Family - Future History

Review

FAMILY aus Brooklyn liefern mit „Future History“ ihr zweites Album ab. Der Vorgänger „Portrait“ hat ja immerhin auch schon knapp vier Jahre auf dem Buckel, was natürlich die Erwartungen an diese neue Platte schürt.

Von FAMILY und Familiendynamik

Prinzipiell sind sich FAMILY treu geblieben und spielen nach wie vor ihren Mix aus Sludge, Progressive und Stoner Rock. Neu sind die cleanen Vocals, die hier und da zum Einsatz kommen und für einen erfrischenden Kontrast sorgen zum sonst vorherrschenden, heiseren Gebrüll, das nach wie vor den Großteil der Songs prägt.

Den Anfang macht „The Dark Inside“, das zunächst mit großflächigen Riffs und wortlosen Gesang beginnt, dann aber relativ schnell und aggressiv Fahrt aufnimmt, ehe sich Kurt Applegate schließlich erstmals richtig zu Wort meldet. Seine Clean Vocals bringen erstaunlich viel Soul ins Klangbild rein, was sowohl der Atmosphäre als auch der Dynamik zuträgt, wenn sein Organ auch nicht unbedingt das memorabelste ist. Zu sagen, dass er seinen Job „nur“ solide macht, wäre jedoch ein ziemliches Understatement. Der Mann holt einfach alles aus seiner Kehle heraus, egal ob in klar gesungener, heiser gebrüllter oder fies gegrunzter Form.

Eine höchst abwechslungsreiche Schlammschlacht

Musikalisch bewahren sich FAMILY ebenfalls ihre Dynamik. So tummeln sich in den Songs neben mal mehr, mal weniger vertrackten Gitarrenläufen auch fette, treibende Grooves – die Tatsache, dass die Musik nicht immer 100%ig tight gespielt ist, trägt zur rockig-heftigen Rhythmik bei – ebenso wie auch ruhigere Momente, in denen FAMILY ihren Hörern das Durchatmen gestatten. Interessant ist hier auch die Produktion, die den Eindruck vermittelt, als sei das Album komplett live und ungefiltert aufgenommen worden, als ob die Band unmittelbar vor einem stünde und ihre Songs darböte. Das verpasst „Future Hostory“ eine ziemlich direkte Präsenz und trägt zum Charme der Sludge-typischen Schmuddelriffs bei.

Musikalisch bieten die US-Amerikaner Abwechslung pur, opfern dabei aber zu keiner Zeit ihre Konsistenz. So kommen die flächigen, geradezu verträumten Arpeggios etwa bei „The Trial“ sehr warm herüber, schürfen gleichzeitig kräftig im Dreck und bilden einen guten Kontrast zu den folgenden, fett bratenden Riffs. Dagegen öffnen sich bei „Floodgates“ tatsächlich die Schleusen und eine gewaltige Flut in Form von dreckigsten Riffs und heftigem Getrommel bricht über den Hörer herein, die dann in einem kurzen aber breitbeinigen Rock-Intermezzo aufgelöst werden – Bartwuchs inklusive. „Funtime For Bigboy“ eröffnet mit kecken Blues-Riffs und einem lässigen Rhythmus, mündet dann aber in launischen Heavy Sludge. Bei „Night Vision“ schwingen die New Yorker dagegen die atmosphärische Post-Metal-Keule.

Nur ein kleiner Makel

Das einzige, was man an „Future History“ bemängeln könnte, ist die Struktur des Albums. Gerade die kurzen, gesprochenen Interludes „Evacuation“ und „Transmission“ vermitteln den Eindruck, dass es sich hier um ein Konzeptalbum handeln könnte. Was mit der Meldung beginnt, dass die Evakuierung beginne („Evacuation“), endet damit, dass eine Frau – vermutlich Soldatin – verkündet, dass sie es wohl nicht schaffen werde, weil „sie“ einfach zu stark seien („Transmission“). Gerade letzteres wird sehr emotional dargeboten und hätte sich hervorragend in einem entsprechenden, musikalischen Kontext gemacht. Das hätten FAMILY etwas mehr auskleiden können, dann wäre „Future History“ viel näher an der Perfektion dran.

Doch auch so ist das zweite Album der New Yorker ein gelungenes Statement in Sachen „So geht Sludge 2016“ – sicher eine kontroverse Ansage, haben FAMILY dennoch mehr als genug zu bieten, um ihren Status zu untermauern. Das Album sprudelt vor kreativer Energie, interessanten Twists, einer ausgewogenen Mischung aus vertrackten und geradlinigen Riffs und der rohen Gewalt einer Schlammlawine. Einlegen, aufdrehen, geil finden!

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08.08.2016

Redakteur für Prog, Death, Grind, Industrial, Rock und albernen Blödsinn.

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