine Conspiracy“ mit Breitwand-Riffs ein, die mehr als nur ein wenig an RAMMSTEIN erinnern und auch im weiteren Verlauf des Songs geht es trotz episch angelegter Strophen ziemlich stampfend voran. Zusätzlich verleiht die leicht angeraute Stimme von Martin Steene, die eher an Hetfield denn an Halford erinnert, der ganzen Chose einen kernigen Touch.

Bei Stücken wie „Future Denied“, „King of the Undead“ und „Sanctuary“ geht es ähnlich Groove-lastig zu; EVIL bewegen sich hier stets zwischen Traditions-Stahl und modernen Klängen, die sich rein instrumental irgendwo in der Nachbarschaft von Truppen wie ADRENALINE MOB und FIVE FINGER DEATH PUNCH herumtreiben, ohne dabei aber zu sehr in Richtung Hüpf-Metal abzudriften.

Das restliche Songmaterial bietet treibenden, Riff-lastigen und im Grunde typisch skandinavischen Heavy Metal; beim trefflich betitelten „Evils Message“ lassen die Dänen dann doch kurz ihre Speed-Metal- und NWoBHM-Wurzeln aufblitzen und zum Schluss wird es mit dem Titeltrack noch mal episch, im Refrain jedoch auch ein wenig schunkelig.

Fortsetzung oder Neuanfang?

Keine Frage, „Book Of Evil“ ist ein ordentliches, zeitgemäßes Heavy-Metal-Album geworden, dass sich zwar nicht unbedingt durch markante Höhepunkte hervortut, aber eben auch keine Totalausfälle zu verzeichnen hat. Lediglich die primär auf Groove gebürstete Produktion von Tue Madsen ist ein wenig dumpf geraten und hätte ruhig etwas differenzierter ausfallen dürfen.

Zudem muss man sich eben fragen, ob die Firmierung unter dem EVIL-Banner hier tatsächlich so sinnvoll ist. Für Namedropping ist die Band wie gesagt zu obskur; zudem ist Freddie Wolf das einzige Original-Mitglied und die musikalische Ausrichtung unterscheidet sich so deutlich vom ursprünglichen Sound, dass auch Kenner der EP gut daran täten, hier mit frischen Ohren ranzugehen und keinen direkten Nachfolger von „Evil’s Message“ zu erwarten.

Ob das Album tatsächlich einen zweiten Frühling für Dänen einläuten kann hängt auch davon ab, ob EVIL am Ball bleiben und sich als Band festigen, oder ob es jetzt erstmal wieder für Jahre ab in die Versenkung geht.

 

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05.06.2022

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