Man On Fire - Habitat

Review

Spargelpisse… wenn man dieses Album hört, steigt einem sofort genau dieser unverkennbare und höchst unerfreuliche Geruch in die Nase. Man wähnt sich im Mai und in der besten Spargelzeit. Denn seien wir mal ehrlich… zumindest Kindern schmecken die Köpfe doch am besten. Diese zarten Knöspchen… also die Spitze der dampfenden Stange, hmmm… ein Genuss. Wenn man so will, ist der Anfang dieses (zweifelhaften) kulinarischen Vergnügens einfach das Beste an der Sache.

Dumm nur, dass es sich bei „Habitat“ genau so verhält. Die ersten beiden Spargelspitzen „Block“ und vor allem „Mr. Lie (the corporate CEO)“ überzeugen durch tolle Gesangslinien, die sich unverzüglich ins Ohr graben und einfach zum sofortigen Mitsummen animieren. Doch dann wird das holde Gewächs arg bitter und holzig… sprich: die guten Songideen nehmen mit jedem Lied ab, verflachen zu einer irrelevanten Abfolge von Musik, die ganz im Gegensatz zum wirklich rundweg überzeugenden Einstieg nicht mehr viel zu bieten hat. Dabei sind die Zutaten zunächst gar nicht zu verachten, denn so blitzen über weite Strecken immer wieder Parallelen zu Kansas und King Crimson (wenn auch wesentlich straighter) auf, was natürlich auch an der Mitwirkung von Andrew Belew (Klampfe) und David Ragsdale (Violine) liegen mag.

Zwar hat Track Nummer 3 „Majestic (the single mother)“ immer noch eine interessante Vocalline, die ein wenig an die wahrscheinlich schon nahezu vergessenen Keats erinnert, aber danach passiert einfach zu wenig, um weiterhin zu gefallen. Die elektronischen Einschübe ergänzen den „organischen“ Teil nicht mehr songdienlich und gute Refrains lassen sich im zweiten Teil der sehr sauber produzierten Platte nur mit gutem Willen finden. Immerhin ist das bemerkenswerte (bundlose) Bassspiel von Eric Sands, welches sich als Understatement unter mancher halbgaren Melodie in Richtung Yes und Konsorten versteckt, durchweg hörenswert. Auch das Konzept, das hinter „Habitat“ steckt, ist mal ein anderes (oder sagen wir mal, es liegt abseits der gängigen Klischees) – so werden verschiedene Personen pro Song (skrupelloser Geschäftsführer, dreckiger Polizist, für alle Beteiligten betender Priester) und deren Lebensumstände in einem städtischen Moloch geschildert.

Leute, ihr hattet eigentlich verdammt guten Spargel, aber irgendwie ist euch die Hollandaise schwerstens inne Hose gegangen und der Schinken ist richtiggehend ranzig geworden. Da hätte man mehr draus machen können; vor allem, wenn man einen Fronter zur Verfügung stehen hat wie Jeff Hodges mit seiner feinen, streckenweise nasal-arrogant daherkommenden Stimme.

Dass die Chose dabei als ProgRock verkauft wird, mag auch nicht ganz einleuchten, zumal die Songs im Verhältnis zu Genregrößen wie Rush so proggy sind wie etwa Atzedatze.
Schade, nach den beiden ersten Songs hatte ich ne verdammt prächtige Spargelplatte… Platte erwartet. Nächstes Mal muss wohl grüner Spargel ran…

24.08.2005

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