Nanowar Of Steel - Dislike To False Metal

Review

Soundcheck März 2023# 22 Galerie mit 25 Bildern: Nanowar of Steel - Summer Breeze Open Air 2023

NANOWAR OF STEEL veröffentlichen mit dem programmatisch betitelten „Dislike To False Metal“ ihr inzwischen fünftes Studioalbum. MANOWAR worshipping durch und durch?

NANOWAR OF STEEL – die spinnen, die Römer!

NANOWAR OF STEEL haben es im Laufe der Zeit geschafft, sich zu einer, *räusper*, ernstzunehmenden Parodie- bzw. Fun-Band im Metal zu entwickeln. Das gelingt den italienischen Spaßvögeln, da sie im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern begabte Musiker und Songwriter sind, dazu talentierte Texter und die Kombination aus allem tatsächlich witzig ist, zumindest für Fans des Genres Metal. Dabei wagt der italienische Exportschlager gerne auch mal den untruen Blick über den musikalischen Tellerrand, die Limitierung auf reinen Heavy Metal ist nicht ihre Sache. Und die sympathischen Römer entwickeln sich beständig weiter, zuletzt bewiesen mit dem Vorgänger „Italian Folk Metal“ (2021). Das hat zur Folge, dass wenn man den humoristischen Ansatz mal einfach ausblenden würde, die Musik für sich tatsächlich trotzdem funktioniert. Und mindestens das hebt NANOWAR OF STEEL deutlich von vielen anderen ähnlich gearteten Bands ab. Und so ganz nebenbei zur wichtigsten italienischen Metal-Band, die nicht irgendwie von RHAPSODY abstammt oder selbst ist.

„Dislike To False Metal“ – jetzt wird es ernst!

Auch „Dislike To False Metal“ ist vollgepackt mit treffsicheren Anspielungen und liebevollen Parodien und führt den bisher eingeschlagenen Weg von NANOWAR OF STELL konsequent weiter. „Sober“ eröffnet das Album, das ist flotter Pirate Metal nahe an ALESTORM inklusive diesem schrägen Gesang. Allerdings geht es hier nicht um Rum, sondern um Mineralwasser, Tee und Fruchtsaft, gesundheitsbewusste Seeräuber also auf der entspannten Jagd nach Bitcoin-Schätzen. Eine Ode an marine Nüchternheit! „Winterstorm In The Night“ ist eine Symphonic Metal-Hymne mit ELEINE-Sängerin Madeleine Liljestam über einen Wintersturm im frostigen Norden Norwegens – halt nein, es geht um sanft auf den Boden rieselnde Kopfschuppen, die man hier auch noch als „Parmesan Of The Gods“ bezeichnet. Ein echter super eingängiger Ohrwurm! Das erste musikalisch genrefremde Lied ist „Disco Metal“, hier wird der Titel wörtlich genommen, NANOWAR OF STEEL entführen uns in die Club-Sounds der Neunziger inklusive Discobeats, klebrige Synthies und penetrant übertriebenen Autotune-Sounds, hat schon was von HADDAWAY, abgesehen natürlich von diversen Anspielungen auf Horrorklassiker wie „Armee der Finsternis“ oder „Es“. Szenepolizisten werden es hassen.

„Muscle Memories“ ist die kraftvolle Power-Ballade des Albums über Fitnesswahn, aber der Knaller folgt mit dem epischen, vielseitigen „Chupacabra Cadabra“. Hier mischen NANOWAR OF STEEL in neun Minuten Spielzeit mexikanische Klänge und Western mit Prog und Power Metal. Für das martialische „Pasadena 1994“ holten sich NANOWAR OF STEEL Verstärkung in Form von Gastsänger Joakim Brodén von SABATON. In ebenjenem kraftvollen Stil erzählen die Italiener von einer heldenhaften Schlacht gegen Brasilien – das WM-Finale von 1994. Melodische Ohrwurmmelodien und einen Hieb gegen die Szenepolizei gibt es in „Metal Boom Battalion“, während „Dimmu Boogie“ tatsächlich astreinen partytauglichen Boogie enthält. Mit dem romantischen, radiotauglichen „Protocols (Of The Elders Of Zion) Of Love“ beweisen NANOWAR OF STEEL nach „Biancodolce“ ein weiteres Mal, dass sie durchaus auch als Boygroup taugen würden, wenn sie denn hier nicht über Verschwörungstheorien wie zum 11. September oder Echsenmenschen singen würden. Abgeschlossen wird „Dislike To False Metal“ mit „The Power Of Imodium“, hier treffen überdrehtes DRAGONFORCE-Gitarrengefrickel auf RHAPSODY OF FIRE-Epik sowie auf POWERWOLF-Refrain, das Ganze garniert mit „Go West“ (PET SHOP BOYS) und „Bohemian Rhapsody“ (QUEEN) Verweisen.

Bescheuert, aber mit Niveau

NANOWAR OF STEEL überraschen mit einer unglaublichen Bandbreite und mischen mit Leichtigkeit verschiedenste Stile gekonnt miteinander. Vieles, was man auf „Dislike To False Metal“ zu hören bekommt, ist gar kein Metal. „Italian Folk Metal“ war da etwas homogener, „Dislike To False Metal“ bietet dagegen in jeglicher Hinsicht mehr. Und so herrlich bescheuert auch einige der Ideen der Italiener sind, stets halten sie dabei immer das Niveau. Stark!

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07.03.2023

Geschäftsführender Redakteur (stellv. Redaktionsleitung, News-Planung)

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4 Kommentare zu Nanowar Of Steel - Dislike To False Metal

  1. doktor von pain sagt:

    Ich mag die Band, auh wenn ich längst nicht alles lustig finde, was die fabrizieren. Aber musikalisch ist das schon echt gut gemacht. Ob Nanowar (of Steel) aber tatsächlich die wichtigste italienische Metal-Band ist, die nix mit Rhapyody (of Fire) zu tun hat – so wie es in der Rezension steht -, darüber ließe sich natürlich streiten. Da würden mir dann doch eher ein paar andere Vertreter aus dem Stiefelland einfallen.

  2. Se Wissard sagt:

    Schon vorbestellt! Nicht jeder Text ist tatsächlich auch richtig lustig, ist aber egal, denn im Vergleich zu der ein oder anderen deutschen Band, die sich Humor auf die (rosa) Fahne geschrieben hat, sind Nanowar of Steel musikalisch top. Das kann man auch auf italienisch bestens hören, ohne dass man den Witz verstehen muss. Der kommt oft auch erst in Kombination mit den Videos. Norwegian Reggaeton hat ja schon Menschen außerhalb der Metal-Blase überzeugt.

  3. Se Wissard sagt:

    Und jetzt zwei Mal gehört. Der Vorgänger war gut, aber die Songs haben mich da nicht ganz so überzeugt. Dagegen brennen sie hier wieder ein Feuerwerk an sprühenden Ideen ab, so wie auf den früheren Alben. Die Bandbreite ist hier schon groß, da mag die Platte dann auch etwas inhomogen wirken. Aber ich habe unheimlich viel Spaß mit dem Album, egal ob mit Text lesen (was sich hier wirklich auch mal lohnt!) oder komplett ohne.
    Objektiv gesehen würde die Band nahezu jede Power Metal-Band in die Tasche stecken können, aber zum Glück ist ja nie ein ernstes Album von ihnen zu erwarten. Und dass die Parodie mittlerweile musikalisch wesentlich besser als das Original (Hart und stark, laut und schnell anyone?) ist, ist ja auch bezeichnend.

    8/10