My Lament - The Season Came Undone

Review

So ein bisschen liefen MY LAMENT aus Antwerpen bislang unter dem Radar, selbst für ausgesprochene Anhänger des Death-Doom-Genres. Das mag vor allem daran liegen, dass die Belgier:innen es seit ihrer Gründung im Jahr 2002 gerade einmal auf ein Album und eine EP gebracht haben, wovon letztere auch schon wieder acht Jahre auf dem Buckel hat. Für die neue Platte verspricht die Band in den beiliegenden Liner Notes: „“The Season Came Undone“ ist kein typischer Doom Metal“. Behauptet haben das schon einige, schauen wir also, ob MY LAMENT hier den Mund nicht etwas zu voll genommen haben.

MY LAMENT – Nicht der typische Doom Metal?

Mit Quasi-Neuzugang (er ist auch bereits seit 2017 dabei) Robrecht Vandemeulebroecke scheinen MY LAMENT eine kleine Wiederbelebung erfahren zu haben. So übernimmt der Mann nicht nur das Mikro von seinem Vorgänger Xavier De Schuyter, sondern die zweite Gitarre gleich noch dazu. Aber zurück zu den gemachten Verheißungen: „Everything Goes To Waste“ beginnt mit einem stimmungsvoll-traurigen Hauptthema, das allerdings schon recht typisch nach Zeitlupenmetal klingt, genauer gesagt verdammt nach MY DYING BRIDE. Der Wechselgesang weicht hier zwar etwas ab, während die tiefen Growls noch vertraut klingen, ist der Klargesang eher modern gehalten, also keineswegs eine Kopie von Alan Stainthorpes eher klassisch-folkigen Ansätzen.

A propos modern, gleiches gilt auch für die recht präsenten Synthesizer-Flächen, die beispielsweise „My Mausoleum“ einleiten, aber keineswegs die traurige Grundstimmung verwässern, da sie immer wieder von gelungenen Riffs gekontert werden. Der Klargesang geht nun stärker in Richtung Gothic, was erneut die Nähe zu den britischen Mitbegründern des Doom, hier natürlich auch PARADISE LOST, unterstreicht. Für ein wenig Abwechslung in all der Melancholie sorgt die zweite Songhälfte mit zwischendurch leicht angezogenem Tempo und einem funken Hoffnung. Diese Abwechslung sorgt am Ende dafür, dass „My Mausoleum“ trotz seiner knapp acht Minuten nicht zu lang wirkt.

Während „Fallacy“ etwas sehr beliebig ausgefallen ist, kann „Like Fallen Rain“ mit seinem stimmungsvollen Beginn und seinem klagenden Gitarrensolo glänzen. „Oh, Fall“ sorgt mit höherem Tempo und gelungenen Melodievariationen erneut für Kurzweil, bevor „Dying Of The Light“ noch einmal zeigt, worin MY LAMENT am besten sind: Dem Erzeugen von Atmosphäre. Das gilt im Übrigen vor allem in den clean gespielten, ein wenig nach Post-Metal klingenden Parts, die aber gerne konsequenter ausgebaut werden dürften. Auch das Instrumental „Like Something Almost Being Said“ zeigt noch einmal, wohin die Reise gehen sollte, wenn man wirklich, wie selbst attestiert, wie keine andere Band klingen möchte, denn hier kommt zeitweise sogar Black-Metal-Riffing zum Einsatz.

Nur in Ansätzen eigenständig – „The Season Came Undone“

MY LAMENT scheitern am Ende an ihrem eigenen Anspruch, kein typisches Doom Album zu liefern, denn „The Season Came Undone“ ist genau das. Sehr stark orientiert an MY DYING BRIDE, wird in vielen Momenten die ultimative Todes-Zeitlupen-Blaupause zitiert, garniert mit dem üblichen Thema von der Vergänglichkeit von allem was wir lieben, das sich durch das ganze Album zieht. Dabei machen die Belgier:innen durchaus keine schlechte Figur, die Platte klingt durch die Bank weg gut, einige starke Ideen sind auch vorhanden. Letztlich zeigt „The Season Came Undone“ auch ein paar eigenständige Ansätze, die aber leider nur Ansätze bleiben. So ist daraus ein eben doch sehr typisches Genre-Album entstanden, das seine Fans finden wird, zeitweise gar überdurchschnittlich tönt, aber am Ende doch nicht das gewisse Etwas hat, um komplett aus der Masse vergleichbarer Bands herauszustechen.

30.09.2023

"Time doesn't heal - it only makes you forget." (Ghost Brigade)

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