
Aus dem Hause Cult Never Dies erscheint dieses Jahr das Buch “Dark Dungeon Music: The Unlikely Story Of Dungeon Synth“ von Autor Jordan Whiteman, dem Gründer des Labels Ancient Meadow Records. Wie der Name schon vermuten lässt, dreht sich diesmal alles um das Genre Dungeon Synth mit 200 Seiten Infos zum Genre, zu den Hauptakteuren und den Hintergründen, einer 40-seitigen Fotostrecke und zum Schluss 100 Seiten Interviews mit den wichtigsten Bands der Szene. Zunächst erscheint das Buch in englischer Sprache.
Wenn jemand sich berufen fühlt, ein ganzes Buch über Dungeon Synth zu schreiben, kann man davon ausgehen, dass Leidenschaft und persönliches Interesse dabei eine große Rolle spielen. Das lässt sich aus jeder Zeile von Whiteman herauslesen – meistens, ohne dass er dabei amateurhaft oder informell wirkt. Stellenweise nimmt der Gebrauch der ersten Person aber etwas überhand, stört den Lesefluss und stellt die Leser:innen vor die Frage, ob sie gerade mit Fakt oder Meinung konfrontiert werden.
“Dark Dungeon Music“ ist eine Fundgrube an Informationen
“Dark Dungeon Music: The Unlikely Story Of Dungeon Synth” ist nichtsdestotrotz ein sorgfältig und ausdauernd recherchiertes Buch. Wie im Text immer wieder betont wird, basieren der Reiz und die Magie des Genres vor allem auf der Unbekanntheit desselben und auf der damit einhergehenden Exklusivität. Dungeon Synth findet hauptsächlich analog statt und die Kenntnis über Alben, Hintergrundgeschichten und Merch bzw. Gimmicks vor allem auch aus den 90ern ist nur schwer zu erlangen, vom Besitz derselben ganz zu schweigen.
Umso beeindruckender ist die Sammlung an Wissen und Gegenständen, die Whiteman im Verlaufe des Buchs präsentiert. Immer wieder sind Fotos von Kassetten, Flyern und anderen mehr oder weniger mythischen Objekten in den Text eingebunden. Außerdem gibt es immer wieder Infoboxen mit Listen von Bands für Inspiration im Text, sodass jeder Fan und Nicht-Fan mehr als genug Anhaltspunkte hat, sich in das Genre vorzuwagen.
Jordan Whiteman repliziert das Gefühl von Dungeon Synth
Stellenweise ist “Dark Dungeon Music: The Unlikely Story Of Dungeon Synth” eher eine allgemeine Musikstudie als eine Beleuchtung des Genres. Viele Erkenntnisse sind zumindest für den Bereich Metal sicher allgemeingültig und ob Kapitel, die sich mit der Signifikanz physischer Medien oder den genauen Synthesizern, Keyboards und weiterer technischer Ausstattung beschäftigen wirklich zwei Teile gebraucht hätten, ist fraglich.
Trotzdem ist Whitemans Werk mit seiner Ernsthaftigkeit und seinem Pathos quasi Dungeon Synth in Buchform. Mit diesem Buch in einem Sessel vorm Kamin zu sitzen hat sicherlich dieselbe Atmosphäre, wie die Musik selbst zu hören. Und überhaupt: Wie schön und magisch, in einer Zeit zu leben, in der jemand ein ganzes Buch einem kleinen, schwer fassbaren Genre widmet, dessen Definition hauptsächlich auf einem Gefühl beruht.
Kleine Anekdote dazu:
Ich war mal in Reha. Wir hatten eine Art Entspannungsstunde. Es wurde ruhige Keyboardmusik die mich an irgendein altes „Tomb Raider“ Game erinnerte. Um die hübsche Betreuerin zu beeindrucken erzählte ich von alten Videospielen und der dazugehörigen einfachen, aber atmosphärischen Musik. Auch erwähnte ich das Genre „Dungeon Synth“. Das wurde wohlwollend zur Kenntnis genommen, aber so richtig geglaubt hat mir niemand 🫢