Metalium - Nothing To Undo - Chapter Six

Review

Ehrlich muß ich gestehen, dass sich mir nie wirklich erschlossen hat, worin eigentlich der musikalische Reiz solcher durch permanente gegenseitige Ausleihe diverser Bandmitglieder inzestuös miteinander verschwägerten Combos wie SINNER, BRAINSTORM, PRIMAL FEAR, MAJESTY oder eben METALIUM liegt. Ist es die urdeutsche Spielweise, der stampfende Rhythmus, die Befehle erteilenden Vocals, also kurz das UDO-Element, das hier immer wieder durchschimmert? Ist es die Nähe zum Schlager billigster Machart, die Hinwendung zu einfachen Singalongs, wie sie von den SCORPIONS praktiziert wird oder sind es die Kinderliedmelodien à la GRAVE DIGGER, die das Ganze so interessant machen? Die Vorliebe für Balladen kitschigster Prägung, für die wir von Finnen, Norwegern und Dänen so gern verlacht werden? Oder die extrem konservative Ausrichtung und demonstrative Ablehnung einer jedweden Innovation seitens Teutonen-Bands wie RUNNING WILD, die schon JUDAS PRIEST oder SAXON als zu modern erachten und der zweiten Generation deutscher True-Combos so nachahmenswert erscheint? Der gespielte Humor einer gehypten Reißbrettband wie EDGUY oder die Märchen-Affinität von BLIND GUARDIAN, die zum penetranten Epigonentum einlädt? Ich weiß es nicht.

Auf jeden Fall reißt die Kette derer, die zyklisch stets das gleiche Teutonen-Album veröffentlichen, nicht ab; ein Ende ist auch keineswegs in Sicht. METALIUM mit ihrem Bandleader Lars Ratz gehören ganz klar in diese Kategorie; emsig produzieren sie Jahr für Jahr wacker neue Scheiben nach Schablone, die ganz eindeutig Quantität statt Qualität bieten, zumindest was die mir bisher bekannten Songs der fünf vergangenen Veröffentlichungen betrifft. Und da erwarte ich naturgemäß von der neuen METALIUM-CD „Nothing To Undo-Chapter Six“ nicht allzuviel Überraschendes.

Und werde sodann nicht unbedingt eines besseren belehrt, aber der Reihe nach. Den Beginn macht ein UDO-artiges Intro mit lautem Schlagzeug und dunkel-mechanischer Stimme aus dem Off. Der Opener „Spirits“ bietet das typische Midtempo-Teutonenriffing, sich überschlagende Vocals, melodische Chöre und VICIOUS RUMORS nachempfundene Wiederholungen bestimmter Schlagworte des Pre-Chorus. Die Powermetalkomponente wird voll ausgereizt, so sind METALIUM viel näher an RHAPSODY als an CRIMSON GLORY. „Mindless“ eröffnet mit Gitarrenspeed, dann wirds gewohnt holpriges Midtempo, sehr melodische Hauptgesangslinien münden in einen einfallslosen sehr hoch intonierten und oft wiederholten Refrain. Im Track „Straight Into Hell“ gibts zur Abwechslung einen RUNNING WILD-ähnliches Eingangsriff, natürlich nur bis zum sehr an Carl Albert (R.I.P.) von VICIOUS RUMORS orientierten Gesang von Henning Basse, „Lady Took A Chance“ von der „Digital Dictator“ dürfte hier nicht zu knapp Pate gestanden haben. Ein nettes Solo wertet den Song zumindest ein wenig auf, sie könnten ganz annehmbar sein, wie man an dieser Stelle bemerken darf.

„Mental Blindness“ klingt dann wieder nach UDO, in jeder Hinsicht urdeutsch, stampf, holz, niederwalz. Das Riff ist eigentlich keines mehr, zu oft hat man das schon so gehört. Der Gesang wirkt unmotiviert, kastratenhaft, viel zu oft wird hoch geträllert und jedesmal gehts noch höher hinaus. Das setzt sich nun so fort, Songs und Refrains sind baukastenartig zusammengesetzt, man kann also mühelos den Chorus vom Opener im vierten Song einsetzen, beliebig Soli austauschen, das Riff von Song 6 könnte im dritten Verwendung finden, auffallen würde es niemand, nicht einmal Lars selbst. „Was Home“ ist die obligatorische Ballade mit allerübelstem Kitschfaktor, so haben 1972 in Ilja Richters „DISCO“ Leute wie CHRISTIAN ANDERS oder JÜRGEN MARCUS geschmachtet. Und die waren härter, echt jetzt mal. „Illusions were blinding“ flötet Lars unbeirrt in Richtung Dieter Thomas Heck schielend. Meine Güte!

„Dare“ bietet erneut eine Eröffnung im VICIOUS RUMORS-Stil, dann gibts Teutonendresche, wild, unmotiviert, jaulend, zwischendrin will Lars unbedingt auch noch nach Rock’n’Rolf klingen, obwohl dessen Vocals doch auch nur in der Phase zwischen „Death Or Glory“ und „Blazon Stone“ wirklich annehmbar waren. Und das Nachbrüllen von Refrainworten war schon Ende der Achtziger out. Der gleiche Gitarrenüberschlag wie am Anfang von „Follow The Sign“ funktioniert bei PROFUNDI (die allerdings auch von ganz anderem Kaliber sind) in „Lifeless, Cold and Crimson“, da seltener und focussiert eingetzt, richtig gut, andauernde Wiederholung war nämlich noch selten das Maß aller Dinge, außer in der aussterbenden Akkordarbeit. Die Höhe des Ganzen ist das Finale, das geschmacklose QUEEN-Cover „The Show Must Go On“, ich denke, Lars sollte von nun an aufpassen, um des nachts nicht ungebetenen und folgenreichen Besuch vom zu Recht erbosten, ob dieser anmaßenden Blasphemie in seiner verdienten Ruhe zutiefst gestörten Freddie zu erhalten…

Was bleibt? Nicht viel. METALIUM sind Poser, machen Metal in immer gleicher Weise. Außerhalb Deutschlands fallen mir eigentlich nur HAMMERFALL ein, die ähnlich gradlinig permanent sich selbst (oder die wenigen Vorbilder) kopieren. Gut, MOTÖRHEAD machen das auch, aber mit Charme, Witz und Esprit und haben dabei eben immer wieder gute Rocksongs zu bieten; sie befinden sich allerdings auch in einer ganz anderen Liga. Man könnte nun darüber diskutieren, ob Rock oder Metal unbedingt innovativ sein sollte oder nicht, jedoch eines muß meines Erachtens in jedem Falle gewährleistet sein: die Musik sollte wenigstens Ideen beinhalten, von mir aus auch gut geklaute neu zusammengesetzt.

Das hier besprochene Opus jedoch hat weder Einfallsreichtum noch Inspiration, es mangelt an kompositorischer Finesse, Esprit und berührt überhaupt nicht. „Digital Dictator“ von VICIOUS RUMORS ist ein Klassiker, der auf schon damals rafiniert „geliehenen“ Ideen aufbaute. Am Thron deutscher Klassiker, BLIND GUARDIANS „Imaginations From The Other Side“, RUNNING WILDS „Death Or Glory“ oder ACCEPTS „Restless And Wild“ können METALIUM nicht rütteln und sägen erst recht nicht. Und um abschließend mal ein Gegenwartsbeispiel zu nennen, die schwedische Band WOLF strotzt auch nicht vor Innovation, aber sie hat das nötige Augenzwinkern, ein Händchen im Arrangieren von Songs, so kann traditioneller Metal auch heute gut gemacht werden. METALIUM tappen dagegen auf der Stelle, aber vielleicht wollen sie das ja auch. Für Freunde von SINNER, RHAPSODY, TAROT und den diversen Ablegern könnte das reichen.

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25.01.2007

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1 Kommentar zu Metalium - Nothing To Undo - Chapter Six

  1. echnatron sagt:

    Also ich frage mich immer, warum hier immer wieder Leute mit den Reviews von CDs beauftragt werden, deren Stil sie offensichtlich schon rein grundsätzlich nicht mögen…wie kann denn dabei ein unvoreingenommenes Review bei rauskommen?

    5/10