In Conspectu Mortis - Gebet Und Verderben

Review

Wie oft liest man – gerade im Black Metal-Bereich, in dem es von Ein-Mann-Projekten nur so wimmelt – in Rezensionen so etwas wie „Die Musik ist ja ganz gut, aber der Drumcomputer klingt total [beliebiges negatives Attribut einsetzen]!“ Ich gebe zu, auch ich habe in der einen oder anderen Rezension schon harte Worte über programmiertes Schlagzeug verloren – da kannte ich aber „Gebet und Verderben“, das Debut-Album von IN CONSPECTU MORTIS noch nicht. Die „old school“-Black Metal-Band aus der Nähe von Ingolstadt liefert gut vierzig Minuten lang Argumente FÜR die Verwendung eines Stromtrommlers. Das Schlagzeugspiel ist nämlich derart „organisch“ (um mal einen knallharten Euphemismus zu verwenden), dass es mir körperlich wehtut – dagegen ist IMMORTALs „Battles In The North“ ein Musterbeispiel für gute Doublebass. Mein persönliches Lowlight ist der Mittelteil von „Wisdom For Mankind“, der mir sämtliche Nackenhaare aufstellt. Liebe IN CONSPECTU MORTIS, bitte, bitte, BITTE seht zu, dass ihr das nächste Mal eure Songs wirklich spielen könnt, bevor ihr sie aufnehmt. Das rhythmische Fundament, das ihr auf „Gebet und Verderben“ aufbietet, kann einem nämlich echt die Freude an der Musik nehmen.

Das heißt: könnte. „Gebet und Verderben“ ist nämlich nichts, was man aus musikalischer Sicht gehört haben müsste. Sofern man’s nicht eh schon unzählige Male und vor allem besser gehört hat. Wenn nämlich eine Black Metal-Scheibe schon mit Glockenschlägen, Gewitter und einem weiblichen Kirchenchor anfängt, leitet meine Gesichtsmuskulatur bereits den Gähnvorgang ein. Wenn dann auch noch die immer gleichen ausgelutschten Intervalle von den Gitarren kommen (die ihrerseits auch nicht gerade tight sind, aber neben diesen unsäglichen Drums gar nicht weiter auffallen) und der monotone Kreischgesang die artig in der Last Episode-Schriftart abgedruckten, vor Klischee triefenden antichristlichen Texte weitestgehend unverständlich transportiert, habe ich eigentlich schon genug.

Tut mir Leid Jungs, aber „Gebet und Verderben“ bietet wirklich nicht mal eine Kleinigkeit, die ich nicht mindestens zwei Klassen besser vor etwa fünfzehn Jahren hätte hören können. Daran ändert auch der Gastbeitrag von Iblis (Ex-ENDSTILLE, HARADWAITH) herzlich wenig (um nicht zu sagen: gar nichts). Schwarzwurzeln, die vom Black Metal der „alten Schule“ immer noch nicht genug haben und deshalb wirklich JEDE Veröffentlichung dieser Richtung besitzen müssen, werden vermutlich mit dieser Scheibe glücklich – ich werde es nicht.

15.06.2010

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