Horse? - Horse?

Manchmal brauchen Alben länger, um zu reifen – sogar noch im CD-Player. Das ist mir mit dem Debütalbum von HORSE? passiert. Zum Glück habe ich nicht bereits nach dem ersten Eindruck in die Tasten gehauen. Warum „zum Glück“?

Ganz einfach, die Platte ist zunächst unzugänglich, offenbart am Anfang vor allem Störfaktoren wie die Spoken-Vocals oder auch ein paar andere Klargesangparts. Zum Glück habe ich dem selbstbetitelten Debüt der Pferdenarren noch eine Chance gegeben, denn etwas Tiefe steckte drin, von Anfang an. Und siehe da, ist man drin, offenbaren HORSE? eine ziemlich düstere Klangwelt mit vielen Schichten, die es erstmal abzuschälen gilt. Langsam sind sie, meistens, aber auch dynamische Wendungen finden ihren Raum in den fünf Songs (exklusive Intro und Zwischenspiel). Irgendwo zwischen Doom, Sludge und ein paar Stoner-Parts lassen sich HORSE? schlussendlich verorten, ihrem eigens gewebten roten Faden folgend. Schwere Gitarren, vereinzelte Leads, mal ein bisschen Rock, dann ein Black-Metal–Riff – auf alle Fälle sind HORSE? immer für eine Überraschung gut. Leicht zu ertragen ist das Ganze aber nicht, man fühlt sich durch die dichten Gitarren zeitweise erdrückt, wird plötzlich durch einen Tempoanstieg aus der Lethargie gerissen oder sehnt sich nach einem etwas besseren Sänger. Nicht dass der Gesang jetzt schlecht wäre, da stecken Emotionen drin, trotzdem, ganz warm werde ich auf Dauer mit der Stimme einfach nicht.

Das macht aber eher wenig aus. Denn wer die Klasse eines Stückes wie „Nightflight“ mit all seiner Abwechslung und seiner trotz allem in sich geschlossenen Atmosphäre nicht erkennt, der wird wohl mit Doom oder Sludge nichts anfangen können. Hier kann sogar ein Indie-Rock-Freund zwischendurch mit dem Kopf nicken, ohne dass dem Song etwas an Überzeugungskraft abgeht. „Horse?“ ist ein wunderbarer Einstand mit etwas Luft nach oben.

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