Felix Stefanoff - The Mintgreen EP

Review

Bevor ich im zweiten Absatz endlich den Gedanken ausspreche, den ich meine komplette Hörerfahrung von „The Mintgreen EP“ über im Kopf hatte, bringe ich erstmal die obligatorischen Einleitungsinformationen hinter mich. Mit der vorliegenden Veröffentlichung haut der ehemalige APARATHUS-Sänger und -Gitarrist FELIX STEFANOFF seine dritte Platte in vier Jahren raus. Ging „Two Summers“ zuletzt noch über eine abendfüllende Distanz, ist jetzt wieder ein kürzeres, halbstündiges Format dran. Wie üblich gibt es weiterhin kein Death Metal Geschrammel, sondern verhältnismäßig akustische Gitarrenmusik, die teils instrumental bleibt, und teils Gesang bekommt. Klingt poppig, ist es aber von der Spielweise anspruchsvoll und gefühlt metallisch – vergleiche diverse DORNENREICH-Alben.

Aber jetzt reden wir mal Klartext: Ich verstehe überhaupt nicht, warum das vorliegende Material als EP veröffentlicht wurde. Klar könnte man zwar sagen, dass eine Spielzeit von 31 Minuten – davon 5 Minuten Hiddentrackpause – länger ist, als man es von so mancher Grindband gewohnt ist. Vom Hörerlebnis her handelt es sich aber eindeutig um eine EP. Die Lieder sind recht kurz und ein wenig zusammengewürfelt: Während die ersten drei Songs unplugged bleiben und an eine Mischung aus dem CALIFORNIA GUITAR TRIO mit IN VAIN oder erwähnten DORNENREICH erinnern, geht es anschließend mit einer rumpeligen Stromgitarre weiter und bringt schließlich auch ein Klavier mit ins Spiel.

Ingesamt wirkt es dennoch so, als wollte Stefanoff es betont akustischer angehen und großen Wert auf eine dichte Atmosphäre setzen. „The Mintgreen EP“ lässt keinen Zweifel daran, dass er die Fähigkeiten dafür besitzt, aus diesem Konzept gute Musik zu machen: Fast jeder Song klingt von vorne bis hinten einfach nur angenehm. Gleichzeitig hätte es deutlich mehr sein können: Mit nur einer handvoll zusätzlichen Riffs und Variationen, hätte man die Platte auf eine Dreiviertelstunde hochstrecken können, ohne das es jemand aufgefallen wäre. So ein Akkord-Melodie-Gerüst wie „On Cinnamon Shoes“ ist einfach viel zu gut, um es in einem anderthalbminütigen Intro zu verschleudern. Und auch das melancholische „Gauze Nostalgia“ hätte ich lieber in einer fünfminütigen Version gehabt, statt schon nach der Hälfte davon beim nächsten Song zu landen. Stefanoff ist zwar ein (noch) lediglich bemühter Sänger, beweist als Gitarrist aber nicht nur handwerkliche Fähigkeiten, sondern auch ein Ohr für Melodien und Stimmungen.

DORNENREICH hatten auf der „Hexenwind“ – die auch nur sechs Songs hatte – in dem famosen Opener „Der Hexe flammend Blick“ den Mut, anderthalb akustische Gitarrenriffs zu einem hypnotischen 10-Minuten-Monster auszubauen. Auf der „Mintgreen EP“ hätte ich mir diesen Mut an mehreren Stellen auch gewünscht. Das vorliegende Material als EP zu verschleudern, ist meines Erachtens ein Verkauf weit unter Wert.

09.07.2012

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