Memento Mori - Rhymes Of Lunacy

Review

Unter "Blast From The Past" erscheinen jeden Mittwoch Reviews zu Alben, die wir bislang nicht ausreichend gewürdigt haben. Hier gibt es alle bisher erschienenen Blast-From-The-Past-Reviews.

Als 1993 mit „Rhymes Of Lunacy“ das Debütalbum von MEMENTO MORI erschien, hatte die kurz vorher gegründete Band den Touch einer Supergroup: Immerhin rekruitierte Bandleader Mike Wead, der mal bei CANDLEMASS ausgeholfen und drei Alben mit seiner eigenen Band HEXENHAUS veröffentlicht hatte, mit dem damaligen KING DIAMOND-Drummer Snowy Shaw und dem bei CANDLEMASS ausgeschiedenen Sänger Messiah Marcolin zwei prominente Gesichter. Marty Marteen (Bass) brachte er von HEXENHAUS mit, und mit Nikkey Argento präsentierte er einen bislang unbekannten Rhythmusgitarristen.

Touch einer Supergroup: MEMENTO MORI

Aber es waren vor allem die drei erstgenannten Namen, die den Sound von MEMENTO MORI prägen sollten: Allen voran natürlich Messiah Marcolin mit seiner voluminösen Stimme und dem kraftvollen Vibrato, mit denen er schon bei seiner alten Band aus Doom-Metal-Stücken unvergleichliche Hymnen machte. Mike Wead wiederum hatte sich mit seinem klassisch geprägten Gitarrenspiel den Ruf als ‚Evil Malmsteen‘ erarbeitet, während Snowy Shaw das Schlagzeugspiel zu großer Kunst erhob. Aber der Reihe nach.

„Rhymes Of Lunacy“ ist eine Mischung aus Epic Doom Metal, Power Metal und Progressive Metal – alle drei Kategorisierungen müssen genannt werden, wobei Meister Wead zudem seinen Einfluss von Michael Schenker (MSG, UFO, SCORPIONS) gleich noch in einer Coverversion manifestiert: „Lost Horizons“ ist ein langsames Stück mit effektiven Akkordverschiebungen, das gleichzeitig Raum gibt für Heldenverehrung, als auch selbst zu glänzen.

Getragene Melodieführung und pure Progressivität

Typischer ist aber beispielsweise der Opener, das Midtempo-Stück „The Seeds Of Hatred“, bei dem Schlagzeug und Gitarren ein progressives Grundgerüst legen, während Messiah Marcolin mit seiner Stimme eher für die getragene Melodieführung zuständig ist. Gerade durch ihn ergeben sich die Vergleiche mit seiner ehemaligen Band, während die grundlegenden Riffs sehr viel hakeliger und zackiger gespielt werden und Snowy Shaw nicht nur den Umfang seines Schlagzeugs voll ausnutzt, sondern auch auf den einzelnen Trommeln sehr viel mehr variiert. Achtet nur mal bei „The Caravan Of Souls“ darauf, was der Schwede allein auf der Snare veranstaltet. Abgesehen davon ist dieser Track durch seine geschickte und mysteriöse Melodieführung auch der größte Hit auf „Rhymes Of Lunacy“.

Aber abseits der reinen Hittauglichkeit ist es eine Wonne, in die pure Progressivität von MEMENTO MORI einzutauchen: Das Zusammenspiel der Instrumentalisten ist große Kunst, und Mike Wead spielt dazu durch seine Orientierung an klassischen Skalen sehr nachvollziehbare Soli. Und davon gibt es nicht gerade wenige. Beispielsweise beim instrumentalen „Forbidden Dreams“, bei dem man ständig erwartet, dass doch gleich der Gesang einsetzt, wohingegen Wead mit einem neuerlichen Solo den Song wieder in eine ganz andere Richtung dreht. „When Nothing Remain“ wiederum baut auf einem rhythmischen und schweren Gitarrenanschlag auf, aber spannend wird der Songs durch den Kontrast, was alles um dieses eher einfache Riff passiert.

Und da „Rhymes Of Lunacy“ ansonsten sehr stark von Gitarre, Schlagzeug und Stimme geprägt ist, darf Marty Marteen kurz vor dem Ende ganz exklusiv ran: „The Riddle“ ist ein kurzes Instrumental auf dem Bass mit schwer dräuenden Donnerklängen. Dennoch ist „Rhymes Of Lunacy“ ein Album, das durch seine Songs überzeugt. Wem bliebe nicht die Zeile „Black blood runs through my heart“ aus dem Opener „The Seeds Of Hatred“ im Gedächtnis? Wer summt nicht insgeheim zu „Marching on / the caravan of souls“, wer singt nicht lauthals „Lost Horizon“ mit? Und wer ist nicht ganz gebannt, der Geschichte von „Little Anne’s Not An Angel“ zu lauschen? Na eben.

„Rhymes Of Lunacy“ ist eine gelungene Synthese

Wer also CANDLEMASS nur mit der Stimme von Messiah Marcolin mag, wer die Progressivität und Hakeligkeit von HEXENHAUS als hörenswert abgespeichert hat, wer klassisch ausgebildete Sologitarristen und exzentrische Drummer mag, wer nicht notwendigerweise Extreme mitkaufen, sondern lieber gute und hymnische Songs hören möchte, fand und findet mit „Rhymes Of Lunacy“ eine gelungene Synthese. Dass die nachfolgenden drei Alben nicht alle so überzeugen können, ist dabei eine Randnotiz – ebenso, dass Messiah Marcolin auch bei MEMENTO MORI seinen zwischenzeitlichen Ausstieg verkündete. Aber das ist wieder eine andere Geschichte.

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19.04.2023

- Dreaming in Red -

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