Primal/Iugulatus/Deep Desolation - Chapel Of Fear

Review

Eine Scheibe, die einen Einblick in den Black-Metal-Untergrund – falls es so etwas im Facebook-Zeitalter überhaupt noch geben kann – unserer östlichen Nachbarn verspricht: Aufgeteilt wurde die „Chapel Of Fear“ betitelte Veröffentlichung unter drei dunklen Kapellen aus Polen, die sogar alle drei im zentral gelegenen Lodz, das mit mehr als 700.000 Einwohnern die drittgrößte Stadt des Landes ist, ansässig sind.

Den Anfang macht PRIMAL, ein seit 2008 existierendes Einmannprojekt, das es bisher auf zwei Demos gebracht hat. „Nadczłowiek“ beginnt bemüht atmosphärisch mit Keyboardeinsatz, bevor bald relativ harscher – weil schneller und mit unspektakulärem kehligem Gesang garnierter – Black Metal das Zepter übernimmt. Dem Muster folgen die drei acht- bis zehnminütigen Stücke bei hausbackenen Riffs durchgehend: Das Tempo variiert zwischen schnellen und zahlreichen langsamen Passagen, wobei der Gesang dem mehr Rechnung tragen und nicht ganz so gleichförmig grimmig daherkommen sollte – einzig das unheimliche, kaum wahrnehmbare Keuchen im ruhigen Mittelteil von „Matka Noc“ nimmt sich hier positiv aus. Alles in allem wirkt PRIMAL – vielleicht auch durch die etwas (zu) verwaschene Produktion – mäßig und dröge, auch Glockengeläut, Neugeborenengeschrei und ein längeres Gitarrensolo (im letzten und längsten Stück „Poza Grób“) vermögen es nicht, den Hörer aus dem durch die farblose Darbietung ausgelösten Dämmerzustand zu reißen. (4/10)

Jeweils um die sechs Minuten laufen die drei IUGULATUS-Stücke und bieten sauber ausgeführten, schnörkellosen (Old School) Black Metal mit obligatorischen Thrash-Wurzeln; meist mittelschnell mit einigen Knüppelpassagen. Doch auch wenn insbesondere das schön treibende „Master Of Illusion“ und das schwer stampfende „Gates Of Abyss“ recht ansprechend aus der Anlage schallen, erschien „Call Of The Horned God“, das letztjährige Debüt der erst seit 2009 zusammen lärmenden Fünf, noch einen Tick enthusiastischer und schwärzer. Hinzu kommt als weiterer (kleiner) Minuspunkt, dass man die in ihrer Klischeehaftig- und Einfältigkeit schwer zu überbietenden Texte („Will Of Chaos, Will Of Satan, Do What You Want To Do, Don’t Be Like The Others“) leider stellenweise zu gut versteht, als dass man sie bei der abschließenden Wertung ausblenden könnte. (5/10)

DEEP DESOLATION, deren Erstwerk „Subliminal Visions“ vom Kollegen Alboin im Februar ziemlich abgewatscht wurde, präsentieren auch auf der vorliegenden Split ihren nach wie vor einfach gestrickten, sehr schleppenden und riffbetonten Black Metal. Ganz so übel erscheinen das bemüht düstere und titelgebende „Chapel Of Fear“ und das etwas lebhaftere und eingängigere „Satanic Orgy“ aber nicht, wenngleich der kratzige Gesang zu harmlos bleibt und die ganze Chose für diese Art von Musik nicht finster und dreckig genug wirkt. Übrigens „glänzen“ auch DEEP DESOLATION erneut mit solch dämlichen Texten, dass man meinen könnte, die vier Herren hätten sich mit IUGULATUS einen Wettkampf um die größte verbale Peinlichkeit geliefert: Wie auch schon bei „Christ’s Incest“ vom Debüt werden während der satanischen Orgie wieder die öden Fellatio-Phantasien ausgepackt und in stotternden Ergüssen mit ausgelutschten Phrasen aus dem kleinen Einmaleins des Teufelskultes vermengt. (4/10)

Immerhin ist die gut einstündige „Chapel Of Fear“ eine stimmige Split geworden – stimmig nämlich in der Hinsicht, dass keine der drei polnischen Formationen begeistern kann, wenngleich IUGULATUS mit ihrem Old School Black Metal mindestens grundsolide Kost abliefern und auch PRIMAL sowie DEEP DESOLATION trotz aller Kritik nicht völlig für die Tonne sind.

16.09.2011

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