
LORD VIGO wandeln mit ihrem neuen Album noch tiefer in den Schatten als sonst. Eine gewisse Affinität zu 80s Gothic Rock und New-Wave-Sounds konnte man den eigenwilligen deutschen Epic Doomern schon immer und besonders auf ihren letzten beiden Alben deutlich anmerken, mit „Walk The Shadows“ gehen die Rheinland-Pfälzer jetzt aber noch einen Schritt weiter.
LORD VIGO versinken in den Schatten der 80er
Das sechste Studioalbum von LORD VIGO stellt nicht nur einen inhaltlichen Exkurs von ihrer mit „Danse De Noir“ und „We Shall Overcome“ begonnenen Trilogie dar, auch musikalisch tanzt „Walk The Shadows“ etwas aus der Reihe. Vinz Clortho (Gesang, Schlagzeug, Synthesizer) und seinen Mannen leben auf ihrer neuen Platte nämlich ganz unverhohlen ihre Vorliebe für Bands wie THE CURE, FIELDS OF THE NEPHILIM und THE SISTERS OF MERCY, aber auch Synthie-Popper wie TEARS FOR FEARS oder ULTRAVOX aus, während man klassische Doom- und Epic-Metal-Zutaten wiederum kaum oder wenn überhaupt nur in sehr reduzierter Form antrifft.
In Stücken wie „Through A Glass Darkly“ oder „Killing Hearts And Endless Nights” versprühen flächige Synthesizer und energische, tanzbare Drumbeats dichte 80er Atmosphäre und auch ein klassischer Goth-Rocker wie „Servant Of The Dark“ wäre seinerzeit in keinem britischen Szene-Club negativ aufgefallen. Da schadet es sicherlich auch nicht, dass Vinz Clortho ohnehin manchmal ein wenig wie Robert Smith klingt.
Songs wie der Titeltrack oder „We Shall Not” wiederum zielen durchaus auf eine gewisse Epik und cineastische Breitwandatmosphäre ab. Hochmelodische, an frühe WARLORD erinnernde Leads schlagen besonders hier, aber auch in einigen anderen Stücken, dann doch noch die Brücke zu den metallischen Wurzeln der Band, wenngleich diese oftmals gut unter der allgemeinen Ausrichtung von „Walk The Shadows“ versteckt sind.
„Walk The Shadows“ punktet mit Hingabe und Authentizität
Episch angelegt ist auch der Abschluss mit „El Hakim“, der in über 12 Minuten mit bombastischen, fast schon filmreifen Synthies, melancholischem Gesang und träumerischen Gitarren die Leidenschaft der Band für den gegenständlichen Sound fett unterstreicht. Diese Hingabe und Authentizität ist sicherlich auch einer der größten Pluspunkte von „Walk The Shadows“.
Leicht könnte man LORD VIGO nämlich sonst unterstellen, auf der Erfolgswelle von Bands wie TRIBULATION oder MESSA mitzureiten, die auf ihren jüngsten Alben ja ähnlich tief in die Düstersounds der 80er eingetaucht sind, wenn auch mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Allerdings waren die hier verarbeiteten Elemente ohnehin schon länger ein signifikanter Bestandteil der Musik von LORD VIGO, weshalb letztlich auch gar kein so erheblicher Stilbruch stattfindet.
Zudem ist anzunehmen, dass es sich im Falle von „Walk The Shadows“ tatsächlich eher um einen musikalischen Exkurs handelt, bei dem sich LORD VIGO außer der Reihe einen Herzenswunsch erfüllt haben. Fans, die das metallische Fundament vermissen, dürfen jedenfalls hoffen, dass der noch ausstehende finale Teil der Trilogie wieder deutlich eisenhaltiger daherkommt und es sich hier lediglich um eine kleine Unterbrechung handelt.
Meinetwegen könnten Lord Vigo diesen Stil gerne weiter fahren, mir gefällt das Album viel besser als der Vorgänger.