Icewind - Again Came The Storm

Review

Die Kanadier ICEWIND haben sich selber recht hohe Ziele gesteckt: Sie sehen sich als Speerspitze des melodischen Power Metal ihres Heimatlandes, vergleichen sich mit EDGUY, SONATA ARCTICA, KAMELOT und FIREWIND. Ob sie diese Ziele aber auch erreichen können? Um das zu beweisen, sind sie mit ihrer zweiten Veröffentlichung “Again Came The Storm“ angetreten.

Und tatsächlich besteht dessen musikalischer Inhalt aus dem, was die genannten Referenzbands so groß gemacht hat: Up Tempo-Nummern mit deftigen Doublebass-Attacken, einfache aber eingängige Riff-Strukturen und zarte Piano-Melodien, die einen Kontrapunkt zu diesen heftigen Parts darstellen, prägen die Strukturen. Blöd nur, dass das teilweise alles etwas zu offensichtlich übernommen worden ist. Was die Combo hier abliefert, ist zwar nicht exakt kopiert, weist aber etwas zu deutlich in die Richtung ihrer Vorbilder. Im Gegensatz dazu fehlen einfach die eigenständigen Momente.

Auch beim Songwriting steht das Quartett leider nicht an vorderster Front. Die Lieder sind hauptsächlich auf den Gesang von Gab Langelier ausgerichtet, der vordergründig auch seine Hausaufgaben gemacht zu haben scheint. Seine Melodieführung ist nicht einmal von schlechten Eltern und auch die schwierigeren Tonlagen meistert er mit seiner Kopfstimme. Allerdings fehlt ihm das, was Sänger wie Tobias Sammet (EDGUY), Tony Kakko (SONATA ARCTICA) oder Gus G. (FIREWIND) auszeichnet: Druck. Seine Stimme klingt irgendwie immer kraftlos und schafft es nicht die Power, die den Songs durchaus innewohnt, rüber zu bringen.
Die Songstrukturen sind ebenso wenig weltbewegend. Viele Bands, die sich in Deutschland noch in irgendwelchen Proberäumen verstecken, schaffen bessere Nummern, die zwar nicht unbedingt virtuoser sind, aber immerhin eine gewisse Abwechslung in ihren Arrangements bieten. Was sich auf “Again Came The Storm“ findet, ist hingegen einfach zu vorhersehbar. Die Songs auf dieser Scheibe wirken wie eine lieblose Aneinanderreihung der üblichen Basics.
Schade eigentlich, dass die Musiker scheinbar so wenig Zeit ins Songwriting investiert haben oder ihre Talente hier so begrenzt sind, denn eigentlich sind sie nicht einmal schlecht. Zwar liefern die Kanadier nichts wirklich neues ab, aber das beherrschen sie dafür. Jeder Ton sitzt dort, wo er sollte, und wenigstens die handwerklichen Fähigkeiten scheinen bei den Jungs genügend ausgebildet zu sein.

Schlussendlich trägt die sehr schwache Produktion ihren Teil zum eher durchwachsenen Eindruck bei, den diese Scheibe macht. Eigentlich eine Überraschung, wenn man bedenkt, dass das Mastering aus dem Hause von West West Side Mastering stammt, die sonst vor allem für Bands der härteren Gangart wie MASTODON, SELPUTURA oder KILLSWITCH ENGAGE arbeiten. Dennoch kommen die Nummern schlapp, sogar fast lustlos aus den Boxen. Vor allem die Stimme und das Schlagzeugspiel wirken viel zu drucklos. Hier ist leider viel Potential verschenkt worden.

Insgesamt also lässt sich der Anspruch der Band nicht ganz nachvollziehen. Es wirkt eher so, als würden hier einige pubertierende Jungs versuchen, ihren großen Vorbildern nachzueifern. ICEWIND – ein Schelm übrigens wer denkt, der Bandname sei dreist von FIREWIND kopiert – mögen durchaus die Speerspitze des kanadischen Melodic Power Metal darstellen. Aber nur, weil von dort keine bekannteren Bands des Genres kommen. Das solide handwerkliche Können der Jungs und das gelungene Cover aus der Feder von Jan Meininghaus (arbeitete schon für BRAINSTORM, FALCONER, MYSTIC PROPHECY und DREAM EVIL) retten “Again Came The Storm“ vor dem Totalabsturz.

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01.12.2010

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