Leiþa - Reue

Review

Die ersten Veröffentlichungen seines musikalischen Schaffens hatte der Bamberger Multiinstrumentalist Noise mit seinem Projekt NON EST DEUS. Den Durchbruch, was Bekanntheitsgrad und Relevanz in der Szene anging, gelang schließlich 2021 mit „Menschenmühle“ von KANONENFIEBER. Letztendlich ist er einer dieser Musiker, die mit ihren Bands und Alben eine gewisse Duftmarke hinterlassen, die im Dickicht der unzähligen Veröffentlichungen dieser Tage hervorsticht. Auch LEIÞA macht an dieser Stelle keine Ausnahme. „Reue“ ist unverwechselbar Noise und deshalb auch schon vorab eine klare Empfehlung, wenn man positiv mit dessen bisherigem Schaffen verbandelt ist. Auf der anderen Seite sind es aber die feinen Nuancen, die Veränderung bringen und dieses Album wertvoll machen.

„Reue“ ist eindringlich wie die anderen Noise-Projekte

Mit seinen Bands steht Noise in allen Fällen für klare Sprache, welche in der Lage ist, das ebenso schnörkellos drückende Soundkonzept zu untermalen. Das sorgt bei KANONENFIEBER für ein Höchstmaß an Intensität, bei NON EST DEUS mit seinem antireligiösen Konzept stellenweise schon für gefährliche Überzeichnung. LEIÞA ist da thematisch defensiver, beschäftigt sich mit Selbsthass und Depression, ist aber deshalb musikalisch nicht weniger eindringlich. Dabei ist der Opener „01.09.2015“ fast schon enttäuschend, da ein generischer, wenngleich solider Song typischer Noise-Machart.

Qualitativ legt „Reue“ im weiteren Verlauf allerdings ordentlich zu. „Fremdkörper“ ist ein melodischer Black-Metal-Titel, der neben den starken Leads durch seinen Abwechslungsreichtum besticht, der Titeltrack legt hingegen nochmals verstärkten Wert auf starke Melodien, die sich unverkennbar in die Kopfinnenseite fräsen. Wie bei den anderen Baustellen, setzt auch LEIÞA nicht auf Garagensound. Ganz im Gegenteil. So werden die glasklar differenzierbaren Riffstrukturen vom hämmernden Schlagwerk unterstützt, wobei Noise seinen giftigen Keifgesang weitgehend verständlich drüberlegt.

LEIÞA bringt mehr Black Metal mit

Während KANONENFIEBER die Artillerie häufiger im Midtempo in Stellung bringen und sich berechtigterweise irgendwo zwischen Black- und Death Metal einordnen, ist LEIÞA eindeutiger dem Schwarzmetall entsprungen. Ganz augenscheinlich kann Noise nicht gänzlich aus seiner Haut, sodass auch die üblichen genrefremden Elemente Einzug in „Reue“ finden. Doch gerade nach hinten heraus bedienen sich das eingängige „Abgang“ oder auch „Schlaf“ am Riffarsenal aus dem Depressive Black Metal und meistern auch diese Hürde ohne an dieser Stelle unglaubwürdig zu wirken.

Authentizität und Noise – das ist so eine Sache. Für den einen mag der Bamberger etwas zu dick auftragen, für den anderen erscheinen Lyrics und Gesamtkonstrukt absolut tiefgreifend. In jedem Fall ist mit „Reue“ von LEIÞA ein mehr als solides zweites Album gelungen, das auch den Höhepunkten der anderen Projekte in keiner Weise nachsteht. Wie es mit weiteren Entwicklung und der Langzeitwirkung beschaffen ist, dürfte bisweilen schwer zu sagen sein – Noise ist aber zweifellos zuzutrauen, bei zukünftigen Releases noch das ein oder andere aus dem Hut zaubern zu können.

09.01.2023

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2 Kommentare zu Leiþa - Reue

  1. dan360 sagt:

    Bin gespannt auf das Teil, hat mir der Vorgänger „Sisyphus“ doch schon recht gut gefallen..

  2. dan360 sagt:

    Geh‘ mit der Wertung mit. Gefällt mir nochmal besser als der Vorgänger, es klingt kompositorisch ausgereifter und abwechslungsreicher. Die Handschrift von Noise ist nicht zu überhören, das stimmt. Schon erstaunlich, welch hervorragendes Material er in kurzer Zeit rausgehauen hat.

    8/10