Morlas Memoria - Adieu

Review

Galerie mit 15 Bildern: Morlas Memoria - Beatpol Dresden 2019

Ursprünglich hätte das dritte Album von MORLAS MEMORIA bereits im Sommer 2021 fertiggestellt werden sollen. Letztlich erwies sich die Produktion jedoch als deutlich schwieriger und zeitaufwändiger, als es die Dresdener sich zum Start ihrer zugehörigen Crowdfunding-Kampagne vor knapp fünf Jahren vorgestellt hatten. Glücklicherweise ist die Band jedoch allen Unwägbarkeiten zum Trotz auf Kurs geblieben und feiert mit „Adieu“ gänzlich unerschrocken den Aufbruch in unbekannte Gefilde.

Bei MORLAS MEMORIA herrscht Aufbruchsstimmung

Klar, musikalisch sind sich die Symphonic-Metaller treu geblieben. Die Kombination von harten Gitarrenriffs, epischen Orchesterklängen und dem glockenhellen Soprangesang von Frontlady Leandra Johne unterscheidet MORLAS MEMORIA nicht grundlegend von namhaften Genrevertretern wie EPICA, XANDRIA oder VISIONS OF ATLANTIS. Dabei ist im Vergleich mit den beiden Vorgängeralben „Follow The Wind“ und „Mine Of Pictures“ eine klare Weiterentwicklung erkennbar. Das in der Vergangenheit bereits erfreulich schlüssige Songwriting wirkt auf „Adieu“ nochmals runder und abwechslungsreicher, während die phänomenal guten Orchesterparts nie zum Selbstzweck verkommen.

Konzeptionell wagen MORLAS MEMORIA indes den Schritt weg von den mythischen und fantastischen Motiven und hin zu realen Abenteuern der Menschheitsgeschichte. Die Lieder zelebrieren den menschlichen Wagemut und Forscherdrang, mal eher abstrakt und allgemein („The Unknown“), häufiger jedoch anhand konkreter Expeditionsgeschichten wie der Franklin-Expedition von 1845 bis 1848 („Lost Expedition“) oder der Sigi-Löw-Gedächtnisexpedition zum Nanga Parbat 1970 („Brothers“). Während es also überwiegend um Männer geht, die zu den geographischen Grenzen der bekannten Welt aufbrechen, setzen MORLAS MEMORIA mit „Radium“ bewusst einen Kontrapunkt, der der bahnbrechenden Forschung der zweifachen Nobelpreisträgerin Marie Curie ein Denkmal setzt. Bei allem Heldenmut wird jede dieser Abenteuergeschichten jedoch in der ein oder anderen Weise vom Tod als zuverlässigem Begleiter überschattet, was in der gleichermaßen subtilen wie omnipräsenten Düsternis der Stücke seinen musikalischen Ausdruck findet.

An der Stimme scheiden sich die Geister

Technisch agiert die Band auf durchwegs hohem Niveau, was insbesondere auch für den opernhaften Gesang von Leandra Johne gilt. Dennoch dürften sich an der Stimme der ausgebildeten Sopranistin die Geister scheiden, wirkt diese doch wenig markant und lässt insbesondere die rauhen Rockröhren-Momente von Genre-Koryphäen wie Floor Jansen (NIGHTWISH) oder Simone Simons (EPICA) vermissen. Umso gelungener wirken die wohldosierten Akzente, die Leandras Bruder und Ex-Metal.de-Kollege Theo Johne mit seiner Stimme setzt, insbesondere im grandiosen Anti-Kriegs-Lied „Der Letzte Gruss“. Der zwar nicht wahnsinnig innovative, aber durchwegs abwechslungsreiche Sound wird von einer vergleichsweise trockenen, erdigen Produktion abgerundet, die den einzelnen Instrumenten Raum zum Atmen lässt und nicht der Versuchung erliegt, die eigentlichen Songs in flächigem Orchesterbombast zu ertränken.

Ein perfektes Album ist „Adieu“ freilich nicht geworden. Hier und da ruhen sich MORLAS MEMORIA etwas zu sehr auf etablierten Genre-Standards aus und verlassen sich zu sehr auf gefällige, aber wenig zwingende Melodien. Darüber hinaus fehlt es an einem echten Hit, der aus der Masse an gutklassigen Songs hervorstechen und über die eigene Fanbasis hinaus Aufmerksamkeit erregen könnte. Dafür entschädigt jedoch die tolle Atmosphäre, die hörbare Spielfreude und die Liebe zum Detail, die in dieses Album geflossen sind. So bleibt nach dem grandiosen A-Cappella-Abschiedschor „Adieu“ eine dicke Gänsehaut zurück und die Hoffnung, auf das nächste Album von MORLAS MEMORIA nicht wieder acht Jahre warten zu müssen.

16.02.2025

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