Maroon - Order

Review

Der erste Eindruck, den man von der neuen Scheibe der Nordhausener Metalcore-Band MAROON beim Pre-Listening in der Klangschmiede gewonnen hat (wir berichteten) war gerade gut genug, um zu erkennen, dass es ein paar mehr Durchläufe benötigen würde, um „Order“ im vollen Umfang zu begreifen. Kenner der Band werden nun eventuell befürchten, dass die Durchschlagskraft verloren ging, die die Band durch die wuchtige Eingängigkeit ihrer bisherigen Alben transportierte. Diese
Befürchtungen kann man jedoch getrost wieder vergessen. Was „Order“ anspruchsvoller macht sind glücklicherweise keine allzu progressiven und vetrackten Einsprengsel, die den liebgewonnenen Sound der Band nur verwässern würden, durchaus aber atmosphärische Zutaten, die „Order“ in der Gesamtbetrachtung zum vielseitigsten und reifsten Werk MAROON’s machen.

Die Zusammenarbeit mit THE VISION BLEAK-Gitarrist und Bandkopf Markus Stock aka Ulf Theodor Schwadorf, der für die Produktion verantwortlich zeichnet, resultiert vor allem in düster-akustischen Strukturen, die so manchem Song eine geisterhafte, mysteriöse Note verleihen. Beim fast schon balladesken „Bleak“ (wie beabsichtigt die Parallelen zur Hauptband des Produzenten im Songtitel sind, war nicht so wirklich herauszufinden), ist dies ganz besonders deutlich zu spüren. Nicht nur in puncto melodischer Gitarrenführung haben MAROON einige Schritte nach vorne gemacht, die stimmungsvollen Vocals von Sänger Andre liegen auf einer geradezu epischen Soundwand. Mit dem abschließenden „Schatten“ verhält es sich ähnlich. Die bedrohliche Stimmung kommt und geht im Laufe des sieben Minuten langen Songs mehr als einmal, der Text ist komplett auf deutsch gehalten und die mysteriöse Grundausrichtung bleibt bis zum Ende, bis zu den letzten hypnotisierenden Trommelschlägen, aufrecht erhalten. Die Lyrics basieren bei dieser Nummer übrigens auf einem Werk des aus Schweinfurt stammenden Dichters Friedrich Rükckert.
Andre agiert dabei immer öfter auf einem emotionalen Niveau, dessen stilistische Nähe man grob bei Bands wie HAVE HEART einordnen kann.

Natürlich wären MAROON aber nicht sie selbst, wenn sie nicht zwischenzeitlich ein paar gradlinige, durchschlagende Metal-Hassbatzen mit (vor allem im Gesang) eindeutigen Hardcore-Einflüssen durch die Boxen jagen würden. „Stay Brutal“ „A New Order“ oder „Leave You Scared And Broken“ fahren mit geballter Kraft und Vehemenz ins Ziel. Dass MAROON aber auch musikalisch gereift sind, zeigt das wesentlich komplexere Gitarrenspiel, das sich mitunter stark an den Bands orientiert, die in ihrem Metalcore den Melodic Death-Einfluss sehr offensichtlich werden lassen, ohne den etwas brutaleren und erdigeren Sound von MAROON zu sehr ins Melodische abdriften zu lassen. „Bombs Over Ignorance“ wartet sogar mit old-schooligen Thrash Metal-Riffs auf, bei „Children Of The Next“-Level überrascht die Band mit Black Metal-Einflüssen.

„Order“ ist ein rundes, in sich schlüssiges Werk geworden, das sowohl einzelne, songbasierte Granaten zu bieten hat, als auch im Zusammenhang, dank der erwähnten atmosphärischen Dichte bestens funktioniert. Somit dürfte die Scheibe auch für Leute interessant sein, die an MAROON in der Vergangenheit ein wenig Tiefgang hätten vermissen können. Für mich ist „Order“ eindeutig das bisherige Karrierehighlight, für die werte Leserschaft ist es auf jeden Fall ein Werk, dem man mal (mindestens) zwei Ohren Aufmerksamkeit schenken sollte.

10.04.2009

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2 Kommentare zu Maroon - Order

  1. Anonymous sagt:

    Geisterhaft? Kaum. Maroon bieten das, was 56.000 andere Bands auch machen, MetalCore von der Stange. Spannungsarme Songs hart runtergeholzt; all das ist längst bekannt. Talent haben sie ohne Zweifel; leider jedoch keinen Songwriter. Und Schwafeldorf ist ohnehin nie erste Wahl. Sollen die jetzt vllt demnächst einen auf "Moorlicht" zupfen?

    Die neue Neaera scheint vielversprechender. Aber hört das Ding erstmal durch; nicht gleich wieder alle Neune ziehen… Mach ich auch nicht.

    5/10
  2. katharzis. sagt:

    Ja, hör‘ sie dir erstmal durch, Pfosten, dann wirst du merken, dass es definitiv kein Metalcore ist.

    10/10