Horns Of Hattin - De Veritate

Review

Epic Metal scheint das Gebot der Stunde zu sein und die Kombination von extremem Metal und Orchesterelementen das, was vor ein paar Jahren die Vermengung von Hardcoreattitüde und Metalsound war. Was BEHEMOTH angefangen haben, führen jetzt Truppen wie MAYAN oder FLESHGOD APOCALYPSE auf höherer Ebene fort. Auch die 2007 gegründeten Österreicher HORNS OF HATTIN wollen sich mit viel Tüchtigkeit eine Scheibe vom Kuchen abschneiden. Benannt ist die Truppe übrigens nach einer markanten Bergformation am See Genezareth, an dem 1187 eine für die Kreuzfahrer entscheidende (weil verlorene) Schlacht stattgefunden hat. Historisches Kriegsgebiet also – und damit ist der durchaus originelle thematische Rahmen für das vierzigminütige Debüt “De Veritate“ auch schon abgesteckt.

Stilistisch läge da eine orientalische Stilistik nahe, wie man sie von ORPHANED LAND oder MELECHESH kennt. Was es auf “De Veritate“ zu hören gibt, ist stattdessen eine Mischung aus episch-melodischem Death Metal mit viel Doublebass und kräftigen Growls, kurzen Blast-Intermezzi und Screams, flinken Twin-Leads und gekonnten Soli und dezent dosierten Orchestrationen. Im letzten, längsten und meinem Empfinden nach auch besten Stück “1187“ wird’s dann BAL SAGOTHesk: Schlachtensamples und Erzählstimme sorgen für eine Atmosphäre, die das Adjektiv “episch“ auch wirklich verdient hat. Generell legt das Album mit fortschreitender Spielzeit an Qualität und Überzeugungskraft zu und hinterlässt den Hörer durchaus beeindruckt.
An ausgewählten Stellen eifert die Truppe sogar GRAVE DIGGER nach und stellt breitwandige Chöre auf (“Sittah“ – das übrigens als einziger Song neben “1187“ wirklich morgenländische Harmonien verarbeitet). Während die Metalzutaten absolut gekonnt in Szene gesetzt sind – hier sind Könner am Werk – hinken die Orchestersynths allerdings kräftig nach. Wenn die ziemlich billigen Midi-Streicher im Hintergrund agieren, fällt das nicht so auf, im Intro der Platte beispielsweise wird leider zu offenkundig deutlich, dass der Großteil des Budgets für etwas Anderes als teure Orchesterlibraries verwendet wurde.

Ich weiß auch, wofür: Das Album hat KING DIAMOND-Gitarrist Andy LaRocque gemischt und gemastert. Das hört man selbst auf Tchibo-Kopfhörern für 6,99 € und hat sich absolut bezahlt gemacht. Dass HORNS OF HATTIN mehr als ambitioniert sind, wird auch an dem tollen Artwork und dem schicken Cardsleeve deutlich, in das die Band ihr Debüt verpackt hat. Wieso ein derart professionelles und musikalisch beachtenswertes Album im Eigenverlag erscheinen muss, ist mir schleierhaft. HORNS OF HATTIN sind sicher nicht die Offenbarung, aber besser als 50% ihrer Stilkollegen mit Labeldeal sind sie trotzdem. Sollen sie ihren Kuchen haben.

06.08.2011

Interessante Alben finden

Auf der Suche nach neuer Mucke? Durchsuche unser Review-Archiv mit aktuell 36706 Reviews und lass Dich inspirieren!

Nach Wertung filtern ▼︎
Punkten
Nach Genres filtern ►︎
  • Black Metal
  • Death Metal
  • Doom Metal
  • Gothic / Darkwave
  • Gothic Metal / Mittelalter
  • Hardcore / Grindcore
  • Heavy Metal
  • Industrial / Electronic
  • Modern Metal
  • Off Topic
  • Pagan / Viking Metal
  • Post-Rock/Metal
  • Progressive Rock/Metal
  • Punk
  • Rock
  • Sonstige
  • Thrash Metal

Kommentare