Jordfäst - Av Stoft

Review

Schon mal unter die Schnabelmaske von BIRDFLESH-Grinder Count Crocodelis geschmult? Darunter verbirgt sich im Reallife und ganz „unlustig“ Elis Edin Markskog, der mit seinem Bruder im Geiste, Olof Bengtsson, die Black-Metal-Band JORDFÄST ins Leben gerufen hat. Das im schwedischen Småland verwurzelte Duo hat erst vor rund anderthalb Jahren mit seinem Erstling „Hädanefter“ von sich hören gemacht und legt aktuell mit „Av Stoft“ dessen Nachfolger vor.

Valhall lässt JORDFÄST kalt

Es scheint zum Konzept der Band zu gehören, Alben mit lediglich zwei überlangen Tracks und einer Gesamtspiellänge von gut 33 Minuten herauszubringen. Zumindest folgt „Av Stoft“ diesem Aufbau seines Vorgängers.

Auch musikalisch ist es eine klare Fortführung dessen, was mit dem Debüt seinen Anfang nahm. Wenn wir an dieser Stelle von Black Metal sprechen, dann eher von der mehrdimensionalen Sorte – im Kern zwar rau und düster, in der Hauptwahrnehmung aber sehr dynamisch, melodisch und vor allem erzählerisch.

Beide Platten als Einheit betrachtet wirken auch wie ein Band von (bislang) vier Kurzgeschichten, die thematisch eng mit JORDFÄSTs Heimat und deren Geschichte verbunden sind. Und nein, es sind keine Oden an den Allvater oder seine bärtigen Krieger – es sind die weniger glorreichen Schicksale der einfachen Bevölkerung, die die Schweden in ihrer Muttersprache besingen.

Und sie lebten unglücklich bis an ihr Ende

„Av Stoft“ handelt übersetzt von Staub als Sinnbild für Vergänglichkeit, Trostlosigkeit, Zerstörung und Tod. Das Erzählte ist demnach alles andere als ruhmreich. „Abortologen“ ist eine unglückselige Geschichte von Schuld und (ausbleibender) Sühne, von Missbrauch und einer missglückten Abtreibung, was sich in der musikalischen Übersetzung durchaus nachfühlen lässt. Das 16-minütige Stück ist schwermütig und wütend zugleich, was sich in entsprechenden Tempo- und Stimmungswechseln niederschlägt.

„Kom Eld, Kom Regn“ beschreibt dagegen die Verbitterung eines in jungen Jahren von seinem Vater verlassenen Mannes. Erhabener Chorgesang und ein melodiöses Lead transportieren zu Beginn ein Gefühl von großer Sehnsucht. Diese kehrt sich in besagte Negativität, welche auch hier in rasanten Ausbrüchen ihren Ausdruck findet, bevor doch wieder die Melancholie in entschleunigender Epik die Oberhand gewinnt. Der dynamische Aufbau verhindert, dass die Überlänge der Songs den Hörer erschlägt. Leichte Kost ist es aber keineswegs.

Alles schon mal da gewesen, aber …

Bei ihrer Stimmungsmalerei bauen die Herren Markskog und Bengtsson primär auf Gitarre, Drums, cleane und harsche Vocals, wobei sie sich in ihren Visionen und Fähigkeiten perfekt ergänzen. Ihre Stilmittelpalette beinhaltet neben bereits Erwähntem unter anderem auch gesprochene Passagen, Piano- und Naturklänge.

Genre-Innovatoren sind JORDFÄST damit sicher nicht, sie setzen das Konzept aber gekonnt und mit der richtigen Portion Herzblut um. „Av Stoft“ ist aggressiv, elegisch, zuweilen rhythmisch-groovig und an einigen Stellen fast ein wenig doomig. Die eingezogenen Chöre erzeugen einen markanten folkloristischen Bezug.

Lange Rede und so weiter – das Werk ist durch und durch skandinavisch und die Band hat definitiv mehr Aufmerksamkeit verdient!

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23.10.2022

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